Sängerin Carminho

"Fado ist so gigantisch wie das Meer"

Die portugiesische Fado-Sängerin Carminho bei einem Auftritt in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon.
Die portugiesische Fado-Sängerin Carminho bei einem Auftritt in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. © imago / GlobalImagens
Von Alfried Schmitz · 07.05.2015
In ihrer Heimat gilt die charismatische Sängerin Carminho alias Maria do Carmo de Carvalho Rebelo de Andrade als der neue weibliche Fado-Star. Von manchen Kritikern wird sie bereits als Nachfolgerin der 1999 verstorbenen großen Amalia Rodrigues gesehen.
Carminho: "Ich glaube nicht an einen neuen Fado. Fado ist Fado und daran sollte und kann man nichts ändern. Fado ist viel bedeutender als ich und alle anderen Fado-Sängerinnen und Sänger es je sein werden. Fado ist so gigantisch wie das Meer."
Carminhos Mutter ist die in Portugal bekannte Fado-Sängerin Teresa Siqueira. Ihr Vater ist ebenfalls Musiker. Klar also, dass Musik in diesem Elternhaus schon immer eine große Rolle spielte.
Carminho: "Meine Eltern veranstalteten regelrechte Fado-Sessions bei uns zuhause. Mit sechs, sieben Jahren, habe ich dann die CDs von meiner Mutter, von Amalia Rodrigues und von anderen Fadista gehört. Aber auch die von Maria Callas, "Queen" oder "R.E.M.". Es war eine bunte Mischung zwischen Techno und Klassik. Mit zwölf habe ich dann begriffen, welche große Bedeutung der Fado für das Leben in Portugal hat."
Heimliche Liebe zum Fado
Als junges Mädchen hat Carminho ihre Liebe zum Fado vor ihren Freundinnen und Freunden verborgen. Erst mit fünfzehn, sechzehn, hatte sie den Mut, ihnen ihre große Leidenschaft zu offenbaren. Sie lud sie in die Fadoclubs ein, in denen sie sang und sich ihr Taschengeld aufbesserte. Und siehe da, ihre Freunde waren begeistert. Und nicht nur sie. Auch die Schallplattenindustrie streckte ihre Fühler nach dem jungen Talent aus und wollte die Fadista unter Vertrag nehmen. Doch Carminho lehnte ab. Sie absolvierte erst einmal ein Studium im Bereich Werbung und Marketing und nahm eine Auszeit.
Carminho: "Das Studium an der Universität war großartig verlaufen, aber trotzdem fühlte ich mich damals total unglücklich. Ich wollte zu mir selbst finden, fühlte mich zu behütet. Meine Rebellion mündete in dem Entschluss, ein Jahr lang, nur mit einem Rucksack ausgestattet, durch die Welt zu ziehen und für Hilfsprojekte zu arbeiten. Ich habe dadurch tatsächlich zu mir selbst gefunden und mir wurde meine Berufung klar wie nie zuvor. Ich spürte den Fado tief in meiner Seele."
Fruchtbare Kooperation mit brasilianischen Musikgrößen
Mit ihren ersten beiden Alben "Fado" und "Alma", die 2009 und 2012 auf den Markt kamen, etablierte sich Carminho als neuer Star in der Fado-Szene. Als Carminho für ihr aktuelles Album "Canto" auf die Idee kam, mit einigen brasilianischen Musikgrößen zusammenzuarbeiten, wirkten ihr guter Ruf und ihr großer Erfolg wie Türöffner. Auch Marisa Monte ließ sich nicht lange bitten.
Carminho: "Als ich sie in Brasilien zum ersten Mal traf, lud sie mich kurzerhand zu sich nach Hause ein, wo wir in aller Ruhe miteinander reden und gemeinsam Musik machen konnten. Sie spielte mir einige Stücke vor, an denen sie gerade arbeitete. Und dazu sangen wir gemeinsam. Marisa sagte, nicht wir werden den passenden Song auswählen, sondern der passende Song wird uns auswählen. Und schon am nächsten Tag begannen wir mit der Aufnahme. Mit Marisa habe ich etwas vollkommen Neues gewagt und es ist wunderschön geworden."
Neben diesem Duett mit Marisa Monte gibt es noch mehr brasilianische Akzente auf der CD "Canto". Carminho singt darauf auch ein Stück des brasilianischen Sängers und Liedermachers Caetano Veloso. Bei einem anderen spielt der brasilianische Cellist Jacques Morelenbaum ein wundervolles Solo. Insgesamt besticht das Album durch interessante Arrangements und vielseitige Instrumentierung. Fado Deluxe, sozusagen, den uns Carminho in den nächsten Tagen mit ihrer Band live präsentieren wird. An ihre Auftritte in den vergangenen Jahren denkt sie gerne zurück, denn das deutsche Publikum habe sie mit Aufmerksamkeit, Respekt und Neugier empfangen.
Carminho: "I found an audience with a lot of attention, with a lot of curiousity with a lot of respect."
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