Sara Paretsky: "Landnahme"

Der schmutzige Kampf um Grund und Boden

03:15 Minuten
Cover des Buchs "Landnahme" von Sara Paretsky vor einem weiß-orangefarbenen Aquarell-Hintergrund
Korrupte Politiker, Wirtschaftsbosse und Wissenschaftler sind die Gewinner des Kampfs um Grund und Boden im neuesten Krimi von Sara Paretsky. © Deutschlandradio / Ariadne Verlag
Von Sonja Hartl · 18.06.2021
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In Sara Paretskys Thriller "Landnahme" geht es um Spekulationen mit Baugrundstücke und Farmland. Die legendäre Privatdetektivin Vic Warshawski zieht gegen korrupte Politiker und Wirtschaftsbosse ins Feld.
Es fängt harmlos an: Die Chicagoer Privatdetektivin Vic Warshawski begleitet ihre Nichte Bernie Fouchard und deren Fußballteam zu einer Stadtteilversammlung in der Chicagoer South Side. Dort beobachtet Vic einen lauten Streit zwischen Mitarbeitern des Gremiums zur Quartiersaufwertung – South Lakefront Improvement Council, kurz SLICK – und dem Berufsprotestler Coop, der überzeugt ist, dass hinter dem Landgewinnungsprojekt am Seeufer etwas anderes steckt.
Wenig später begegnen Vic und Bernie Coop erneut, als sie einer obdachlosen Frau helfen wollen, die unter einer Brücke auf einem Plastikpiano spielt: Coop geht erbost dazwischen. Unangenehme Zwischenfälle sind das, nicht mehr – aber dann wird Bernies Freund ermordet aufgefunden, und Vic beginnt, Nachforschungen anzustellen.

Wem gehört das Land?

Seit 1982 setzt sich Sara Paretskys Privatdetektivin V.I. Warshawski für diejenigen ein, die keine eigene Stimme haben. Sie ermittelt gegen korrupte Politiker, lügende Wissenschaftler und betrügende Versicherungsfirmen und Banken. In ihrem 20. Kriminalroman "Landnahme" geht es jetzt um die Frage, wem eigentlich das Land gehört, auf dem wir leben. Die Ermittlungen führen Vic von dem Seeufer in Chicago zu Farmland in Kansas und einer Mine in Chile.
Überall wird um Grund und Boden gekämpft und gestritten. Die Leidtragenden sind am Ende immer die Menschen, die auf und von dem Land leben – und die Gewinner sind korrupte Politikerinnen und Politiker, Wirtschaftsbosse und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Leser sollen nach der Wahrheit suchen

Im Kriminalroman wird nur selten von dieser Art von Kriminalität erzählt, die im Englischen so schön "white collar crime" heißt: Verbrechen, die von denjenigen begangen werden, die einen weißen Hemdkragen tragen. Sie ist seit je her das Thema von Sara Paretsky. Denn dort geschehen die Verbrechen, die sehr viele Menschen betreffen, die aber aufgrund ihrer Komplexität in der Öffentlichkeit meist viel weniger wahrgenommen werden als spektakuläre Morde.
Unermüdlich deckt Paretsky diese Zusammenhänge auf – und fordert ihre Leserinnen und Leser dazu auf, nach der Wahrheit zu suchen, die Deutungsmacht zu übernehmen und sich zu engagieren. Vic Warshawski kann die Welt nicht alleine verändern.

Sara Paretsky: "Landnahme"
Aus dem Englischen von Else Laudan
Ariadne Verlag, Hamburg 2021
544 Seiten, 24 Euro

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