Saarbrücken

Hochschule ohne Geld

Wütend auf die Sparpolitik der saarländischen Regierung: Studenten der Universität in Saarbrücken.
Wütend auf die Sparpolitik der saarländischen Regierung: Studenten der Universität in Saarbrücken. © Imaga/Becker & Bredel
Von Tonia Koch · 18.02.2015
Studierende und Professoren protestieren in Saarbrücken gegen die Sparzwänge an ihrer Universität. Sowohl sie als auch die saarländische Landesregierung wollen die Hochschule eigentlich als Voll-Universität etablieren - doch wie viel Geld ist dafür nötig?
Über Monate gingen Studierende und Professoren gegen die Sparpläne der Landesregierung auf die Straße. Konstantin Klein war dabei. Er ist von Konstanz an die Saar-Uni gewechselt, um hier seinen Master in Physik zu machen.
"Saarbrücken hat eine super Lehre, also ich bin ziemlich zufrieden mit meinem Studium hier. Wir haben engagierte Professoren, interessante Forschungsschwerpunkte und ich hab' irgendwie Angst und viele meiner Kommilitonen haben Angst, dass alles kaputt gespart wird was aufgebaut wurde und was die Universität auszeichnet."
Vor mehr als zwei Jahren hatte die Landesregierung angekündigt, dass sie die Hochschulen des Landes neu ausrichten wolle. Den Grundstein der Debatte über die Zukunft von Universität und Fachhochschule sollte ein Gutachten des Wissenschaftsrates legen. Das wurde auch vorgelegt. Nur verschwand es schon bald in der Schulblade. Die inhaltliche Debatte fand nicht statt. Übrig blieb stattdessen ein Streit ums Geld. Denn die saarländische Landesregierung hat entschieden, dass sie bis 2020 für Hochschulbildung kein zusätzliches Geld bereit stellt. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.
"Mehr als das, was wir geben, ist nicht möglich."
Da die Hochschulen in den kommenden 6 Jahren sämtliche Tarif-und Preissteigerungen aus eigener Kraft abfedern müssen, bedeutet das, sie müssen sparen. Die Uni wird deshalb verkleinert, sagt Präsident Volker Linneweber.
"Wir haben jetzt 18.200 Studenten und rechnen damit, dass wir 2020 dann vielleicht 16.500 haben werden. Das ist der Preis, den wir zahlen müssen. Wir koppeln uns in gewisser Weise auch ab von der Bundesentwicklung, die jetzt bei 2,7 Millionen Studenten annimmt, dass wir 2020 im Bund 3 Millionen haben werden."
Ziel ist eine Voll-Universität
Nach Angaben der Kultusministerkonferenz der Länder sinkt in den kommenden Jahren die Zahl der Studienanfänger leicht. Allerdings sind durch doppelte Abiturjahrgänge, die wegfallende Wehrpflicht oder aufgrund des gestiegenen Interesses ausländischer Studierender so viele junge Leute bereits drin im System, dass die Studierendenzahlen vorerst auf einem äußerst hohen Niveau verharren werden. Die Ministerpräsidentin aber denkt in erster Linie an ihre studierwilligen Landeskinder.
"Wenn ich mir anschaue, dass wir heute bereits 50 Prozent haben, die von außerhalb des Saarlandes kommen, dann werden wir Spielraum genug haben."
Ziel der Landesregierung ist keine spezialisierte Hochschule sondern eine Voll-Universität, die möglichst breit aufgestellt ist. Diese Zielsetzung deckt sich auch mit den Vorstellungen der Studierenden. Beim Asta, der Studierendenvertretung, bestehen allerdings Zweifel, ob dies mit den geringeren Mitteln gelingen wird.
Es wird schwierig, damit eine Volluniversität aufrecht zu erhalten."
Über kurz oder lang, werde sich die mangelnde finanzielle Ausstattung negativ bemerkbar machen, weil die Universitäten zueinander im Wettbewerb stehen, sagt Asta-Vorsitzender Govinda Sicheneder.
"Die Studienbedingungen werden sich auf die Rankings auswirken mit der Zeit, das heißt, da wird der saarländische Standort quasi geschwächt werden und im Vergleich zu anderen Hochschulen wie Karlsruhe und Aachen werden wir einfach schwächer dastehen und deshalb auch weniger attraktiv wirken."
Bei der Bildung soll nicht gespart werden, das betonen Politiker gern und oft. Der einzigen saarländischen Universität hat während der vergangen beiden Jahre jedoch ein politischer Fürsprecher gefehlt. Die Wissenschaftsministerin im Saarland heißt wie die Ministerpräsidentin: Annegret Kramp-Karrenbauer. In der Debatte um die Hochschulen aber hat sie den Sparkommissar gegeben und nicht die oberste Lobbyisten der Bildung, was eine Wissenschaftsministerin eigentlich tun sollte.
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