Sammelaktion

Mit Crowdfunding zum Billard-Profi?

Eine Billard-Spieler beim Snooker
In Deutschland bislang Randsportart: Snooker © imago/blickwinkel
Von Maximilian Kuball · 04.01.2015
Lukas Kleckers ist 18 Jahre alt und bereits der beste deutsche Snooker-Spieler. Doch damit er Billard-Profi werden kann, braucht er Auslandserfahrung. Um das Geld dafür zusammen zu bekommen, startete er einen ungewöhnlichen Aufruf.
Voller Konzentration beugt sich Lukas Kleckers über den riesigen Billardtisch. Seine Augen, die den weißen Ball fixieren, befinden sich fast auf der Höhe des Tisches. Die Haltung sieht anstrengend aus. Nach ein paar Sekunden stößt er zu, die weiße Kugel rollt langsam über den grünen Filz und trifft eine Rote genau an der berechneten Stelle. Während die Rote in einer Ecktasche verschwindet, läuft die Weiße nach dem Zusammenprall ein Stück zurück und bleibt dann liegen. Kleckers schaut zufrieden.
Kleckers: "Man hat natürlich immer einen Plan, wie man die nächsten zwei, drei Stöße machen will. Aber das sind dann immer so Kleinigkeiten: Wenn man zum Beispiel eine Ballbreite zu kurz kommt, dann muss man sich einen anderen Plan machen."
Bei jedem Stoß geht es Kleckers nicht nur darum, eine Kugel einzulochen – sondern er will zugleich die Weiße so positionieren, dass er auch die nächste und übernächste Kugel abräumen kann.
"Die guten Spiele müssen nie besondersschwierige Bälle spielen"
Kleckers: "Wenn die Kugeln einfach liegen, dann kann man weniger verschießen. Leichte Bälle verschießt man natürlich weniger. Und das ist halt die große Kunst. Und deswegen: Die guten Spieler lassen das Spiel unheimlich einfach aussehen, weil sie nie besonders schwierige Bälle spielen müssen, weil sie halt immer sehr gut stellen."
Es ist das Stellungsspiel, das beim Snooker die guten von den sehr guten Spielern unterscheidet. Um einer der sehr Guten zu werden, trainiert Kleckers an diesem Tag in den Räumen seines Essener Snookervereins. Er will Profi werden.
Mit seinen 18 Jahren ist er bereits der beste Snooker-Spieler in Deutschland, 2013 wurde er deutscher Meister. Nach dem Abitur im vergangenen Sommer hat er sich nun ein Jahr Zeit genommen, um den Sprung auf die Main Tour der weltbesten Snooker-Spieler zu schaffen:
"Versuch macht schlau"
"Also, ich hab mir gesagt, ich versuch das auf jeden Fall, Profi zu werden, weil: Versuch macht schlau. Ich kann jetzt auch nichts großartig verlieren, halt nur ein bisschen Zeit. Es ist ein Traum, dass man halt mit seinem Hobby Geld verdient und vor vielen Zuschauern spielen kann. Das macht natürlich auch noch mal einen Anreiz aus."
Seitdem versucht er, sich bei Amateurturnieren auf der ganzen Welt für die Tour der Profis zu qualifizieren. Dazwischen trainiert er so viel wie möglich: so wie heute in seinem Essener Verein – oder aber in Sheffield. Denn wer den Sprung zu den Profis schaffen will, der muss ins Mutterland des Snooker-Sports, nach England. Am besten zur Snooker Academy nach Sheffield. Dort findet Kleckers Trainingsbedingungen, wie er sie in Deutschland nicht hat:
"Erstmal natürlich das Material: Das sind die Tische, die im Fernsehen stehen. Die hat man in Deutschland ganz selten oder gar nicht. Und ganz wichtig sind auch die Trainingspartner: Da ist zum Beispiel ein Ding Junhui – und in Deutschland gibt es halt keinen vergleichbaren Spieler wie Ding Junhui. Und wenn man gegen solche Leute dann mal spielt, dann merkt man: Das ist nochmal was komplett anderes. Und das ist ganz wichtig, gegen so Leute zu trainieren."
Ein Aufruf in der deutschen Snooker-Szene
Diese optimalen Bedingungen kosten natürlich Geld. Etwa 2000 Euro verlangt die Academy für einen Monat, inklusive Training, Unterkunft und Verpflegung. Viel Geld für einen 18-Jährigen. Weil Snooker in Deutschland eine absolute Randsportart ist, ist an finanzkräftige Sponsoren kaum zu denken. Also startete Kleckers einen Aufruf in der deutschen Snooker-Szene, ihn bei seinem Traum zu unterstützen – und war überrascht von der großen Resonanz:
"Es kam von verschiedensten Leuten etwas. Also auch von Spielern, aber auch von Leuten, von denen ich noch nie was gehört habe. Die halt Snooker bei Eurosport schauen und es einfach gehört haben. Und von der Zahl her würde ich jetzt sagen, dass mich ungefähr 40 bis 50 Leute da unterstützt haben. Das hat halt unheimlich geholfen."

Die Sammelaktion war erfolgreich: Für einen Monat war Kleckers bereits an der Snooker Academy in Sheffield, weitere Aufenthalte sind geplant. Auch Reisekosten und Startgelder bei den Turnieren sind abgedeckt. Somit kann sich Lukas Kleckers nun voll auf die kommenden Monate konzentrieren, um bis zum Herbst sein großes Ziel zu erreichen:
"Im November ist dann nochmal die Amateur-Weltmeisterschaft, da würde ich vielleicht auch nochmal mitspielen wollen. Aber davor sind halt Junioren-EM, Junioren-WM, Q School. Ja, das sind eigentlich die Hauptturniere, bei denen es klappen kann – und vielleicht auch soll. Und wenn es dann nicht klappt, dann würde ich studieren, wahrscheinlich Maschinenbau."