Sachbuchbestenliste

Die 10 besten Sachbücher im September

06:08 Minuten
Auf einem farbig auarellierten Hintergrund stehen die Top 3 der besten Sachbücher.
Top 3 der zehn besten Sachbücher im September 2019 © Collage Deutschlandfunk Kultur
28.08.2019
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Deutschlandfunk Kultur, ZDF und „Die Zeit“ präsentieren gemeinsam die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnnen und Kritikern.

1 (-) Steffen Mau: "Lütten Klein"
Suhrkamp; 284 Seiten, 22 Euro

Das Cover des Buches "Lütten Klein" von Steffen Mau. 
Ein Stadtteil als Brennglas: Steffen Mau kommt aus Lütten Klein in Rostock und versucht über den Stadtteil, die Veränderungen nach dem Ende der DDR zu verstehen.© Suhrkamp Verlag / Deutschlandradio
Der Soziologe Steffen Mau wächst in den 1970er-Jahren in der Rostocker Plattenbausiedlung Lütten Klein auf. Nach 1989 studiert Mau und macht Karriere an der Humboldt-Universität. Jetzt kehrt er in seine Heimat zurück, spricht mit Weggezogenen und Dagebliebenen und findet den Frust, der die Region zum Populismus führt. Eine kenntnisreiche Studie über den Riss, der sich durch Ostdeutschland zieht. 90 Punkte

2 (-) Theodor W. Adorno: "Aspekte des neuen Rechtsradikalismus"
Suhrkamp; 86 Seiten, 10 Euro

Buchcover zu Adornos "Aspekte des neuen Rechtsradikalismus".
Alter Text, brandaktuell: Adornos "Aspekte des neuen Rechtsradikalismus".© Suhrkamp Verlag
50 Jahre alt ist Adornos Wiener Vortrag über den Rechtsradikalismus, dessen Tonbandaufzeichnung der Suhrkamp Verlag nun als Transkript veröffentlicht. Adornos Analysen sind nach wie vor aktuell: Die kapitalistische Krisendynamik erzeuge eine massive Unruhe in der Gesellschaft und Angst vor Deklassierung und Statusverlust. Wer Adorno liest, versteht auch den Erfolg der AfD. 73 Punkte

3 (-) Rebecca Solnit: "Wanderlust. Eine Geschichte des Gehens"
Aus dem Englischen von D. Fastner
Matthes & Seitz; 384 Seiten, 30 Euro

Cover von Rebecca Solnits Buch Wanderlust – Eine Geschichte des Gehens".
Dieses Buch wird zu einer vielschichtigen und klugen Reise, führt durch Wüsten und in funkelnde Städte, auf beschwerliche Pilgerwege und in die Frühzeit der menschlichen Evolution.© Deutschlandradio / Matthes & Seitz
Schlendern, schleichen, pilgern, schweifen und flanieren: Die amerikanische Essayistin Rebecca Solnit erkundet die Natur- und Kulturgeschichte des menschlichen Gehens – in großen Bögen und assoziativen Schleifen, als wäre es das Wandern selbst. Von den griechischen Philosophen bis Wittgenstein zeigt die Autorin, wie eng Gehen und Denken miteinander verknüpft sind. 55 Punkte

4 (-) Eva Meijer: "Was Tiere wirklich wollen"
Aus dem Niederländischen von H. Ehlers
btb/Random House; 160 Seiten, 20 Euro

Buchcover zu Eva Meijer: Was Tiere wirklich wollen
Eva Meijer: Was Tiere wirklich wollen© btb
Auch das Tier ist ein politisches Wesen. Dafür gibt die Philosophin Eva Meijer zahlreiche Beispiele: Bienen debattieren, bevor sie zustechen. Gänse lassen sich von Menschen nichts sagen. Kamele weigern sich, in den Krieg zu ziehen. Wenn Tiere einen Willen haben, findet Meijer, sollte man sie auch entsprechend behandeln. Die Philosophin erklärt, warum man den Tieren eine politische Stimme geben sollte. 53 Punkte

5 (2) Corine Pelluchon: "Ethik der Wertschätzung"
Aus dem Französischen von H. Jatho
wbg Academic; 304 Seiten, 50 Euro

Das Cover des Buchs: Ethik der Wertschätzung von Corine Pelluchon
Corine Pelluchon gelingt es, abstrakte Theorie in gelebtes Wissen zu verwandeln.© wbg academic
Wie kann man eine Haltung gewinnen, um sich in der Welt zu engagieren? Corine Pelluchon findet eine Antwort darauf: Sie besinnt sich auf die Antike und begründet eine Ethik der Demut und der Verletzlichkeit. Die französische Philosophin erklärt die Beziehungen der Menschen zur Welt und erschafft einen Kosmos, in dem sich jeder eingebunden fühlt. So wird aus abstrakter Theorie gelebtes Wissen. 37 Punkte
Zur Besprechung

6 (-) Kwame Anthony Appiah: "Identitäten"
Aus dem Englischen von M. Bischoff
Hanser Berlin; 336 Seiten, 24 Euro

