Sarah Wieners Speisekammer

Der Winter des Imkers

Mehrere Bienenstöcke stehen im Schnee
Nimmt stetig zu: Die Zahl der Hobbyimker, die ihre eigenen Bienenvölker halten © Klaus Nowottnick, dpa
Von Sarah Wiener · 04.01.2019
Die kalte Jahreszeit ist da, die Bienen haben sich zur Wintertraube zusammengerauft und warten auf wärmere Temperaturen. Und was machen die Imker? Die Köchin Sarah Wiener weiß es. Denn wenn sie nicht in der Küche steht, kümmert sie sich um ihre Bienen.
Es gibt den Berufsimker und den Hobbyimker und das ist ein großer Unterschied. Der Berufsimker hat das ganze Jahr viel zu tun. Es ist eine harte Zeit und man könnte meinen, im Winter kann er dann in den Urlaub fahren. Ja, das kann er auch mal, aber er muss im Winter alles reparieren, wozu er im Sommer nicht gekommen ist. Er muss Rähmchen bauen, alte Beuten ausflammen und vorbereiten, vielleicht Wachs einschmelzen, Kerzen gießen. Manche Imker packen ihre Beuten, also die Bienenvölker, in den wärmeren Keller, um sie dann im Frühjahr wieder an einen bestimmten Platz aufzustellen.
Andere lassen die Bienen das ganze Jahr an ihren sicheren Standort stehen. Nur, da es immer weniger Nahrungsangebote gibt für große Berufsimkereien, müssen viele Imker mit ihren Völkern wandern. Leider ist es heute wegen des Nahrungsmangels in der Natur so, dass Berufsimker und zum Teil auch Hobbyimker immer früher den Bienen Zuckerwasser zu füttern müssen, weil sie sonst sterben würden. Ich kenne Imker, die schon ab Juni, Juli Zuckerwasser zufüttern, damit die Bienen überhaupt über den Winter kommen.

Hobbyimkerei wird immer beliebter

Die Zahl der Hobbyimker, gerade in den Städten, steigt sprunghaft an. Allein in Berlin gab es in den letzten Jahren 50 Prozent mehr Imkeranmeldungen als davor. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hobbyimker meistens nur ein oder zwei Völker haben, dass diese schnell sterben können und die Hobbyimker dann einfach aufhören oder neue Völker kaufen.
Das ist in meinen Augen nicht sehr nachhaltig, denn Bienen gehören nicht in die Stadt sondern eigentlich auf‘s Land. Der Vorteil eines Hobbyimkers ist, dass er seine Bienen wesensgerechter halten kann und ihnen auch nicht einen Großteil des Honigs wegnehmen muss, sondern er kann – so wie ich zum Beispiel – seine Bienen auf dem eigenen Honig überwintern lassen und dann im Frühjahr das Bisschen, was sie nicht gefressen haben, für sich zu verwenden. Berufsimker stehen aber unter dem Druck, Geld verdienen zu müssen und können sich diesen Luxus gar nicht leisten.

Stadtbienen sind gesünder

Das liegt daran, dass das Nahrungsangebot der Bienen in der Stadt vielfältiger und bunter ist als auf dem Land. Auf der anderen Seite haben wir in der Stadt Feinstaubbelastungen, andere Gifte und ein künstliches Biotop, das man den Bienen eigentlich nicht wünschen sollte. Wir sollten dafür sorgen, dass Bienen in ihrem natürlichen Biotop, nämlich auf dem Land, überleben können. Ein riesiges Problem auf dem Land sind die Monokulturen, die riesigen Felder, auf denen immer nur Mais und Weizen anbaut wird und so die Bienen auf diesen riesigen Feldern sozusagen verhungern. Eine Biene kann durchschnittlich zwei bis drei Kilometer weit fliegen, dann ist "Ende-Gelände".
Wenn innerhalb von wenigen Quadratkilometern nicht das ganze Jahr über bestimmte Dinge blühen und angeboten werden, dann verhungern die Bienen. Bienen müssen alle drei Tage essen, sonst sterben sie. Weite Teile unserer Landschaft sind nur noch eine grüne Wüste und die "Blühenden Landschaften", die Kohl einmal prognostiziert hat, sind in der Landwirtschaft leider nicht anzutreffen.

Der Tipp: Honig auf gebackenem Apfel
Apfelspalten, die ich in einem fluffigen Palatschinkenteig gebacken habe, werden mit flüssigem Honig überträufelt. Jetzt im Winter bietet es sich auch an, das mit Bratäpfeln zu probieren. Bei überbackenen Apfelringen mag ich besonders Wald-, Kastanien- und Buchweizenhonig, weil sie einen stark ausgeprägten Geschmack haben. Das ist eine gute Ergänzung zu einem fein-säuerlichen Herbstapfel.

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