Saudi-Arabien und die Familie Badawi

Nach Raif nun auch Samar Badawi inhaftiert

Die saudische Menschenrechtsaktivistin Samar Badawi im Jahr 2013
Menschenrechtsaktivistin Samar Badaw: Nach Kritik an Vormundschaftsregeln inhaftiert. © AFP /Scanfix Sweden / Anders Wiklund
Regina Spöttl im Gespräch mit Axel Rahmlow · 07.08.2018
Saudi-Arabien hat Menschenrechtler festgenommen – darunter die Aktivistin Samar Badawi, die Schwester des inhaftierten Bloggers Raif Badawi. Regina Spöttl von Amnesty International hält Kontakt mit dessen Ehefrau: "Es gibt keine guten Nachrichten."
Zwischen Kanada und Saudi-Arabien kriselt es seit einigen Tagen: der kanadische Botschafter wurde des Landes verwiesen, Flüge nach Kanada sind eingestellt worden. Der Grund: Kanada hat gegen Festnahmen von Menschenrechtsaktivisten protestiert, unter anderem gegen die der prominenten Frauenrechtlerin Samar Badawi. Sie ist die Schwester des inhaftierten Blogger Raif Badawi, der zu zehn Jahren Haft und zu Peitschenhieben verurteilt wurde, so dass die Familie gleich mehrfach betroffen ist.
Samar Badawi habe etwa gegen das Frauenfahrverbot protestiert, sagt Regina Spöttl von Amnesty International. Das Fahrverbot ist inzwischen gefallen. "Und jetzt ist Samar Badawi aufgestanden und hat gesagt, jetzt müsse auch mal diese Vormundschafts-Geschichten vom Tisch", sagt Spöttl. "Das hat sie mit der Verhaftung und der Inhaftierung bezahlen müssen." Noch sei es so, dass in Saudi-Arabien Frauen immer einen männlichen Vormund brauchen.

Er ist psychisch niedergeschlagen und depressiv

Samar Badawis noch prominenterer Bruder Raif Badawi ist seit mehr als vier Jahren in Haft. Der Blogger soll den Islam beleidigt haben – Kritiker glauben indes, dass er verhaftet wurde, weil er das Königshaus kritisiert hat.
Regina Spöttl, bei Amnesty International zuständig für Saudi-Arabien, ist in Kontakt mit der Familie Badawi, auch mit der Ehefrau von Raif Badawi, die inzwischen mit ihren drei Kindern in Kanada lebt. Die Frau des Bloggers sei auch eine gute Informationsquelle, sagt Spöttl. Sie könne regelmäßig mit ihm telefonieren. "Es gibt keine guten Nachrichten: Es geht ihm nicht gut, es geht ihm zwar körperlich den Umständen entsprechend, aber psychisch ist er sehr niedergeschlagen und depressiv", sagt Spöttl: "Er muss sofort und bedingungslos freigelassen werden."
Raif Badawi wurde in Saudi-Arabien zu 1000 Peitschenhieben verurteilt.
Raif Badawi wurde in Saudi-Arabien zu 1000 Peitschenhieben verurteilt.© privat / AI
Dass Raif Badawi durch die Festnahme seiner Schwester wieder in die Medien gekommen ist, sei auf gewisse Art hilfreich: Wenn er wisse, dass die Welt Anteil nehme, gebe ihm das Kraft durchzuhalten – "weil er weiß, dass er nicht vergessen ist, dass viele Aktivisten weltweit für ihn einstehen", sagt Spöttl.

Schwester hat gegen Vormundschaft für Frauen protestiert

Saudi-Arabiens Regierung präsentiere sich trotz der Verhaftungen als liberal, sagt Spöttl. Es wurden auch Reformen im Land durchgesetzt, etwa die, dass Frauen nun Autofahren dürfen. Die Reformen seien aber nicht viel wert, meint Spöttl: "Reformen sind zwar gut, wenn sie ausgerufen werden – aber sie müssen auch wirklich implementiert und umgesetzt werden."
(orm)
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