Schauspielerin Sandra Hüller zum Film "In den Gängen"

Zarte Liebe zwischen Paletten-Stapeln

Sandra Hüller und Franz Rogowski in dem Film "In den Gängen", der auf der Berlinale im Wettbewerb läuft.
Sandra Hüller und Franz Rogowski in dem Film "In den Gängen", der auf der Berlinale im Wettbewerb läuft. © Sommerhaus Filmproduktion / Anke Neugebauer
Schauspielerin Sandra Hüller im Gespräch mit Britta Bürger · 23.02.2018
Nach Filmen wie "Toni Erdmann" und "Fack ju Göhte" ist Sandra Hüller nun in dem Berlinale-Film "In den Gängen" zu sehen, der in einem Großmarkt spielt. Für die Vorbereitung auf den Film hat sie vor Ort Paletten ausgeräumt und auch den "Gabelstapler-Führerschein" gemacht.
Wenn es mit der Schauspielschule nicht geklappt hätte, wäre sie Hebamme geworden. Das versprach sie jedenfalls ihren Eltern. Aber inzwischen gehört Sandra Hüller zu den großen Darstellerinnen auf der Bühne und der Leinwand. Jetzt ist sie auf der Berlinale in Thomas Stubers Weltpremiere "In den Gängen" zu sehen – eine Milieustudie aus einem Großmarkt.
"Im Zusammenhang mit dem Film ist auch immer wieder der Begriff 'kleine Leute' gefallen. Ich habe ein bisschen Schwierigkeiten mit dem Begriff, weil wir das letztendlich alle sind. Wenn ich 'kleine Leute' sage, gucke ich automatisch auf sie runter. Es gefällt mir nicht, weil letztendlich sind es die Menschen, die die Basis der Gesellschaft bilden und ohne die wir nicht leben könnten."
Ihren internationalen Durchbruch hatte Sandra Hüller mit "Toni Erdmann" in der Rolle der Unternehmensberaterin Ines. Für die Oscar-Nominierung reiste die Schauspielerin zum ersten Mal in die USA.
"Als wir dort waren, habe ich schon gemerkt, dass da ein enormer Druck auf das äußere Erscheinungsbild herrscht und ich überhaupt nicht willens bin, mich dem zu ergeben. Ich bin ganz froh so wie ich mit mir bin, aber ich hatte das Gefühl, dass es dort ein sehr, sehr großes Thema ist und dass ein Großteil der Konzentration der Leute, die dort arbeiten, sich darauf beschränkt."

"Die Menschen haben so viele Ausdrucksmöglichkeiten"

Einen Kassenschlager landete sie auch mit "Fack ju Göhte 3", wo sie eine Lehrerin spielte. Davor hatte Sandra Hüller etliche hoch gelobte Theater-Auftritte und zeigte in Filmen wie "Requiem", "Finsterworld" oder "Anonyma" die vielen Facetten ihres schauspielerischen Könnens.
Ihr sei häufig vorgeworfen worden, zu leise zu spielen, hat Sandra Hüller einmal gesagt, aber das sei ihr lieber, als eine Rolle künstlich aufzublasen. Wahrscheinlich ist es genau das, was ihren Figuren diese Glaubwürdigkeit verschafft, für die sie inzwischen bekannt ist.
"Die Menschen haben so viele Ausdrucksmöglichkeiten, und das Reservoir an Gefühlen, das jeder Mensch hat, ist überall gleich. Es geht immer nur um den Kanal, durch den das rauskommt. Letztlich haben wir alle dieselben Gefühle. Ich genieße beides, ich mag stille Sachen und sehr laute, kraftvolle auch."
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