Schau über Victor Papanek im Vitra Design Museum

Ein Designer, der das Soziale über das Schöne stellte

Victor J. Papanek "Tetrakaidecahedron", 1973-1975 (bewegliche Spielplatz-Struktur; entworfen mit einem Studenten, Eltern, Lehrern und Schülern)
Victor J. Papanek "Tetrakaidecahedron", 1973-1975 (bewegliche Spielplatz-Struktur; entworfen mit einem Studenten, Eltern, Lehrern und Schülern) © Universität für angewandte Kunst Wien/Victor J. Papanek Foundation
Amelie Klein im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 30.09.2018
Was hat uns der Designer Victor Papanek heute, 20 Jahre nach seinem Tod, noch zu sagen? Seine Gedanken über Sozial- und Umweltverträglichkeit seien heute aktueller denn je, sagt Amelie Klein, Kuratorin einer Papanek-Ausstellung im Vitra Design Museum.
Wer behauptet, dass es nur wenige Berufe gebe, die schädlicher oder gefährlicher seien als der des Designers, und selbst Designer und Designtheoretiker ist, der hat Selbstbewusstsein und der will etwas Gutes, Langlebiges und Nachhaltiges schaffen. Der österreichisch-amerikanische Designer Victor Papanek (1923 - 1998) steckt hinter diesem Zitat.
Der österreichisch-amerikanische Designer Victor Papanek, 1959 in Buffalo, New York.
Der österreichisch-amerikanische Designer Victor Papanek, 1959 in Buffalo, New York.© Papanek Foundation/Nicolette Papane
Victor Papaneks "Design for the Real World", erschienen 1970, zählt international zu den meistgelesenen Designbüchern aller Zeiten – auch heutiger Designstudierender. Das Buch greift das Erwachen eines alternativen Designbegriffs vor dem Hintergrund der aufkommenden New Social Movements in den 60er- und 70er-Jahren auf. Design habe nicht vornehmlich die Aufgabe, schön und funktional zu sein, sondern vor allem sozial- und umweltverträglich, schreibt Papanek in seinem Buch.
20 Jahre nach seinem Tod widmet das Vitra Museum für Design in Weil am Rhein Viktor Papanek eine Retrospektive. Die Ausstellung solle zeigen, wie hochaktuell Papaneks Denken nach wie vor sei, sagt Kuratorin Amelie Klein. Dabei gehe es nicht nur um das Leben und Wirken Papaneks, sondern auch um seinen Einfluss lange nach seinem Tod.

Wie hat Papanek andere beeinflusst?

Deshalb sind in der Ausstellung auch zeitgenössische Exponate und Veröffentlichungen anderer Künstler zu sehen: "Das ist es, was wirklich spannend ist: Wir holen Victor Papaneks Gedanken und seine Kernthesen ins 21. Jahrhundert und sehen uns an, wo finden wir denn im Werk, in den Arbeiten von zeitgenössischen Designern Gedanken und Ansätze, die da anklingen. Und wie werden Papaneks Ideen in einem globalen, in einem digitalen Umfeld, in dem wir ja alle leben, weitergedacht."
Papanek sei hochaktuell mit seinem Ansatz der Sozial- und Umweltverantwortung, sagt Klein. Ein gutes Beispiel, das auch in der Ausstellung zu sehen ist: Papanek hatte seinerzeit ein Tin Can Radio entwickelt – das ressourcenschonend mit erhitztem Kuhdung betrieben werden kann.

"Polemisch und angriffslustig"

Amelie Klein weiter: Sie bewundere an Papaneks "Design for the Real World", wie "polemisch und angriffslustig" der Designer darin sei. Damit habe er Generationen beeinflusst. Kaum jemand wisse zum Beispiel, dass das internationale weiß-blaue Symbol für Barrierefreiheit auf Papanek zurückgehe – eine seiner Studentinnen habe den Grundentwurf dafür geliefert. (mkn)
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