Manuel Lauterbach / Christine Kumerics: "Vulkane, Schluchten, Höhlen". Geologische Naturwunder in Deutschland
Primus-Verlag, März 2014
176 Seiten, 39,95 Euro
Faszinierende Landschaften
Hier schreiben Wissenschaftler mit dem Ziel, Laien für ihr Fach zu begeistern. Und das gelingt - mit anschaulichen Erklärungen und beeindruckenden Bildern. Eine Wanderung durch die Erdgeschichte, die zum Staunen über die geologische Vielfalt Deutschlands anregt.
Jede Landschaft hat ihre Geschichte. Eiszeiten, Vulkanausbrüche, Überflutungen, Meteoriteneinschläge – je nach Anordnung und Zusammensetzung heutiger Gesteinsschichten, erfahren wir eine Menge über die wilde Vergangenheit der Erde. Die beiden Geologen Manuel Lauterbach und Christine Kumerics haben dieses Wissen in ihrem Buch "Vulkane, Schluchten, Höhlen" für 16 deutsche Landschaften sehr anschaulich zusammengefasst. Die Wissenschaftler erklären detailliert und anhand zahlreicher Fotografien, wie klimatische und geologische Phänomene an der Gestaltung von Landschaften in Deutschland mitgewirkt haben. Ein sehr informativer Blick in Millionen Jahre alte Vorgänge und ihre ganz konkreten Auswirkungen.
Spannende Lektüre
Startpunkt der Erkundungstour durch deutsche Landstriche ist das größte zusammenhängende Gebirge Deutschlands: der Schwarzwald. Hier finden sich die ältesten Spuren erdgeschichtlicher Prozesse, die Geologen bis heute Rätsel aufgeben, berichten die Autoren. Nicht die einzige Anekdote, die geheimnisvoll klingt und für eine spannende Lektüre sorgt: Im Fall Schwarzwald mussten Forschungen über die Entstehungsgeschichte dieser Region nach Tiefenbohrungen mehrmals revidiert werden. Ein Randaspekt, aber ein durchaus interessanter. Das ist gewissermaßen Forschung live, denn er zeigt wie geologisches Wissen entsteht.
Die Autoren können das gut vermitteln. Ebenso gut gelingt ihnen die Beschreibung der Naturschönheiten, die sich zum Beispiel auf einer Schluchten-Wanderung erleben lässt. Durch verschiedene offen sichtbare Gesteinsschichten wie Granit, Gneis, Muschelkalk und Buntsandstein führt im Südschwarzwald ein Weg, den der Mensch den Gletschern der letzten Eiszeit zu verdanken hat. Mit solchen Anleitungen lassen sich schnell geologischen Spuren in der Natur entdecken.
Nützliches Wissen
Zusammen mit den zahlreichen Landschaftaufnahmen (auf jeder Seite!) und vielen weiteren Ausflugstipps, liefern die beiden Geologen Erdgeschichte zum Anfassen, Erleben und Verstehen. Eine gut durchdachte Kombination, die auch Fachbegriffe wie Pleistozän, Trias oder Unterkambrium lebendig und nachvollziehbar werden lässt. Einen geologischen Überblick in Form einer Landkarte, eine Zeittafel und ein Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen dazu gibt es zum Nachschlagen am Ende.
Der Anspruch der Autoren ist es wissenschaftliches Know-how zu transportieren, gleichzeitig aber ebenso die Faszination und die ganz reale, alltäglich Nutzung zu berücksichtigen. Zu sehen sind deshalb auch Bilder und Texte zur industriellen Verwertung von Bodenschätzen, wie Kohle oder einst Erdöl in Deutschland. Auch daran lassen sich die Folgen Jahrmillionen alter Gesteins- und Bodenbildung erkennen und erläutern. Die weiten braunen Flächen der Tagebaue im Ruhrgebiet oder der weiße Kalibergbau in Hessen gründen ebenso auf geologischen Vorgängen, wie die Feuersteinfelder an der deutschen Ostseeküste. So stehen Bilder vom Schaufelradbagger gleichberechtigt neben denen von Edelsteinhöhlen oder Fossilienfunden Krokodil-ähnlicher Saurier.
Diese gelungene Verbindung zwischen trockenen geologischen Fakten, beeindruckenden Naturschönheiten und industrieller Bodennutzung ist zu einem großen Teil der Begeisterung der Autoren für ihr Forschungsgebiet zu verdanken. Vom Kreidefelsen auf Rügen bis zum Feldberg im Schwarzwald zeigen sie sehr ansprechend, wie unterschiedlich sich eine Fläche von 357 Quadratkilometer (die Größe Deutschlands) im Laufe der Jahrmillionen entwickeln konnte.
Man darf und soll also staunen, wie groß die geologische Vielfalt in Deutschland ist, um nach der Lektüre sehr sachkundig durch die verschiedenen Landschaften zu wandern.
Über die Autoren:
Manuel Lauterbach, geb. 1972, ist promovierter Geologe und als Ingenieurgeologe tätig.
Christine Kumerics, geb. 1974, ist promovierte Geologin und zum einen als wissenschaftliche Mitarbeiterin und zum anderen als Geologie-Referentin im umweltpädagogischen Bereich tätig.
Manuel Lauterbach, geb. 1972, ist promovierter Geologe und als Ingenieurgeologe tätig.
Christine Kumerics, geb. 1974, ist promovierte Geologin und zum einen als wissenschaftliche Mitarbeiterin und zum anderen als Geologie-Referentin im umweltpädagogischen Bereich tätig.