Schauspieler Christian Berkel

Auf der Suche nach der ganzen Geschichte

Schauspieler und Autor Christian Berkel im Gespräch mit Moderatorin Susanne Führer während der Frankfurter Buchmesse.
Schauspieler und Autor Christian Berkel im Gespräch mit Moderatorin Susanne Führer während der Frankfurter Buchmesse. © Deutschlandradio / David Kohlruss
Christian Berkel im Gespräch mit Susanne Führer · 15.10.2018
Christian Berkel gehört zu den bekanntesten deutschen Schauspielern. Nun hat er das Genre gewechselt und einen Roman geschrieben. „Der Apfelbaum“ erzählt eine bewegende Familiengeschichte über mehrere Generationen.
Die Familie hatte sich unter einem Apfelbaum im Garten versammelt, als der kleine Christian Berkel zum ersten Mal hörte, dass er selbst teilweise jüdisch ist. Als seine Mutter auf seine Nachfrage, ob er denn "nicht ganz" jüdisch sei antwortete: "Nein, nicht ganz", sei er geschockt gewesen.
"Ich habe jahrelang darüber nachgedacht, warum mich das so getroffen hat, warum ich sofort anfing zu weinen. Die Antwort ist ganz einfach: Für ein Kind ist das, was nicht ganz ist, kaputt. Es war also eigentlich das ganz unmittelbare Erlebnis eines Identitätsbruchs.", sagt Berkel.
Auch seine Frage, ob er denn ein "ganzer Deutscher" sei, beantwortete seine Mutter mit "Nein, nicht ganz". Daraufhin habe er mit dem folgenschweren Satz geantwortet, dass er aber ein ganzer Deutscher sein wolle.

Beschäftigung mit dem Identitätsbruch

"Von da an begann die Beschäftigung mit dem Identitätsbruch. Die nächsten Jahre wollte ich mit dem Deutsch-Sein und mit Deutschland eigentlich überhaupt nichts zu tun haben, bin nach Frankreich und es begann eine lange Odyssee."
Es dauerte Jahrzehnte, bis der Schauspieler sich daran machte, der dramatischen Geschichte seiner Familie nachzugehen und sie aufzuschreiben. "Der Apfelbaum" heißt der Roman, den der inzwischen 60-Jährige auf der Frankfurter Buchmesse vorstellte.
Christian Berkel, vielen als Bruno Schumann aus der Serie "Der Kriminalist" bekannt, führt den Spannungsbogen in seinem Buch über mehrere Generationen, erzählt von einem Jahrhundert deutscher Geschichte. Sein Roman beschäftige sich mit den "blinden Flecken" in seiner Familiengeschichte.

Türen für Geschichten öffnen

Seine Motivation schildert Christian Berkel so:
"Ich hatte einfach keine Lust mehr, durch mein Leben zu wandern wie ein Buch, aus dem einzelne Kapitel herausgerissen wurden, unverständlich für andere wie für mich selbst. Als ich angefangen habe, einzelnen Menschen einzelne Geschichten zu erzählen, gemerkt, dass sie relativ schnell angefangen haben, eigene Geschichten zu erzählen. Ich glaube der einzige Weg, mit den blinden Flecken umzugehen ist, sich zu öffnen. Und wenn man die Tür aufmacht, machen andere Menschen plötzlich auch die Tür auf."
Schon als kleiner Junge wusste Berkel, der zu Teilen in Frankreich aufwuchs, dass er Schauspieler werden wollte. Schon früh ging er, wann immer es möglich war, ins Theater, auch in Paris. Dort nahm er als 14-Jähriger seinen ersten Schauspielunterricht bei einem der größten Theater- und Filmschauspieler der damaligen Zeit: Pierre Bertin.
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