Buchcover zu Kwame Anthony Appiah: Identitäten
Der britische Philosoph Kwame Anthony Appiah bringt Ordnung in die Dinge und erklärt, was Identitäten sind.© Hanser Berlin
Identitätspolitik ist das Modewort in der Ära Trump. Doch was macht Identitäten aus und warum sind sie politisch? Der britische Philosoph Kwame Anthony Appiah bringt Ordnung in die Dinge: Er zeigt, dass hinter den Kategorien von Zugehörigkeit und Abgrenzung häufig paradoxe Zuschreibungen stehen. Die Analysen sind nicht nur erhellend, sie bringen auch neue Impulse in die Diskussion. 34 Punkte

7 (-) Ines Geipel: "Umkämpfte Zone"
Klett-Cotta; 377 Seiten, 20 Euro

Buchcover zu Ines Geipel: Umkämpfte Zone - Mein Bruder, der Osten und der Hass
Die ehemalige Leistungssportlerin Ines Geipel blickt auf eine Gesellschaft und ihre Familie, um ihre Umwelt zu verstehen.© Klett-Cotta
Was hat die breite Zustimmung zu Pegida und AfD möglich gemacht? Das fragt die Autorin und ehemalige DDR-Leistungssportlerin Ines Geipel. Um Antworten zu finden, reist sie in die eigene Geschichte. Sie begleitet ihren schwerkranken Bruder auf dem letzten Abschnitt seines Lebens und prüft, was das Angst-und-Lügen-System DDR mit dem aktuellen Rechtsruck zu tun hat – und mit ihrer Familie. 31 Punkte

8 (-) Robert Macfarlane: "Im Unterland"
Aus dem Englischen von A. Jandl u. F. Sievers
Penguin; 560 Seiten, 24 Euro

Buchcover zu Robert Macfarlane: Im Unterland
Eine Reise für die Vernunft und gegen die Ausbeutung der Erde legt Robert Macfarlane mit "Im Unterland" vor.© Penguin
Der britische Literaturwissenschaftler Robert Macfarlane nimmt uns mit unter die Erde. Er besucht Höhlenlandschaften in England, schwindende Gletscherwelten in Grönland und abgelegene Stollen für Atomabfälle. Sein Buch ist nicht nur eine kluge Erdbeschreibung, sondern auch das Zeugnis eines Staunenden. Wer es liest, verliert jegliches Verständnis für die Ausbeutung der Natur. 31 Punkte

9 (-) Armin Nassehi: "Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft"
C. H. Beck; 352 Seiten, 26 Euro

Buchcover zu Armin Nassehi: Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft
Der technische Wandel gehört für Armin Nassehi zu einer demokratischen Gesellschaft dazu.© C.H. Beck
Wir glauben, der Siegeszug der digitalen Technik habe innerhalb weniger Jahre alles revolutioniert: unsere Beziehungen, unsere Arbeit, die Demokratie. Aber jetzt dreht der Soziologe Armin Nassehi den Spieß um und zeigt, dass es immer schon technische Revolutionen gab. Nicht die Digitalisierung formt die Gesellschaft, sondern umgekehrt: Die moderne Gesellschaft peitscht den digitalen Wandel voran. 27 Punkte

9 (1) Cornelia Koppetsch: "Die Gesellschaft des Zorns"
transcript; 288 Seiten, 19,99 Euro

Die Abbildung zeigt das Cover von Koppetschs "Die Gesellschaft des Zorns".
AfD-Wählerinnen und -Wähler sind eine heterogene Gruppe: Was sie eint ist ihr Zorn auf die Globalisierung und ihre (vermeintlichen) Gewinner. © (Transcript Verlag / Deutschlandradio)
Was macht die Populisten so stark? Das Buch von Cornelia Koppetsch wendet sich gegen die gängigen Erzählungen. Sie erklärt, weshalb weder Flüchtlingskrise noch Dummheit oder Armut schuld am Aufstieg der Rechten sind, sondern vor allem das Abstiegsgefühl von Teilen der bildungsbürgerlichen Elite. Kaum jemand analysiert die Umbrüche unserer Zeit so glänzend wie die Darmstädter Soziologin. 27 Punkte

Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:

René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
Peter Arens (ZDF)
Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
Ralph Bollmann ("F.A.S.")
Stefan Brauburger (ZDF)
Alexander Cammann ("DIE ZEIT")
Gregor Dotzauer ("Der Tagesspiegel")
Heike Faller ("DIE ZEIT")
Daniel Fiedler (ZDF)
Svenja Flaßpöhler ("Philosophie Magazin")
Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
Manuel J. Hartung ("DIE ZEIT")
Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur)
Ekkehard Knörer ("Merkur")
Inge Kutter ("DIE ZEIT")
Hannah Lühmann ("DIE WELT")
Ijoma Mangold ("DIE ZEIT")
Tania Martini ("taz")
Christoph Möllers (HU Berlin)
Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
Bettina von Pfeil (ZDF)
Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
Anne Reidt (ZDF)
Anna Riek (ZDF)
Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
Hilal Sezgin (freie Autorin)
Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
Elisabeth von Thadden ("DIE ZEIT")
Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)

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