Saxofonistin Céline Bonacina

Die Energie des Bergkristalls

Celina Bonacina und Gwilym Simcock
Céline Bonacina und Gwilym Simcock © Nathalie-Lady Millions
Von Martina Zimmermann · 07.11.2016
"Crystal Rain" heißt das neue Album der Saxofonistin Céline Bonacina, das sie mit ihrem "Crystal Quartett" aufgenommen und ausgerechnet bei "Cristal Records" veröffentlicht hat. Ähnlich wie der Bergkristall ist ihr Sound voller Grazie und Eleganz.
Crystal Rain – Kristallregen – mit dem Crystal Quartet: Das neue Album von Céline Bonacina dreht sich thematisch um einen Bergkristall, Symbol für Gleichgewicht, Energie und Harmonie.
"Ich suchte ein Thema für dieses Album und das kam von der Energie des Bergkristalls, der das Licht wunderschön reflektiert und eine sehr schöne Dimension gibt. Die Inspiration kommt mir oft im Traum. Da erscheinen mir die Titel meiner Stücke oder eine Melodie, entweder lasse ich sie entkommen oder ich fange sie im Flug ein und mache etwas daraus. Das ist sehr seltsam."
Céline Bonacina spielt Saxofon, komponiert und arrangiert. Sie ist der Boss, aber sie lässt ihren Musikern viel Raum. Der erste Titel auf dem neuen Album: "Smiles for serious people" – also das "Lächeln für ernste Menschen" – wird von einem "Sturm" weggefegt – Originaltitel: "Cyclone":
"Ich lebte sieben Jahre lang auf der Réunion-Insel. Auch wenn ich seit zehn Jahren wieder in die Metropole Frankreich zurückgekehrt bin, behält diese Zeit einen großen Einfluss auf mich und mein Spiel, besonders was die Rhythmik angeht. Für dieses Album habe ich aber die Réunion und den Indischen Ozean ein bisschen beiseite gelassen. Nur im ersten Stück 'Smiles for serious people' spürt man noch den Ternäreinfluss des 6/8tel-Taktes.
Der Zyklon kommt dann als zweites Stück wie ein Sturm, der alles wegbläst und Platz lässt für einen neuen Anfang. Das Album eröffnet eine weitere Erforschung meiner selbst, über die Musik und die Musiker, die auf dem Album so großzügig sind wie auch auf der Bühne und im Leben."

Verwurzelt in der europäischen Jazzszene

Nach dem Zyklon wird klar: Die Inspiration für das neue Album von Céline Bonacina ist der europäische Jazz. Das liegt auch an ihren Mitstreitern, die in der europäischen Jazz-Szene von London und Paris verwurzelt sind. Sie selbst spielt Alt-, Sopran- und vor allem: Baritonsaxofon. Von den Akkorden, die sie darauf mit beeindruckender Intensität spielt, geht eine geradezu lyrische Kraft aus.
Ihr Sound ist voller Grazie und Eleganz, mal lieblich, mal verzaubernd, immer stark. Die Musikerin erklärt diesen ihren Sound so:
"Das Baritonsaxofon ist mein Lieblingsinstrument. Ich habe 1996 damit begonnen: Ich spielte Bachsuiten für Violoncello auf dem Saxofon. In den Jazzorchestern, in denen ich damals spielte, hatte ich die Baritonrolle, d.h. ich begleitete die Posaune oder war in der Bläsersektion und spielte wenig Solos. Ich fühlte mich mit diesem Instrument sehr wohl und wollte es erforschen und öfter Solistin sein. Selbst wenn ich nicht die einzige bin: Ich wollte dem Baritonsaxofon mehr Platz einräumen, als ihm im Allgemeinen zugestanden wird.
Dieses Instrument erlaubt mir, viel auszudrücken. Man kann es sehr tief spielen, aber es kann auch extrem hohe Töne herausbringen. Die vielen Klangfiguren nutze ich gerne."

Geschichten voller Licht

Das Projekt "Crystal Rain" ist eine Erweiterung der musikalischen Möglichkeiten, wie sie die Fans von Céline Bonacina bisher kannten. Die Geschichten, die sie erzählt, sind positiv, voller Licht, voller Optimismus. Sie erzählen von Kindern, von Streifen am Himmel, vom Leben auf Tournee...
"Alle meine Kompositionen stehen mit meinem Leben in Verbindung, da ist drin, was wir erleben: Emotionen, Begegnungen und Ideen, die man in Musik umwandeln kann, das ist der kreative Aspekt der Dinge. Die Titel führen beim Zuhören. Die musikalische Idee gibt mir schon mal Lust, auf die Reise zu gehen. Dann frage ich mich, wie ich den Titel nenne für mein Publikum."
Dass das neue Album "Crystal Rain", das sie mit ihrem Crystal Quartet vorträgt, auch noch bei Cristal Records erscheint, ist übrigens reiner Zufall. Das Album war bereits aufgenommen, als der Vertrag mit dem Independent-Label unterzeichnet wurde.
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