Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren gemeinsam die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern.
               
              
                
                  
                    
                      
                        1 (-) Maria Popova: "Findungen"
 Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer, Heike Reissig und Tobias Rothenbücher
Diogenes, Zürich 2020
896 Seiten, 28 Euro
                       
                     
                   
                 
               
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Maria Popova: "Findungen"© Diogenes Verlag / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                "Unser Streben nach Wahrheit" schreibt Maria Popova, werde von "unsichtbaren Verbindungen" geleitet. Etwas Neues entstehe dann, wenn sich Menschen mit unterschiedlichen Ideen zufällig begegnen. Die in Bulgarien geborene Intellektuelle porträtiert deshalb Geistesgrößen, die etwas zum ersten Mal gedacht haben: Rachel Carson etwa, Begründerin der amerikanischen Umweltbewegung. 57 Punkte
               
              
              
              
                
                  
                    
                      
                        2 (9) Katharina Pistor: "Der Code des Kapitals. Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft"
Aus dem Englischen von Frank Lachmann
Suhrkamp, Berlin 2020
440 Seiten, 32 Euro
                       
                     
                   
                 
               
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Katharina Pistor: "Der Code des Kapitals. Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft"© Suhrkamp / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                Wie entsteht Kapital? Karl Marx hatte eine Antwort: Indem Kapitalisten die Arbeitskraft ihrer Beschäftigten ausbeuten. Die Juristin Katharina Pistor sieht das anders: "Nicht ein physischer Produktionsprozess, sondern die rechtliche Codierung ist das Entscheidende." Kapital wird also nicht in Fabriken geschaffen, sondern hinter den Türen der Anwaltskanzleien. 48 Punkte
               
              
              
              
                
                  
                    
                      
                        3 (3) Bettina Stangneth: "Sexkultur"
Rowohlt, Hamburg 2020
288 Seiten, 22 Euro
                       
                     
                   
                 
               
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Bettina Stangneth: "Sexkultur"© Rowohlt / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                Sex ist so natürlich, wie er Spaß machen kann. Und trotzdem: Im 21. Jahrhundert empfinden wir unsere Sexualität vor allem als Problem: als Ursache von Missbrauch und Unzufriedenheit. Die Philosophin Bettina Stangneth plädiert für einen ehrlichen, einen positiven Blick auf die schönste Sache der Welt. Ein Hohelied auf die leidenschaftliche Liebe. 35 Punkte
               
              
              
              
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Julian Barnes;  "Der Mann im roten Rock" © Kiwi  Verlag / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                Die Belle Époque ließe sich aus Sicht vieler großer Persönlichkeiten erzählen: Oscar Wilde etwa, Guy de Maupassant oder Marcel Proust. Der Schriftsteller Julian Barnes wählt für sein buntes Epochenporträt eine Figur, die heute weitestgehend unbekannt ist: Den Arzt Dr. Samuel Pozzi. Ein Freigeist, Visionär und Intellektueller, der sie alle kannte. 35 Punkte
               
              
              
              
                
                  
                    
                      
                        5 (-) Alex Ross: "Die Welt nach Wagner"
Aus dem Englischen von Gloria Buschor und Günter Kotzor
 Rowohlt, Hamburg 2020
912 Seiten, 40 Euro 
                       
                     
                   
                 
               
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Alex Ross: "Die Welt nach Wagner"© Rowohlt / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                Nicht um Richard Wagners Leben geht es in Alex Ross' Buch, sondern um sein Nachleben. Der Literaturkritiker des Magazins "New Yorker zeigt": Mehr noch als die Musik hat Wagner die Philosophie, die Literatur und die Kunst beeinflusst. Wir blicken auf die Welt durch Wagners Augen. Ein Blick, der von Genie und Wahn geprägt ist. 34 Punkte
               
              
              
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Judith Butler: "Die Macht der Gewaltlosigkeit"© Suhrkamp / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                "Viele halten das Eintreten für Gewaltlosigkeit für unrealistisch, aber vielleicht sind sie zu gebannt von der Realität" schreibt die Philosophin Judith Butler. Dagegen sollten wir uns fragen, in welcher Welt wir eigentlich leben wollen. Ihre Antwort ist klar: In einer Welt radikaler sozialer Gleichheit, gewaltlos erkämpft – aber mit aller Macht. 33 Punkte
               
