Sanfte Lektüre für Naturfreunde

Vorgestellt von Joachim V. Hildebrandt |
Das Büchlein „Warnung und Ermutigung“ ist eine Sammlung aphoristischer Prosa philosophischer Betrachtungen und poetischer Naturbeschreibungen, für die der großartige Staudenzüchter Karl Foerster aus Potsdam ja auch berühmt wurde. Den schmalen Band in Lindgrün kann man in die Jackentasche stecken, sich auf eine Parkbank setzen und ein Gespräch von Natur zur Seele und von Seele zur Welt beginnen.
In diesem Dreiklang schweben die Momentaufnahmen des Autors. Zwischen Gartenblumen, Gehölzen und Mensch bestehen freundschaftliche, ja verwandtschaftliche Verhältnisse, meint Foerster, aber man könne eine Wirkung daraus erst wahrnehmen, wenn man sich selbstvergessen dem Wechsel der Jahreszeiten hingibt, dem Frühling zum Beispiel:

„In süße Düfte mischen sich tierhafte Kaiserkronengerüche und überkugeln sich mit warmen Veilchendüften und kühlem Paradieseshauch verwilderter Hyazinthen. "

Zum Frühling gehört auch die zurückgekehrte Nachtigall, mit der Foerster gar einen Dialog führt:

„Bei einer Pause fragte ich die Weitgereiste, wo sie denn am liebsten sei: Da, wo ich geboren bin, – in deinem Garten. "

Der Garten. Foerster schuf ihn 1910 in Potsdam-Bornim. Berühmt wurde er durch die besondere Gestaltung mit Senk- und Steingarten, mit Frühlingsweg, vor allem aber durch die Züchtungen unvergleichlicher Stauden, vital und winterhart. Aus dem Chaos der Arten und Sorten gelang ihm die Symbiose von Schönheit und Zuverlässigkeit.
Heute steht sein Garten unter Denkmalschutz, gepflegt wird er von Foersters Tochter Marianne, ihr hat er auch das Buch gewidmet.

„Aber es ist doch immer ein Zwiegespräch mit meinem Vater. Was hältst du denn davon? Geht das zusammen? Kann man das machen oder was würdest du denken? Man denkt dann darüber nach und ändert manches. Manches gleich, manches später, aber er ist eigentlich immer anwesend in diesem Garten. Es ist verrückt, er ist 35 Jahre tot und ist in diesem Hause genauso anwesend wie im Garten. "

Der Poet unter den Gartenkünstlern war der Sohn des berühmten Astronomen Wilhelm Foerster und der Malerin Ina Foerster, ein guter Boden für sein eigenes Lebenswerk im großen Welt- und Gartenspiel. In üppiger Poesie von Sprache und Gefühl erfährt der Leser davon in kleinen Geschichten, Meditationen und Visionen aus vergangener Zeit, Foerster lebte von 1874 bis 1970. Wahrscheinlich ist es die Kraft der Bilder vom Wandel des Naturgeschehens, die uns heute noch gefangen nehmen. Wenn er zum Beispiel die Rittersporne betrachtete, so mächtig in ihrem Blau, dann war ihm, als ob der schönste blaue Himmel über der glühenden Reinheit dieser schillernden Gebilde matt scheinen würde.

„Dieser Moment hatte einen hohen Sinn – du aber blinzeltest an ihm vorüber, plaudernd beim Kaffee. "

Foersters Betrachtungen sind tröstend und strahlen Lebensmut in einer hektisch gewordenen Welt aus.
In den Rhythmen und Wandlungen der Natur fand er das Geheimnis der Zeit, offenbart durch Licht und Raum. In der Pflanze sieht Foerster eine Kraft enthalten, die dem Menschen ein höheres Gefühl des Daseins schenken kann und dass dadurch keine Pflanze der Welt „einen solchen Hang zum Blühen und Nachblühen hat“ wie der Mensch.

Karl Foerster: Warnung und Ermutigung
Meditationen, Bilder, Visionen
L & H Verlag
100 Seiten
9,80 Euro