Safter Cinar zur Emnid-Umfrage unter Deutsch-Türken

Islamfans mangels Heimatgefühl?

Eine rote, türkische Fahne mit dem Halbmond und dem Stern hängt während der Fußball-EM 2016 in Berlin an einem Haus neben der deutschen Flagge in Schwarz-Rot-Gold.
Türkischstämmige Menschen fühlen sich einer Emnid-Umfrage zufolge hierzulande wohl. Trotzdem erkennen die Forscher islamistische Tendenzen bei einigen. © dpa/ picture-alliance/ Wolfram Steinberg
Moderation: Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 16.06.2016
Laut einer Emnid-Umfrage sind unter türkischstämmigen Mitbürgern islamistische Einstellungen verbreitet. Safter Cinar, Vorstandsmitglied des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg, begründet das mit mangelndem Heimatgefühl. Eine tatsächliche Parallelgesellschaft befürchtet er aber nicht.
"Ich denke mal, dass der Großteil dieser jungen Menschen trotzdem die deutschen Gesetze befolgt", sagte Safter Cinar am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Eine Radikalisierung von Deutsch-Türken lese er aus dieser Studie nicht heraus. Die Menschen fühlten sich in Deutschland nicht vollwertig angenommen und suchten deswegen Halt in der Religion.
Dabei gehe es nicht um Ressentiments, wie sie von Anhängern der Alternative für Deutschland (AfD) und Pegida geäußert würden, sondern um alltägliche Irrtümer. "Wenn man einem jungen Mann, der erkennbar hier aufgewachsen ist, sagt, 'Sie sprechen aber gut Deutsch', dann fühlt er sich nicht gut angenommen", sagt Cinar. Das Schlimme sei ja auch, dass derjenige, der so etwas sage, es gut meine. "Man muss immer überlegen, wie kommt das beim anderen an."

36 Prozent sind überzeugt, nur der Islam kann die Probleme lösen

Die Emnid-Umfrage im Auftrag der Universität Münster hat ergeben, dass sich 90 Prozent der Befragten in Deutschland sehr wohl fühlen. Trotzdem stimmte die Hälfte der Teilnehmer dem Satz zu: "Es gibt nur eine wahre Religion". Zudem zeigten sich 36 Prozent überzeugt, nur der Islam könne die Probleme der Zeit lösen. Die Befragten schrieben dem Islam vor allem positive Eigenschaften wie Toleranz und Friedfertigkeit zu. Über 80 Prozent erklärten zugleich, es mache sie wütend, wenn nach einem Terroranschlag als erstes Muslime verdächtigt würden.
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