Russland

Ukrainische Pilotin weiter in russischer U-Haft

Der Chef des Ermittlungskomitees der Russischen Föderation, Alexander Bastrykin
Der Chef des Ermittlungskomitees der Russischen Föderation, Alexander Bastrykin © AFP / RIA NOVOSTI / DMITRY ASTAKHOV
Von Thorsten Jabs · 26.09.2014
Die ukrainische Luftwaffenpilotin soll nach Auffassung eines Moskauer Gerichts an der Ermordung zweier russischer Journalisten beteiligt gewesen sein. Die ukrainische Regierung wirft Moskau dagegen vor, Sawtschenko entführt zu haben.
Eine weitere Prüfung des Falles werde auf den 13. Oktober vertagt – so fiel die Entscheidung des Moskauer Basmanny-Gerichts bereits am frühen Vormittag aus. Richter Anatoly Karpov habe sie gefällt, weil Nadeschda Sawtschenko nicht persönlich an der Sitzung teilgenommen habe. Der Grund dafür ist, dass die 31-jährige ukrainische Pilotin in der Moskauer Haftanstalt Metropol einer psychiatrischen Untersuchung unterzogen wird. Dies sei eine gängige Praxis in Fällen, so der Sprecher der Ermittlungsbehörde Wladimir Markin, in denen Personen besonders schwere kriminelle Handlungen vorgeworfen werden. Um welche Vorwürfe es sich handelt, hatte der Chef des Ermittlungskomitees der Russischen Föderation, Alexander Bastrykin, bereits im Juli erklärt:
"Sawtschenko wird die Mittäterschaft bei der Ermordung der russischen Journalisten Igor Kornelyuk und Anton Woloschin vorgeworfen. Laut der Untersuchung, war sie es, die Schützin eines Mi-24 Kampfhubschraubers, die im Juni dieses Jahres die Koordinaten der Journalisten an die Kämpfer weiter gab, die die Journalisten getötet haben."
Ukrainische Regierung: Pilotin von Separatisten verschleppt
Die beiden russischen Reporter kamen am 18. Juni durch Mörserfeuer in der ostukrainischen Stadt Lugansk ums Leben. Nach Angaben des Ermittlungskommitees war Nadeshda Sawtschenko damals Mitglied des Freiwilligen-Bataillons "Aydar" der ukrainischen Nationalgarde. Sie habe den Aufenthaltsort der Journalisten und anderer Zivilisten herausgefunden und an die Truppen weitergeleitet. Später habe sie die russische Grenze als Flüchtling getarnt ohne Papiere überquert. Als die Behörden ihre Identität überprüft hätten, sei sie am 8. Juli festgenommen worden.
Am 9. Juli wurde offiziell Anklage wegen Beihilfe zum Mord erhoben. Die ukrainische Regierung wirft Russland dagegen vor, die Pilotin aus der Ostukraine verschleppt zu haben. Dort sei sie von den Separatisten gefangengenommen worden. Nach der Festnahme hatte die Regierung in Kiew erklärt, der Fall beweise einmal mehr, dass die Rebellen in enger Abstimmung mit russischen Geheimdiensten vorgingen. Im russischen Staatsfernsehen wurde Nadeshda Sawtschenko wörtlich als "ukrainische Walküre" dargestellt und mit den Worten zitiert, sie sei keine Schützin eines Mi-24 Kampfhubschraubers.
Untersuchungshaft bis 30. Oktober
Anschließend hielt man dagegen, sie habe dies jedoch bei der ukrainischen Luftwaffe gelernt und diese Aufgabe sechs Monate im Irak-Krieg ausgeübt – im Rahmen der Beteiligung der ukrainischen Armee an der sogenannten Koalition der Willigen. Inmitten von damals aktuellen Bildern aus der Ostukraine wurde im Juli auch dieser Interviewausschnitt von Nadeshda Sawtschenko ausgestrahlt:
"Also ja, ich tötete. Ich will ehrlich sein - ich ging und sah, wo der angeschossene Schützenpanzer stand, und es ist Krieg, habe ich gesagt. Ja, das ist die Arbeit einer Schützin."
Die russischen Ermittler dürften ohnehin an ihren Vorwürfen gegen Nadeshda Sawtschenko festhalten. Die Untersuchungshaft für die Pilotin wurde zuvor bereits bis zum 30. Oktober verlängert.