“Sacred Mozart“

„Kirchenmusik war das Lieblingsfach des Komponisten. Aber er konnte sich demselben am wenigsten widmen“, erfährt man in der ersten großen Mozartbiografie von Franz Xaver Niemetschek, und doch hat Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Geburtstag sich am 27. Januar zum 250. Mal jährte, eine Vielzahl geistlicher Kompositionen geschaffen. Anlass für die Europäische Rundfunkunion (EBU), unter dem Motto „Sacred Mozart“ dem geistlichen Werk Mozarts sieben Konzerte aus unterschiedlichen europäischen Städten zu widmen.
Am 18. Februar hatten wir bereits an dieser Stelle Ausschnitte aus drei Konzerten, veranstaltet in Budapest, Kopenhagen und Stockholm, vorgestellt. Heute nun zwei weitere Konzerte, diesmal aus Warschau und Weimar.
Zwei Messen, die in zeitlicher Nähe entstanden sind (1780), stehen in Warschau auf dem Programm: die Missa solemnis KV 337 und die Vesperae solennes de Confessore KV 339. Letztere ist Mozarts zweite Vesper und zugleich die letzte kirchenmusikalische Arbeit für Salzburg.
Die Missa solemnis ist dagegen seine letzte vollendete Messkomposition.
Eigentlich ist sie eine Missa brevis (sie dauert nur eine knappe halbe Stunde), besitzt aber eine große festliche Orchesterbesetzung und gilt als Mozarts wertvollste Salzburger Messe.
In Weimar kommt die sehr frühe „Grabmusik“ KV 42 des 11-Jährigen zur Aufführung. Für die Fastenzeit bestimmt, ist das Werk ein Dialog zwischen der Seele (gesungen von einem Bass-Bariton) und einem Engel (Sopran), in dem beide den Tod Jesu Christi beklagen.
19 Jahre vor Mozart wurde Michael Haydn geboren, der jüngere Bruder des Wiener Klassikers, und auch er hat in diesem Jahr einen runden Gedenktag: er starb vor 200 Jahren. Mozart hat Michael Haydn, der ebenfalls in Salzburg wirkte, hoch geschätzt. Von ihm wird in Weimar das Requiem c-Moll aufgeführt. Haydn stand im Dienst des Fürsterzbischofs Siegmund Christoph Graf von Schrattenbach, und als dieser im Jahre 1771 starb, komponierte Haydn die Totenmesse, die deshalb auch „Schrattenbach-Requiem“ genannt wird.
Bei der Aufführung war übrigens auch Mozart als Mitglied der Hofkapelle beteiligt – und er hat in seinem eigenen Requiem auf die Haydnsche Totenmesse zurückgegriffen.
Zwischen den beiden Konzertteilen aus Warschau und Weimar geht es in einem Pausenbeitrag von Arne Reul um Perspektiven auf Mozarts Kirchenmusik.



Euroradio-Konzertsaison 2005-2006
„Sacred Mozart“

Evangelische Kirche Warschau
Aufzeichnung vom 20.2.2006

Wolfgang Amadeus Mozart
Missa solemnis KV 337
Vesperae solennes de Confessore KV 339

Marta Boberska, Sopran
Piotr Olech, Countertenor
Tomasz Krzysica, Tenor
Wojciech Gierlach, Bass
Sine Nomine Chorus
Concerto Polacco
Leitung: Marek Toporowski

ca. 21.15 Uhr Konzertpause mit Nachrichten und anschließend:
„...dass auch der liebe Gott gerne zuhört“
Perspektiven auf Mozarts Kirchenmusik
Von Arne Reul

Weimarhalle Weimar
Aufzeichnung vom 13.3.2006

Wolfgang Amadeus Mozart
Grabmusik KV 42

Michael Haydn
Requiem c-Moll (Schrattenbach-Requiem, 1771)

Joanne Lunn, Sopran
Roswitha Müller, Alt
Christoph Genz, Tenor
Stephan Genz, Bariton
Chor und Sinfonieorchester des Mitteldeutschen Rundfunks
Leitung: Howard Arman