Sänger in sechs Sprachen
Elemotho hat Psychologie und afrikanische Philosophie studiert, sein Geld verdient er aber mit Musik. Neben den üblichen Themen wie Liebe und Heimat ist auch immer wieder die namibische Regierung Zielscheibe seiner Songs.
Es ist Samstagnachmittag im Warehouse-Theatre in Windhoek, der wichtigsten Bühne für Namibias Künstler. Mit seiner schwarzen Gitarre steht Elemotho vor dem Mikro. Soundcheck für das Konzert am Abend.
Elemotho hat kurze, schwarze Haare und einen dünnen Kinnbart. Das weiche Baumwolltuch um seinen Hals ist rostrot wie der Sand der Kalahari-Wüste, wo er geboren und aufgewachsen ist.
Elemotho: "Ich hätte nie gedacht, dass ich Musiker werde. Vielleicht Priester oder Rechtsanwalt oder Farmer. Aber Musiker, daran habe ich nie gedacht."
Jetzt, mit 32 Jahren ist aus Elemotho Gaalalekwe schlicht Elemotho geworden, er hat eine Band, sein Name steht auf zwei CDs. Er wird auf wichtige afrikanische Festivals eingeladen und tourt regelmäßig durch Europa. Seine Stimme wird gehört, auch weil er in sechs verschiedenen Sprachen textet. Ganz intuitiv. Afrikanische Dialekte und Weltsprachen nebeneinander.
Elemotho: "Das ist Gefühlssache. Manche Songs kommen in Englisch, manche in Setsuana, manchmal finde ich eine Zeile spanisch, dann wieder eine Zeile Damara Nama. Also ich bin nicht der Typ, der sich hinsetzt und jetzt ein Lied schreibt. Ein Revolutionslied oder ein reaktionäres Lied. Nein, nein, nein, ich reg mich halt auf, und dann schreib ich was."
Der Soundcheck ist zu Ende. In der Zeit bis zum Auftritt gehen wir essen - in ein afrikanisches Restaurant. Es gibt Antilope mit scharfer Soße und Maispapp. Elemotho isst mit den Fingern. Dabei hört er kaum auf zu erzählen. Von seiner Kindheit auf der Familienfarm. Nach dem Sieg der schwarzen Befreiungsarmee, der SWAPO, durften Schwarze Land kaufen. So wächst Elemotho zwischen Onkeln und Tanten auf, zwischen Rindern, Hühnern und Ziegen. Er ist ein kreatives Kind, das zeichnet und vor sich hinträumt.
Elemotho: "Ein Onkel hat immer gesagt: Starr nicht immer in die Luft, sei kein Träumer. Aber ein anderer Onkel, der schon tot ist, hat mir Wasserfarben geschenkt. Ich glaube, in meiner Familie gab es gemischte Gefühle. Ich war immer der, der es einmal weit bringt."
Musik hat der Namibier damals nur nebenbei gehört, im Radio, am Lagerfeuer, oder die Gospels im Schulchor. Später an der Uni in Windhoek studiert der nachdenkliche junge Mann Psychologie und afrikanische Philosophie. Im Pfandhaus kauft er sich eine Gitarre und spielt in einer Studenten-Band. Coversongs.
Elemotho: "Wir haben alles gespielt von Miriam Makeba bis Bob Marley. Aber immer anders, das war unser Trick war, die Songs zu verändern."
Nach dem Studium arbeitet der frisch diplomierte Absolvent zwei Jahre lang im namibischen Bildungsministerium und erlebt so die Regierung von innen.
Elemotho: "Ich hab gesehen, wie das System wirklich funktioniert, wie die talentierten auf der Strecke bleiben. Die cleveren Jungs sind viel skrupelloser und lügen sich nach oben. Das System ist wirklich korrupt, nach allem was ich gesehen hab."
Enttäuscht kündigt Elemotho die Stelle im Bildungsministerium und geht für drei Monate in die USA. Wieder zurück in Namibia nimmt er seine erste CD auf.
Übersetzung des Lied-Refrains: "The system is a joke": "Siehst du das nicht?", singt er, das System ist doch ein Witz! Sie speisen uns mit Coca Cola ab."
Elemotho: "Das System ist ein Witz, weil wir nichts gelöst kriegen. Namibia hat weltweit die größte Kluft zwischen Arm und Reich. Was machen wir denn, Jahre nach der Unabhängigkeit? Das meiste gehört immer noch den Weißen und einer kleinen schwarzen Elite. Das macht mich wirklich traurig."
Elemotho steigt aus, reist, probiert. In Norwegen unterrichtet er an einer Kunstschule, er macht Theatermusik auf der Expo in Hannover. In seiner namibischen Heimat verarbeitet er die neuen Erfahrungen zu seiner zweiten CD. Sie heißt: Human – Mensch. Seine spanische Freundin übernimmt das Management für ihn, Musik ist jetzt sein Leben.
Abends der Auftritt - Elemothos Bandmitglieder tragen bunte, afrikanische Kleider. Er als Frontmann ist barfuß, trägt ein luftiges Baumwollhemd über einer weiten Baumwollhose. Alles weiß. Das Publikum ist gemischt, Schwarze und Weiße an den Tischen und auf der Tanzfläche. Beim letzten Lied gegen die Verschärfung der Drogengesetze singen alle mit.
