Sarah Wieners Speisekammer

Gemüsebrühe gegen das Wegwerfen

Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen pro Jahr in deutschen Mülleimern
Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen pro Jahr in deutschen Mülleimern © Imago
Von Sarah Wiener · 13.10.2018
Viele Verbraucher halten sich streng an das Mindesthaltbarkeitsdatum. Ein Fehler, denn auch ältere Lebensmittel schmecken noch. Mit ihnen lässt sich etwa eine Reste-Gemüsebrühe kochen.
Wir werfen viel zu viele Lebensmittel weg, ungefähr 81 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf und Jahr. Das sind cirka eineinhalb Kilo wöchentlich.
Dafür gibt es systemische Gründe: Lebensmittel sind viel zu billig und werden nicht mehr wertgeschätzt. Es gibt ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), nach dem Waren schon im Handel aussortiert werden, obwohl die Lebensmittel noch sehr gut sind. Dazu kommt, dass wir mit den Augen einkaufen und kaum nach dem Geschmack gehen. Das heißt, wenn etwas krumm, schief, zu klein oder zu groß ist, wird es nicht genommen.
Dann gibt es eine Verfügbarkeit rund um die Uhr, so dass auch am Abend die Regale noch voll sind und der Rest dann über Nacht aussortiert werden muss. Schließlich sind da noch die strengen Hygienevorschriften für Kantinen, Restaurants oder Schulen, die die Wiederverwertbarkeit von Lebensmitteln sehr schwer oder gar unmöglich machen.

Lebensmittel werden falsch gelagert

Kaum jemand geht noch mit einem Einkaufzettel los. Wir wissen nicht mehr, was wir im Kühlschrank haben und kaufen zu viele Dinge, die wir nicht verbrauchen können. Wir verschwenden aber nicht nur zu viele Lebensmittel, sondern auch Energie. Wenn wir glauben, wir verhungern und deshalb dann doppelt so viel kochen. Die Reste landen im Müll. Dazu kommt, dass viele Lebensmittel falsch gelagert werden und deshalb schneller verderben.

EU will krumme Gurken erlauben

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, die Verschwendung bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. In einem ersten Schritt sollen deshalb verschiedene Normen abgeschafft werden. Davon betroffen wäre die krumme Gurke, die nicht in den Handel darf. Ebenso auch Gemüse, das zu klein, zu groß oder zu verwachsen ist und deshalb nicht den Normen entspricht.
Ein großes Problem ist das Mindesthaltbarkeitsdatum. Es bedeutet nicht, dass ein Lebensmittel nach Ablauf schlecht ist, sondern dass es bis zum MHD eine gute Qualität hat, die danach abnimmt. Das kann bedeuten, dass sich die Farbe oder der Geschmack ändert. Aber es ist bestimmt noch essbar. Im vergangenen Jahr hat Greenpeace Österreich acht Lebensmittel untersucht, deren MHD seit zwei Wochen abgelaufen war. Sieben davon waren noch einwandfrei und unverändert.
Eine mögliche Alternative zum MHD wäre die Kennzeichnung von Lebensmitteln mit einem Verbrauchsdatum. Das besagt: Danach bitte Vorsicht, es könnte schlecht sein.

Der Tipp: Reste-Gemüsebrühe

Dazu nehme ich alles, was ich an Gemüseresten so finde und ansonsten wegwerfen würde: Zwiebelschalen, Knoblauchreste, Kartoffel- und Pastinakenschalen, das Grüne vom Lauch und Wurzelansätze. Das wird alles zusammen mit etwas Salz und Pfeffer gekocht und dann durch ein Passiertuch gegossen, in kleinen Behältern portioniert und tiefgefroren. Das ist eine hervorragende Grundlage für eine Gemüsesuppe mit Reis oder Nudeln oder als Basis für eine gute Fleischsoße. Ist köstlich und kostet nichts.
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