Sauerland sagt im Loveparade-Prozess aus

"Es gibt keinen Grund mehr zum Schweigen"

Adolf Sauerland gibt am Montag 17. Oktober 2011 in Duisburg eine Erklärung ab. Gut ein Jahr nach der Loveparade-Katastrophe steht Sauerland, CDU, damals wegen des Unglücks vor einem Abwahlverfahren.
Adolf Sauerland gibt am Montag 17. Oktober 2011 in Duisburg eine Erklärung ab. Gut ein Jahr nach der Loveparade-Katastrophe steht Sauerland, CDU, damals wegen des Unglücks vor einem Abwahlverfahren. © picture alliance / dpa
Julius Reiter im Gespräch mit Dieter Kassel · 02.05.2018
Der Ex-Oberbürgermeister von Duisburg, Adolf Sauerland, sagt im Prozess um die Duisburger Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten und Hunderten Verletzten aus. Opfer und Opfer-Angehörige erwarteten von seiner Aussage Aufklärung, sagte der Anwalt Julius Reiter.
Im Prozess um die Duisburger Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten und mehr als 650 Verletzten soll heute der frühere Oberbürgermeister Adolf Sauerland als Zeuge aussagen. Der CDU-Politiker Adolf Sauerland war nach der tödlichen Massenpanik 2010 stark in die Kritik geraten, weil er nicht die politische Verantwortung für das Unglück übernehmen wollte. Gegen Sauerland selbst ist keine Anklage erhoben worden.
Bericht von Benjamin Sartory:
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Erwartet werde von Sauerlands Aussage vor allem Aufklärung, sagte Julius Reiter. Reiter vertritt als Anwalt vor Gericht fast 100 Opfer und Opfer-Angehörige.
Sauerland, der selbst nicht angeklagt ist, habe nichts mehr zu verlieren, meinte Reiter. Er könne sozusagen "auspacken über Hintergründe". Von besonderem Interesse sei es zu erfahren, wer im Jahr 2010 Druck ausgeübt habe, die Loveparade in Duisburg durchzuführen, obwohl es Sicherheitsbedenken gab. "All das möchte man gern von ihm wissen. Es gibt keinen Grund mehr zum Schweigen", so Reiter.

"Er hat zu spät politische Verantwortung übernommen"

Für die Opfer und Opfer-Angehörigen hätte eine "Erklärung" oder "Entschuldigung" des ehemaligen Duisburger Oberbürgermeisers dennoch große Bedeutung, betonte Reiter und es gebe diesbezüglich eine große Erwartung:
"Es ist natürlich so, dass er sich dumm verhalten hat in dieser Situation. Er hat zu spät politische Verantwortung übernommen, und das hat die Leute sehr geschmerzt."
Juristisch sei der Sachverhalt allerdings anders einzuschätzen, "weil man immer den bestrafen muss, der unmittelbar an der Entscheidung dran ist. Und das sind hier in diesem Fall die Verwaltungsleute, die die Genehmigung erteilt haben, und die Veranstalter, die sich nicht an Auflagen und das gehalten haben, was die Sicherheitsvorkehrungen ausmacht."
(huc)
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