Salzburger Festspiele

Glaube, Liebe, Hoffnung

Der französische Tenor Benjamin Bernheim während einer Probe für Franz Schuberts "Fierrabras" in Salzburg.
Der französische Tenor Benjamin Bernheim während einer Probe für Franz Schuberts "Fierrabras" in Salzburg. © picture alliance / dpa / Barbara Gindl
06.09.2014
Bei der Oper hatte Franz Schubert immer Pech - auch seinen "Fierrebras" hat er niemals selbst auf der Bühne gehört. Dabei behandelt dieses Drama ein zeitlos aktuelles Thema. Erst 1897 wurde die Oper szenisch aufgeführt, nun haben hervorragende Sänger und Musiker das Werk bei den Salzburger Festspielen interpretiert.
Die Oper verknüpft zwei Geschichten aus dem Sagenkreis um Kaiser Karl den Großen. Darin geht es letztlich um den "Kampf der Kulturen", um die Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen im Mittelalter.
Franz Schuberts Freund Josef Kupelwieser hat diese Quellen mit der Legende von Eginhard und Emma verquickt. So tauchen im "Fierrebras" gleich zwei Liebespaare auf. Kaiser Karls Tochter Emma und der arme Ritter Eginhard halten ihre Liebe geheim, weil sie fürchten müssen, dass der Herrscher die Verbindung missbilligen wird. Beim zweiten Pärchen sieht es nicht besser aus: Die Liebe von Prinzessin Florinda und dem Frankenritter Roland scheitert an politischen Hürden – Maurenprinzession Florinda ist bereit, Vater, Heimat, Ehre und Glaube zu vergessen, um ihren Geliebten Roland zu retten, der in Gefangenschaft geraten ist. Inbrünstig singt sie: ‚Nicht Vaterland, selbst nicht des Blutes Bande, erschrecken mich; für ihn trotz' ich dem Tod, ja selbst der Schande!' In ihrer rebellischen Leidenschaft ähnelt sie der Leonore Ludwig van Beethovens. Maurenprinz Fierrabras selbst wird uns – im Gegensatz zu den Quellen – gleich als Gefangener vorgeführt. Er selbst entbrennt in Liebe, tritt aber aus wahrlich edlen Gefühlen zurück, mehr noch, der maurische Maurenprinz bittet am Ende darum, unter die fränkischen Ritter aufgenommen zu werden.
Schubert mag vor allen Dingen diese Grundkonstellation gereizt werden: Junge Protagonisten setzen sich über ethnische, religiöse oder politische Gegensätze hinweg – Liebe oder Freundschaft verbindet die Handelnden. Wechselseitige Verantwortung lässt das Fremde in kollektiven Identitäten aufgehen.
Erstaunlich, wie zeitlos aktuell die stoffliche Gemengelage dieser Schubert-Oper ist.
Salzburger Festspiele
Haus für Mozart, Salzburg
Aufzeichnung vom 13.08.2014
Franz Schubert
"Fierrabras"
Heroisch-romantische Oper in drei Akten
nach einem Libretto von Josef Kupelwieser
Emma - Julia Kleiter, Sopran
Florinda - Dorothea Röschmann, Sopran
Maragond - Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran
Fierrabras - Michael Schade, Tenor
König Karl - Georg Zeppenfeld, Bass
Roland - Markus Werba, Bariton
Eginhard - Benjamin Bernheim, Tenor
Boland - Peter Kálmán, Bariton
Brutamonte - Manuel Walser, Bariton
Mitglieder der Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Wiener Philharmoniker
Leitung: Ingo Metzmacher