              
              
              
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Christopher Clark: "Gefangene der Zeit"© DVA / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                Ob Brexiteer-Spindoktor Dominic Cummings oder Donald Trump: Die Machtmenschen der Gegenwart mögen wie ein vollkommen neuer Typus wirken. Dabei hat schon Otto von Bismarck einen aggressiven, populistischen Politikstil gepflegt, den sich Cummings heute zum Vorbild nimmt. In 13 Essays zeigt der Historiker 
Christopher Clark auf, wie Vorstellungen von Macht über die Geschichte hinweg fortwirken. 
30 Punkte 
              
              
              
                
                  
                    
                      
                        7 (-) Hans Ulrich Gumbrecht: "Prosa der Welt, Denis Diderot und die Peripherie der Aufklärung"
 Suhrkamp, Berlin 2020
400 Seiten, 36 Euro 
                       
                     
                   
                 
               
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Hans Ulrich Gumbrecht: "Prosa der Welt, Denis Diderot und die Peripherie der Aufklärung"© Suhrkamp / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                Denis Diderot war anders. Anders als die anderen Aufklärungsphilosophen Voltaire, Rousseau oder Kant, findet der Romanist Hans Ulrich Gumbrecht. Diderot dachte nicht in geschlossenen Systemen, verzichtete auf Schlüsselbegriffe, mied es, sich festzulegen. Wegen dieser Offenheit ist der "Denker der Kontingenz" noch heute aktuell. 30 Punkte
               
              
              
              
                
                  
                    
                      
                        9 (2) Philippe Sands: "Die Rattenlinie – ein Nazi auf der Flucht. Lügen, Liebe und die Suche nach der Wahrheit"
Aus dem Englischen von Thomas Bertram
S. Fischer, Frankfurt am Main 2020
25 Euro, 544 Seiten
                       
                     
                   
                 
               
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Philippe Sands: "Die Rattenlinie – ein Nazi auf der Flucht: Lügen, Liebe und die Suche nach der Wahrheit"© S. Fischer / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                Als "Rattenlinien" bezeichneten US-Agenten nach dem Krieg Fluchtrouten für Nazis. Einer jener flüchtigen NS-Verbrecher war Otto Wächter. Nach einer Begegnung mit dessen Sohn erzählt Philippe Sands, britischer Anwalt und Bestsellerautor, Wächters Leben. Eine Geschichte von Liebe, Intrigen, Spionage – und den Verstrickungen der katholischen Kirche. 27 Punkte
               
              
              
              
              
              
                
                
                
                  
                  
                  
                    Christina Pareigis: "Susan Taubes. Eine intellektuelle Biographie"© Wallstein / Deutschlandradio
                   
                 
               
              
                1939 erreichte Susan Taubes als Elfjährige New York. Vor ihr lag ein kurzes Leben, verstreut auf der Welt: Sie lebte in Harvard, Jerusalem oder Paris. Wie diese Ortlosigkeit des jüdischen Exils das unbedingt wiederzuentdeckende Werk dieser Intellektuellen prägte, zeigt diese Biografie. Dabei blieb Taubes’ Fluchtpunkt immer Budapest, die Stadt ihrer Kindheit. 26 Punkte
               
              
              
              
                
                  
                    
                      
                        So funktioniert die Abstimmung:
Jedes Jurymitglied vergibt an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: 
René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
Peter Arens (ZDF)
Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
Ralph Bollmann (FAS)
Stefan Brauburger (ZDF)
Alexander Cammann (DIE ZEIT)
Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel)
Heike Faller (DIE ZEIT)
Daniel Fiedler (ZDF)
Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
Manuel J. Hartung (DIE ZEIT)
Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur)
Inge Kutter (DIE ZEIT)
Hannah Lühmann (DIE WELT)
Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
Susanne Mayer (DIE ZEIT)
Tania Martini (taz)
Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur)
Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
Bettina von Pfeil (ZDF)
Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
Anne Reidt (ZDF)
Anna Riek (ZDF)
Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
Hilal Sezgin (freie Autorin)
Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)