Schauspielerin und Künstlerin Anne Tismer

An der Volksbühne ist eine "sehr, sehr gute Stimmung"

Die Schauspielerin Anne Tismer
Die Schauspielerin Anne Tismer arbeitet derzeit an der Berliner Volksbühne und ist begeistert. © imago stock&people
Moderation: Janis El-Bira · 04.11.2017
Die Schauspielerin Anne Tismer kehrt für die Eröffnung der neuen Berliner Volksbühne ans Stadttheater zurück. Sie wird dort Texte von Samuel Beckett spielen. Die Veränderungen am Haus unter der Leitung von Chris Dercon sieht sie als "Chance für Berlin", noch internationaler zu werden und künstlerisch "in eine ganz andere Dimension zu kommen".
Wer sie zu Beginn dieses Jahrtausends am Theater sah, der kam aus dem Schwärmen oft gar nicht mehr raus: Ihre magische Bühnenpräsenz machte Anne Tismer für viele zur vielleicht schillerndsten Schauspielerin Deutschlands. Doch dann ließ die so Verehrte den großen Theaterbetrieb einfach hinter sich. Seitdem macht sie Performances und Aktionskunst, etwa am inklusiven Theater Thikwa oder zusammen mit den Puppenspielern von Das Helmi. Mal in Europa und dann wieder im westafrikanischen Togo, wo sie seit einigen Jahren lebt.
Zur Eröffnung des Großen Hauses der neuen Berliner Volksbühne wird sie nun aber doch noch einmal in einem beinahe klassischen Schauspielkontext zu sehen sein – mit drei Einaktern von Samuel Beckett, inszeniert von Becketts Weggefährten Walter Asmus.

Die neue Volksbühne Berlin als idealer Ort

Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur erklärte Anne Tismer, dass es vor allem die Ausrichtung der neuen Volksbühne Berlin war, die sie von diesem Engagement überzeugen konnte:
"Die Struktur und die Situation, wie sie jetzt an der Volksbühne Berlin ist, ist für mich eigentlich ideal, muss ich sagen. Ich freue mich sehr über die sehr, sehr gute Stimmung am Haus. Ich freue mich sehr, dass Chris Dercon jemand ist, der aus der bildenden Kunst kommt und dadurch einen anderen Blick auf die darstellenden Künste mitbringt. (…) Und dann gibt es sehr viele Künstler aus verschiedenen Bereichen, vor allem aus sehr vielen verschiedenen Ländern, was ich sehr, sehr wichtig und sehr toll finde, weil ich ja in vielen verschiedenen Ländern gearbeitet habe. Und es gibt sehr viel, was noch gar nicht bekannt ist in Deutschland."

Becketts komprimierte Unendlichkeit

Dass sie nun zur Eröffnung jedoch ausgerechnet Samuel Beckett spielt, obwohl sie einmal gesagt hat, sie habe eigentlich keine Lust mehr auf die Texte toter Männer, ist für Anne Tismer kein Widerspruch:
"Also die Texte von Beckett sind ja keine Theaterstücke in dem Sinne. Diese drei Texte, die ich da habe, die beschreiben eine Unendlichkeit, die komprimiert ist in zehn Minuten. Und das ist etwas, was man beim ersten Lesen überhaupt gar nicht begreifen kann. (…) Ich hoffe, dass ich dem so nahe wie möglich komme, und dass ich auch dem sehr genauen Gehör von Walter Asmus, der das ja mit mir zusammen erarbeitet, genügen kann."
Nicht zuletzt hat diese Arbeit für Anne Tismer auch einen persönlichen Hintergrund in der Person des Beckett-Übersetzers Elmar Tophoven:
"Den Künstler Beckett kenne ich natürlich schon lange, weil die Familie Tophoven mich seit meiner Geburt begleitet und mit meinen Eltern gut befreundet ist. Das ist natürlich so eine private Sache. (…) Ich bin gar nicht spirituell, aber ich dachte: Ich muss das auf jeden Fall machen. Ich habe ja auch mal gesagt, dass ich auch für die Geister spiele. Das ist schon auch so."
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