Säureanschläge statt Bildung

Nach Ansicht der Gründerin der Organisation "Frauen ohne Grenzen", der österreichischen Sozialwissenschaftlerin Edit Schlaffer, sollte die Vergabe von Hilfsgeldern für Afghanistan stärker an Bedingungen geknüpft werden. Es sei "einfach unglaublich", wie an den Frauen vorbei reformiert worden sei, beklagte Schlaffer.
Hinsichtlich der Situation von Frauen in Afghanistan sei "eine traurige Bilanz" zu verzeichnen. Meldungen über ermordete Politikerinnen seien nur "die Spitze des Eisbergs". So seien beispielsweise fast 300 Schulen angegriffen worden, Lehrerinnen seien zum Teil geflohen oder umgebracht worden. "Die große Kampagne der Bildung von Frauen endet in einem Regen von Säureanschlägen", so die Frauenrechtsaktivistin. "Die internationale Gemeinschaft (…) darf jetzt unter keinen Umständen wegschauen."

Zwar begrüßte Schlaffer grundsätzlich die Bemühungen um verstärkte diplomatische Initiativen in Afghanistan, kritisierte jedoch, die Taliban würden in einer Art und Weise befriedet, die für Frauen und Minderheiten "absolut gefährlich" sei.

Die Gründerin von "Frauen ohne Grenzen" betonte jedoch, eine Demokratisierung Afghanistans müsse letztlich von innen kommen und könne nur "vorsichtig begleitet" werden: "Wir können nicht als Demokratieexporteure dort auftreten, aber der Prozess kann natürlich befördert werden. In einer globalisierten Welt sind ja auch die Afghanen nicht mehr abgeschnitten."

"Menschenrechte müssen auch ein innerafghanisches Gesicht bekommen", so Schlaffer weiter. Dazu müssten die Kräfte gestärkt werden, die diesen Prozess vorantrieben: "Weltweit sind es mittlerweile Frauen, die sich gegen frauenverachtende, fundamentalistische Regime aufstellen. (…) Es wäre sinnvoll, sie zu stärken und ihnen eine legitime Position zu geben."
Das Interview mit Edit Schlaffer können Sie mindestens bis zum 15. September 2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio