Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris

    Zwölf Tote bei Anschlag auf Redaktion

    Polizist vor der Redaktion des französischen Satire-Magazins "Charlie Hebdo". Bei dem Attentat wurden zwölf Menschen getötet.
    Polizist vor der Redaktion des französischen Satire-Magazins "Charlie Hebdo". Bei dem Attentat wurden zwölf Menschen getötet. © dpa / picture alliance / Etienne Laurent
    07.01.2015
    Schwer bewaffnete Männer haben den Sitz der Zeitung "Charlie Hebdo" in Paris überfallen, dabei wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft und von Ermittlern zwölf Menschen getötet. Die Zeitung ist seit Jahren für ihre provokanten Mohammed-Karikaturen bekannt.
    Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve sprach von drei Kriminellen, die die große Redaktionskonferenz der Zeitung "Charlie Hebdo" am Vormittag gestürmt hatten. Man gehe davon aus, dass der Anschlag gezielt ausgeführt worden sei, weil bekannt war, dass die Konferenz immer mittwochs stattfindet, erläuterte Korrespondentin Ursula Welter im Deutschlandradio Kultur.
    Der Angriff im elften Arrondissement im Zentrum von Paris habe sich gegen 11:30 Uhr ereignet. Die Kriminellen erschossen dabei u.a. den Chefredakteur des Magazins "Charlie Hebdo" sowie einen Polizisten, der diesen beschützte und nicht mehr eingreifen konnte, außerdem drei namhafte Zeichner. Beim Verlassen der Räume erschossen die Attentäter einen weiteren Polizisten. Insgesamt starben zwölf Menschen, drei Verletzte schweben noch in Lebensgefahr.
    Wie Korrespondentin Ursula Welter berichtete, gebe es einen Augenzeugen, der sich unter einen Tisch retten konnte und später aussagte, die Angreifer hätten gerufen "Wir haben den Propheten gerächt". Die Kriminellen sind flüchtig.
    Frankreichs Präsident Francois Hollande begab sich am Mittag unverzüglich an den Ort des Geschehens. Er sprach von einem "Terrorakt" und ließ die höchste Sicherheitsstufe ausrufen. Frankreichs Regierung berief eine Krisensitzung ein.
    "Charlie Hebdo" hatte in der Vergangenheit mehrfach mit provokanten Mohammed-Karikaturen für Schlagzeilen gesorgt. So hatte die Zeitung im September 2012 mit der Veröffentlichung teils derber Mohammed-Karikaturen wütende Reaktionen von Muslimen provoziert, die Abbildungen des Religionsgründers ablehnen. Immer wieder habe sich die Redaktion auf die Meinungsfreiheit berufen, auch mit dem Islam kritisch umzugehen, sagte Welter. "Das ist ihnen nun zum Verhängnis geworden."
    In jüngster Zeit sei es jedoch "sehr ruhig geworden um die Zeitung", sagte der Literaturwissenschaftler Jürgen Ritte im Deutschlandradio Kultur. Es seien zwar immer wieder blasphemische Karikaturen veröffentlicht worden, "die allerdings undifferenziert die Christenheit genauso treffen wie jüdische Institutionen oder eben den Islam".
    Eine Person hält die letzte Ausgabe der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" vom 7. Januar 2015 in Händen.
    Die Ausgabe vom 7. Januar befasst sich mit dem umstrittenen Roman von Michel Houellebecq© AFP / Bertrand Guay
    Seine neueste Ausgabe vom Mittwoch widmete die Zeitung dem neuen Roman "Unterwerfung" des französischen Skandal-Autors Michel Houellebecq, der darin die Machtübernahme durch einen muslimischen Präsidenten in Frankreich im Jahr 2022 beschreibt. Dass das Attentat eine Reaktion auf diese Ausgabe sei, halte er für unwahrscheinlich, so Ritte. "Das würde mich sehr wundern." Es handele sich seiner Meinung nach nicht um einen antiislamischen Roman. Erste Indizien deuteten außerdem darauf hin, dass die Tat geplant und nicht spontan verübt worden sei.
     
    Mehr zum Thema