Saarlands neue "Tatort"-Kommissarin

Von Anke Schaefer · 24.01.2013
Künftig hat der ARD-"Tatort" aus dem Saarland eine neue Kommissarin: Elisabeth Brück gilt als die, die am schärfsten schießen kann - aber sie spielt auch mit leiseren Tönen.
Elisabeth Brück: "Wenn ich diese Musik höre, dann spüre und lebe ich jeden einzelnen Ton."

Wir sitzen an einem langen Holztisch in einem Berliner Hotel. Elisabeth Brück, 40 Jahre, rote Haare, Pferdeschwanz, große blaue Augen, hat ihren Rechner aufgeklappt. Aus dem Lautsprecher erklingen diese Töne. Die Titelmusik zu einem Kurzfilm, den sie geschrieben und für den sie auch Regie geführt hat: "Kohlenherz".

Kein Krimi, wie der Tatort, - ein Märchen. Ein junger Mann sucht das Kohlenherz, das laut schlägt: Tief in der Erde, unter Tage.

Elisabeth Brück: "Allerdings beginnt das Märchen in der Zukunft und es gibt schon ganz lange den Bergbau nicht mehr und es gibt auch ganz wenig Kohle und die Menschen in der Zukunft sind auf der Suche nach dem Kohlenherz. Weil sie brauchen es."

Elisabeth Brücks Großvater war Bergmann, ihr Vater war Bergmann. Auch der Sohn ihrer Schwester hat für sein Maschinenbaustudium noch unter Tage seine Ausbildung machen können. Ihre Biografie ist mit dem Bergbau verwoben und daher hat sie ihm auch ein Theaterprojekt gewidmet: Drei Jahre kämpfte sie für das "Theater im Tunnel". Eine zehn mal zehn Meter große Bühne in der Grube Velsen. Der Vorhang aus Lutten, also aus dickem, feuerfestem Bergmannsplastik. 99 Plätze für die Zuschauer.

Elisabeth Brück: "Ich habe diesen Ort betreten und habe sofort gespürt, dass er mich inspiriert. Da erzählt jede Kante eine Geschichte, da haben Menschen gearbeitet, da ist so viel passiert und da muss ich nichts mehr herstellen, da ist alles da - da hab ich nur noch die Bühne rein gebaut und das Licht installiert - aber alles andere war schon da."

Es gab ein paar Aufführungen, Tanz und Theater – doch die RAG beschloss, das "Theater im Tunnel" wegen Sicherheitsbedenken doch zu schließen. Und das, obwohl die Grube Velsen gar keine echte Grube war, sondern ein ebenerdiger Ausbildungsstollen, in dem junge Bergmänner über 50 Jahre problemlos ihr Handwerk gelernt hatten.

Obwohl die Zuschauer immer Helme auf hatten und die Feuerwehr während der Vorstellungen unablässig und minutiös den Sauerstoffgehalt in der Luft prüfte. Elisabeth Brück klickt ein paar Fotos auf ihrem Bildschirm auf, die die Atmosphäre des Theaters im Stollen gut wiedergeben.

Dann klappt sie den Rechner abrupt zu und sieht kurz sehr traurig aus. Doch - Traurigkeit ist nicht Elisabeth Brücks Sache. Und - sollte es doch mal nötig sein - hat sie ein probates Mittel, um wieder froh zu werden. Sie greift nach ihrem Handy und zeigt das Kinderfoto, das da als Bildschirmschoner fungiert.

Elisabeth Brück: "Man sieht mich mit einem Ölfläschchen in der Hand und ich habe ein breites Lächeln, das ich bis heute nicht verloren habe - manchmal lächle ich ein bisschen zu breit! - und wenn es mir nicht so gut geht, dann schaue ich mir das Foto an und gucke in die Augen dieses glücklichen Kindes und dann geht es mir gleich wieder gut und dann muss ich selber lachen."

Als das glückliche Kind auf dem Foto ein bisschen älter wurde, beglückte es die Eltern am Mittagstisch mit gekonnter Schauspielerei:

"Ich habe mich als Kind gerne verkleidet und habe die Rolle der feinen englischen Dame durchgezogen bis zur Weißglut meiner Eltern, ich habe auch meinen Teller nicht leer gemacht, weil eine feine Dame macht das nicht ..."

"Eine ganz toughe"
Elisabeth Brück wusste, dass es für Schauspieler nicht eben leicht ist, wirklich erfolgreich zu sein und entschied sich dennoch auf das staatliche Konservatorium in Luxemburg zu gehen und privaten Unterricht in Saarbrücken zu nehmen.

Sie spielte kleinere Rollen im Theater, zum Beispiel die Elektra von Sophokles oder das Kuhmädchen in Brechts "Puntila und sein Knecht Matti", war auch im Fernsehen in kleineren Rollen zu sehen – und dann kam der Anruf, ob sie "Tatort"-Kommissarin werden wollte:

"Oh, da gingen mir tausende Gedanken durch den Kopf, ich konnte gar nicht klar denken."

Die Kommissarin Lisa Marx liebt Motorräder, ebenso wie Elisabeth Brück: Zwei stehen in ihrer Garage. Und beim Übungsschießen ist sie bei den Dreharbeiten als Talent aufgefallen. "Keine Kommissarin schießt schärfer", titelte die "Bild"-Zeitung.

"Die Herausforderung ist, Lisa Marx zu sein. Das ist eine ganz toughe. Sie ist sehr analytisch, strukturiert und ihre Emotionen, die behält sie für sich. Sie löst die Fälle ohne dass sie peinlich berührt ist."

Tough muss Lisa Marx auch sein, denn der Kommissar an ihrer Seite, Jens Stellbrink, gespielt von Devid Striesow – ist ein ziemlicher Chaot. Elisabeth Brück klappt den Computer noch mal auf, dreht sich um, prüft, ob keiner aus dem Hotel zuguckt und zeigt dann ein paar Szenen. Streng geheim. Ein sehr ungleiches Paar an einem Strand, Action im Sand. Witzige Bilder. Ist Elisabeth Brück also am Ende ihrer Wünsche? Ach was!

Elisabeth Brück: "Ich wünsche mir, dass ich jetzt auch noch Rollenangebote bekomme, wo vielleicht auch schwache Charaktere dabei sind, die in ihrer Schwäche auch noch mal ihre Stärke leben können. Die Schauspielerei ist für mich der wunderschönste Beruf und ich darf alles - und möchte einfach noch ein bisschen mehr dürfen."