Berlins Samurai Museum zieht um

Geschichte der legendären Kriegerkaste

05:28 Minuten
Frau aus der Serie „Die 7 Tugenden“ im Berliner Samurai Museum
Im Berliner Samurai Museum zu sehen: Frau aus der Serie „Die 7 Tugenden“ © Sylwia Makris
Von Anja Röbekamp |
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Viele japanische Kampfkünste beziehen sich auf das Wissen der Samurai. Zu deren Welt gehörten aber nicht nur Waffen und Rüstungen, sondern auch Kunst und Kultur. Ein Berliner Museum, das nun von Dahlem nach Mitte zieht, widmet sich der Samurai.
Das Samurai Museum in Berlin-Mitte: Die ausgestellten Artefakte kommen aus längst vergangener Zeit. Rüstungen und Waffen, aber auch Kunstwerke aus der Welt der Samurai sind hier zu sehen und zu hören – per Installation.
Die berühmte Kriegerkaste der Samurai prägte Japan vom Jahr 500 an bis ins frühe 19. Jahrhundert. Auch heute noch beeinflusst das Erbe der Samurai die Kultur Japans, aber vor allem auch viele Kampfkünste. So wurde auch Peter Janssens Interesse geweckt.
„Also das Erste, was dazu beigetragen hat, das war ein Japaner, den ich kennengelernt habe, in Europa, und er hat mir viel erzählt über Japan und so weiter, aber er war auch Karateka. Und ich habe mit ihm zusammen die ersten Techniken geübt, hatte aber keine Gelegenheit, das wirklich zu lernen“, erzählt er.
Peter Janssen ist Unternehmer und Sammler. Seit den späten 60er-Jahren trägt er Artefakte der Samurai-Kultur zusammen. Mittlerweile besitzt er eine der größten Privatsammlungen dieser Art außerhalb Japans.

Geist der Samurai in modernen Kampfkünsten

„Das war dann das Erste, was ich gemacht habe, als ich nach Berlin kam, das war Ende der 60er-Jahre.“, erinnert er sich. „Da habe ich mir gleich eine Karateschule gesucht und habe diesen Sport betrieben, recht intensiv für zwölf, 13 Jahre lang. Aus familiären Gründen konnte ich das nicht weiter praktizieren.“
Peter Janssen wollte dann gern ein Objekt besitzen, das die Kampfkunst repräsentiert. Angefangen hat alles mit einem Flohmarktfund: „Ich konnte es nicht so richtig einschätzen, es sah original aus. Es hatte die richtige Form, lag gut in der Hand, ich dachte, das ist genau das, was ich brauche. Dann habe ich es erworben, und dann haben Bekannte mir erzählt, so ein Schwert in dieser Qualität sammelt man eigentlich nicht.“
Der Kunstsammler Peter Janssen
Der Kunstsammler Peter Janssen trägt seit den 60er-Jahren Artefakte der Samurai-Kultur zusammen.© Samurai Museum Berlin
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass er doch ein hochwertiges, traditionell per Hand hergestelltes Schwert erworben hatte.
Auch bei den heute praktizierten Kampfkünsten wie Karate, Kendo, Judo oder Aikido sieht Janssen deren Ursprünge in der alten Kriegskunst der Samurai. Im Kendo wird heute noch der Schwertkampf trainiert.
Aber: Dort werden Nachbildungen aus Holz oder Bambus benutzt. Dabei geht es nicht nur um die Sicherheit im modernen Training. Ein hochwertiges Schwert war kostspielig.

Ich habe ein Schwert, das ist, geschätzt damals schon von der Honami-Familie, bewertet worden mit 150 Goldstücken. 150 Goldstücke sind eine Größenordnung, da kann man ein Rittergut für kaufen oder ein ganzes Dorf. Das ist extrem viel gewesen.

Peter Janssen, Unternehmer und Kunstsammler

Ein gutes Schwert ist auch ein Kunstwerk

Die Herstellung eines Schwertes ist eine Kunst, und sie braucht Zeit. Im Samurai Museum zeigt eine der interaktiven Stationen, was alles dazu gehört, aus Eisenpulver, der richtigen Temperatur der Glut und handwerklichem Können, eine exzellente Klinge zu schmieden.
Die hat auch heute noch ihren Preis: „Aber selbst wenn ich heute in Japan ein Schwert schmieden lasse, von einem guten Schmied, muss ich in der Regel fünf Jahre darauf warten, bis ich die Klinge überhaupt bekomme, und die kostet heute auch zwischen 100 und 150.000 Euro“, erklärt er.
Neben dem Schwertkampf hat der Samurai noch viele andere Kampftechniken erlernt, bis hin zur kunstvollen Fesselung. Sogar eine eigene Art des Schwimmens gab es.
Und sie sind vielfältig unterrichtet worden über die Kampfkunst hinaus: „Aber daneben auch noch in Kalligrafie, in der Malerei. Die Teezeremonie gehörte dazu. Theater gehörte dazu und so weiter, und das hat den Charakter gebildet. Das sind die Grundlagen des Bushido. Diese Schule hat jeder Samurai durchlaufen.“

Zeitreise in die Welt der Samurai

All das will das neue Museum nicht nur zeigen. Die Welt der Samurai soll für Menschen jeden Alters und unterschiedlichster Interessen lebendig werden.
Museumsdirektor Alexander Jöchl betont, dass die Zeitreise im Museum sich an alle richtet: „Dass Expertinnen neue Informationen finden und interessante Objekte sehen – und dass Kinder, Jugendliche genauso ihren Spaß im Museum haben und das nächste Mal ihre Freunde und Freundinnen mitnehmen. Also dass wir von der Familie bis zum Experten oder der Expertin ein breites Programm anbieten.“
Dazu nutzt das Museum modernste Digitaltechnik. Auf kleinen Bühnen werden das berühmte Noh-Theater und die Teezeremonie durch ein neues Projektionsverfahren räumlich dargestellt. Die Technik wird von der Ars Electronica Linz konzipiert – da schließt das Samurai Museum an die Technik der Moderne an.

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