Der 32-Jährige fühlt sich sichtlich wohl auf der Bühne, tanzt, predigt beinahe. Hier hat Elemotho seinen Platz gefunden:
"Ich hoffe, dass ich weiter schreiben kann, und alles verwenden, was an neuen Einflüssen kommt. Und singen und spielen. Das wär´s."
Links zum Thema:
Homepage Elemotho
Elemotho hat kurze, schwarze Haare und einen dünnen Kinnbart. Das weiche Baumwolltuch um seinen Hals ist rostrot wie der Sand der Kalahari-Wüste, wo er geboren und aufgewachsen ist.
Elemotho: "Ich hätte nie gedacht, dass ich Musiker werde. Vielleicht Priester oder Rechtsanwalt oder Farmer. Aber Musiker, daran habe ich nie gedacht."
Jetzt, mit 32 Jahren ist aus Elemotho Gaalalekwe schlicht Elemotho geworden, er hat eine Band, sein Name steht auf zwei CDs. Er wird auf wichtige afrikanische Festivals eingeladen und tourt regelmäßig durch Europa. Seine Stimme wird gehört, auch weil er in sechs verschiedenen Sprachen textet. Ganz intuitiv. Afrikanische Dialekte und Weltsprachen nebeneinander.
Elemotho: "Das ist Gefühlssache. Manche Songs kommen in Englisch, manche in Setsuana, manchmal finde ich eine Zeile spanisch, dann wieder eine Zeile Damara Nama. Also ich bin nicht der Typ, der sich hinsetzt und jetzt ein Lied schreibt. Ein Revolutionslied oder ein reaktionäres Lied. Nein, nein, nein, ich reg mich halt auf, und dann schreib ich was."
Der Soundcheck ist zu Ende. In der Zeit bis zum Auftritt gehen wir essen - in ein afrikanisches Restaurant. Es gibt Antilope mit scharfer Soße und Maispapp. Elemotho isst mit den Fingern. Dabei hört er kaum auf zu erzählen. Von seiner Kindheit auf der Familienfarm. Nach dem Sieg der schwarzen Befreiungsarmee, der SWAPO, durften Schwarze Land kaufen. So wächst Elemotho zwischen Onkeln und Tanten auf, zwischen Rindern, Hühnern und Ziegen. Er ist ein kreatives Kind, das zeichnet und vor sich hinträumt.
Elemotho: "Ein Onkel hat immer gesagt: Starr nicht immer in die Luft, sei kein Träumer. Aber ein anderer Onkel, der schon tot ist, hat mir Wasserfarben geschenkt. Ich glaube, in meiner Familie gab es gemischte Gefühle. Ich war immer der, der es einmal weit bringt."
Musik hat der Namibier damals nur nebenbei gehört, im Radio, am Lagerfeuer, oder die Gospels im Schulchor. Später an der Uni in Windhoek studiert der nachdenkliche junge Mann Psychologie und afrikanische Philosophie. Im Pfandhaus kauft er sich eine Gitarre und spielt in einer Studenten-Band. Coversongs.
Elemotho: "Wir haben alles gespielt von Miriam Makeba bis Bob Marley. Aber immer anders, das war unser Trick war, die Songs zu verändern."
Nach dem Studium arbeitet der frisch diplomierte Absolvent zwei Jahre lang im namibischen Bildungsministerium und erlebt so die Regierung von innen.
Elemotho: "Ich hab gesehen, wie das System wirklich funktioniert, wie die talentierten auf der Strecke bleiben. Die cleveren Jungs sind viel skrupelloser und lügen sich nach oben. Das System ist wirklich korrupt, nach allem was ich gesehen hab."
Enttäuscht kündigt Elemotho die Stelle im Bildungsministerium und geht für drei Monate in die USA. Wieder zurück in Namibia nimmt er seine erste CD auf.
Übersetzung des Lied-Refrains: "The system is a joke": "Siehst du das nicht?", singt er, das System ist doch ein Witz! Sie speisen uns mit Coca Cola ab."
Elemotho: "Das System ist ein Witz, weil wir nichts gelöst kriegen. Namibia hat weltweit die größte Kluft zwischen Arm und Reich. Was machen wir denn, Jahre nach der Unabhängigkeit? Das meiste gehört immer noch den Weißen und einer kleinen schwarzen Elite. Das macht mich wirklich traurig."
Elemotho steigt aus, reist, probiert. In Norwegen unterrichtet er an einer Kunstschule, er macht Theatermusik auf der Expo in Hannover. In seiner namibischen Heimat verarbeitet er die neuen Erfahrungen zu seiner zweiten CD. Sie heißt: Human – Mensch. Seine spanische Freundin übernimmt das Management für ihn, Musik ist jetzt sein Leben.
Abends der Auftritt - Elemothos Bandmitglieder tragen bunte, afrikanische Kleider. Er als Frontmann ist barfuß, trägt ein luftiges Baumwollhemd über einer weiten Baumwollhose. Alles weiß. Das Publikum ist gemischt, Schwarze und Weiße an den Tischen und auf der Tanzfläche. Beim letzten Lied gegen die Verschärfung der Drogengesetze singen alle mit.
Der 32-Jährige fühlt sich sichtlich wohl auf der Bühne, tanzt, predigt beinahe. Hier hat Elemotho seinen Platz gefunden:
"Ich hoffe, dass ich weiter schreiben kann, und alles verwenden, was an neuen Einflüssen kommt. Und singen und spielen. Das wär´s."
Links zum Thema:
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