"Save the children"-Vorstand Susanna Krüger

"Ich wollte immer wirksam sein, in dem was ich tue"

Susanna Krüger, Vorstandsvorsitzende der Hilfsorganisation "Save the Children"
Seit gut zwei Jahren managt Susanna Krüger die Hilfsorganisation "Save the Children" als Co-Chefin. © Save the Children
Susanna Krüger im Gespräch mit Ulrike Timm · 06.11.2018
Rette die Kinder, so lautet Susanna Krügers Ziel. "Save the children" heißt auch die Organisation, deren Co-Chefin sie ist. Schon früh wollte sie die Welt etwas besser machen. Sie hat es bitter nötig, wie Susanna Krüger gerade im Jemen erfahren hat.
Alle zehn Minuten stirbt im Jemen ein Kind. "Es gibt eine Dimension von Leiden in diesem Krieg, die meine Vorstellungskraft übersteigt", sagt selbst Susanna Krüger, die schon in vielen Krisengebieten dieser Welt gewesen ist. Die Lage in dem Land auf der arabischen Halbinsel ist nach vier Jahren Krieg mehr als dramatisch. Doch die Menschen können nicht fliehen. Fast 2000 Mitarbeiter von "Save the children" arbeiten seit vielen Jahren im Jemen. Weltweit engagiert sich die Hilfsorganisation mit über 25.000 Helfern in 120 Ländern.
Verantwortung für Andere zu übernehmen, das hat Susanna Krüger schon in ihrer Kindheit gelernt. Sie hatte einen Bruder mit Down Syndrom, der mit 19 Jahren verstorben ist. Er sei ihr wichtigster Lehrer gewesen. "Der hat mich gelehrt, dass es überhaupt nicht davon abhängt, was jemand leistet, ob er etwas wert ist, sondern er ist einfach da, und er ist ein Mensch. Und das man über alles lachen kann, selbst wenn es noch so traurig ist."

Wertorientiert und pflichtbewusst aufgewachsen

Die Tochter eines Diakons, der Gefängnisinsassen betreute, ist mit ihren drei Geschwister in einer sehr wertorientierten und pflichtbewussten Familie aufgewachsen. Inzwischen sei sie jedoch aus dieser "einfache-Antwort-Welt herausgewachsen" und sehe deshalb viele Dinge sehr viel differenzierter.
Dass sie einmal die Geschicke einer internationalen Organisation leiten würde, hätte Krüger sich als Jugendliche nicht träumen lassen. "Mich hat nie ein Titel interessiert, sondern ich wollte immer wirksam sein, in dem was ich tue. Ich wollte etwas im Leben von anderen Menschen und auch in meinem zum Besseren verändern und dabei auch selber lernen."
An der US-Eliteuniversität Harvard machte sie ihren Abschluss im Fach Public Management und gründete schnell ihr eigenes Unternehmen. Mehrere Jahre beriet sie humanitäre Organisationen, wie sie ihr Geld möglichst effizient einsetzen und eine große Öffentlichkeit erreichen können.

Hilfsorganisationen in Konkurrenz zu Wirtschaftsunternehmen

Seit gut zwei Jahren managt die 44-Jährige nun "Save the Children" als Co-Chefin. Allein in Deutschland hat die Hilfsorganisation mehr als 125.000 Spender pro Monat. Diese hätten ein Recht auf Transparenz der Finanzstruktur, sagt Susanna Krüger. Bei Hilfsorganisationen gebe es inzwischen eine Art Konkurrenz durch Milliardäre wie Bill Gates, private Wirtschaftsunternehmen oder religiöse Gruppierungen. "Wir sind transparent, wir stimmen uns ab. Und wir sind dadurch manchmal auch langsamer und nicht so billig wie diese neuen Konkurrenten."
Zur Zeit wünscht sich Krüger vor allem ein großes Engagement der Europäer bei den anstehenden Friedensverhandlungen für den Jemen.
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