"Schande"
Südafrika nach dem Ende der Apartheid: Ein weißer Literaturprofessor zwingt eine schwarze Studentin zu einer Affäre. Als er seine Tochter auf ihrer Farm besucht, kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Australien, Südafrika 2008, Regie: Steve Jacobs. Mit: John Malkovich, Paula Arundell, Jessica Haines. Farbe, 120 Minuten
Nach dem gleichnamigen Roman des südafrikanischen Nobelpreisträgers J. M. Coetzee und des Drehbuches von Anna-Maria Monticelli inszeniert Steve Jacobs einen dramatisch wuchtigen, emotionsstarken, brilliant gespielten Exkurs in das heutige Südafrika, in dem die Apartheid so viel angestauten Hass hinterlassen hat, dass er sich auch heute noch trotz aller Bemühungen der weißen Oberschicht für ein friedliches Miteinander nur gewalttätig Ausbruch verschaffen kann.
Der Film beginnt im elitären Lebenskreis von Professors David Lurie (John Malcovich), der an der Universität Kapstadt vergleichende Literaturwissenschaft lehrt und sich die Freiheit nimmt, nach seinem verehrten Vorbild Lord Byron das Leben eines exaltierten Genussmenschen zu führen.
Ohne Bedauern, wenn auch im sarkastischen Eingeständnis seiner Schuld, verlässt er die Universität, nachdem eine junge, schwarze Studentin eine Affäre mit ihm angezeigt hat. An der Seite seiner Tochter Lucy (Jessica Haines), die im Osten des Landes eine kleine Farm betreibt und gerade von ihrer lesbischen Partnerin verlassen wurde, inszeniert er sein Wundenlecken, doch die Realität überfällt ihn gnadenlos.
Nicht nur, dass Lucy letztlich als Pächterin des schwarzen Arbeiters Petrus (Eriq Ebouaney) fungiert, was Lurie als Sakrileg erscheint; nach einem brutalen Überfall von drei schwarzen Jungs, die Lucy vergewaltigen und den Professor fast das Leben kostet, muss er erleben, dass sich die Verhältnisse in Südafrika diametral geändert haben. Denn Lucy lässt nicht zu, dass das Verbrechen geahndet wird, sie stellt sich und das Kind, das sie erwartet, sogar unter den Schutz von Petrus, dessen Rolle bei dem Überfall zumindest zwielichtig ist.
"Schande", der Titel des Filmes, wirkt auf den Zuschauer über die gesamte Dauer der uns erzählten Geschichte als Provokation. Er ist Anlass zum Überprüfen eigener Wertvorstellungen, ohne dass uns ein innerer Monolog, den das Drehbuch aus dem Roman nicht übernimmt, führen würde.
Allein auf das Vermögen der Schauspieler gestützt, erwerden wir einem ergreifenden Drama ausgesetzt, das aus den großen gesellschaftliche Veränderungen und ihren damit einhergehenden schlimmen Verwerfungen resultiert.
Der innere Konflikt der Helden wird dabei mit sparsamen aber genau überlegten musikalischen Kommentierungen und grandiosen Landschaftsaufnahmen begleitet. So kann der Zuschauer nachempfinden, dass die Leiden trotz aller Grausamkeit der letztlich zu zahlende, ehrliche Preis sind für das Erringen einer gemeinsamen Heimat.
Nach dem gleichnamigen Roman des südafrikanischen Nobelpreisträgers J. M. Coetzee und des Drehbuches von Anna-Maria Monticelli inszeniert Steve Jacobs einen dramatisch wuchtigen, emotionsstarken, brilliant gespielten Exkurs in das heutige Südafrika, in dem die Apartheid so viel angestauten Hass hinterlassen hat, dass er sich auch heute noch trotz aller Bemühungen der weißen Oberschicht für ein friedliches Miteinander nur gewalttätig Ausbruch verschaffen kann.
Der Film beginnt im elitären Lebenskreis von Professors David Lurie (John Malcovich), der an der Universität Kapstadt vergleichende Literaturwissenschaft lehrt und sich die Freiheit nimmt, nach seinem verehrten Vorbild Lord Byron das Leben eines exaltierten Genussmenschen zu führen.
Ohne Bedauern, wenn auch im sarkastischen Eingeständnis seiner Schuld, verlässt er die Universität, nachdem eine junge, schwarze Studentin eine Affäre mit ihm angezeigt hat. An der Seite seiner Tochter Lucy (Jessica Haines), die im Osten des Landes eine kleine Farm betreibt und gerade von ihrer lesbischen Partnerin verlassen wurde, inszeniert er sein Wundenlecken, doch die Realität überfällt ihn gnadenlos.
Nicht nur, dass Lucy letztlich als Pächterin des schwarzen Arbeiters Petrus (Eriq Ebouaney) fungiert, was Lurie als Sakrileg erscheint; nach einem brutalen Überfall von drei schwarzen Jungs, die Lucy vergewaltigen und den Professor fast das Leben kostet, muss er erleben, dass sich die Verhältnisse in Südafrika diametral geändert haben. Denn Lucy lässt nicht zu, dass das Verbrechen geahndet wird, sie stellt sich und das Kind, das sie erwartet, sogar unter den Schutz von Petrus, dessen Rolle bei dem Überfall zumindest zwielichtig ist.
"Schande", der Titel des Filmes, wirkt auf den Zuschauer über die gesamte Dauer der uns erzählten Geschichte als Provokation. Er ist Anlass zum Überprüfen eigener Wertvorstellungen, ohne dass uns ein innerer Monolog, den das Drehbuch aus dem Roman nicht übernimmt, führen würde.
Allein auf das Vermögen der Schauspieler gestützt, erwerden wir einem ergreifenden Drama ausgesetzt, das aus den großen gesellschaftliche Veränderungen und ihren damit einhergehenden schlimmen Verwerfungen resultiert.
Der innere Konflikt der Helden wird dabei mit sparsamen aber genau überlegten musikalischen Kommentierungen und grandiosen Landschaftsaufnahmen begleitet. So kann der Zuschauer nachempfinden, dass die Leiden trotz aller Grausamkeit der letztlich zu zahlende, ehrliche Preis sind für das Erringen einer gemeinsamen Heimat.