Friedrich-Ebert-Stiftung

Es wird Nacht in Russland

05:27 Minuten
Blick auf den Roten Platz in Moskau mit dem Kreml links und der St.-Basilius-Kirche rechts.
Dunkle Zeiten in Russland: Blick auf den Roten Platz in Moskau mit dem Kreml links und der St.-Basilius-Kirche rechts. © picture alliance / dpa / Sven Hoppe
Peer Teschendorf im Gespräch mit Britta Bürger · 09.04.2022
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Russland hat Büros von internationalen Organisationen geschlossen, auch die Friedrich-Ebert-Stiftung muss ihre Arbeit einstellen. Büroleiter Peer Teschendorf beobachtet seit Kriegsbeginn eine Entfremdung von der russischen Zivilgesellschaft.
Die russische Regierung hat die Arbeit mehrerer internationaler Organisationen verboten und ihre Büros schließen lassen. Zu ihnen zählen beispielsweise die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch sowie parteinahe Stiftungen aus Deutschland. Peer Teschendorf leitet seit 2018 die Büros der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in der Russischen Föderation und ist von der Entwicklung nicht wirklich überrascht.

Erschwerte Kommunikation

„Mit dem Ausbruch des Krieges war es nur noch mit Wenigen möglich, das direkte Gespräch zu führen. Veranstaltungen gingen gar nicht. Das hätten wir aber auch nicht mehr gemacht an der Stelle", sagt Teschendorf. Zum Teil seien seine Kontakte bei Kriegsausbruch erst einmal selbst irritiert gewesen, „weil sie es auch nicht haben kommen sehen“, so der Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Und dann beginnen Effekte, dass man sich positionieren muss, dass man auch sehen muss, wo man was und zu welchem Zeitpunkt sagen kann.“
Außerdem habe es bei vielen den sogenannten Rally-’round-the-Flag-Effekt gegeben, dass sie sich also hinter der Standarte des Präsidenten versammelt haben. „Die letzten Wochen waren tatsächlich eher so ein Schockzustand, wo nicht viel Kommunikation möglich war.“

Bruch und Entfremdung

Der Krieg gegen die Ukraine hat einen Bruch verursacht, wie Teschendorf erklärt: „Es ist schon ein klarer Schnitt. Wenn es davor noch positive gesellschaftlich organisierte Entwicklungen gab, so ist es mit dem Krieg jetzt in fast allen Bereichen schlechter geworden. Beziehungsweise ist es unmöglich, da noch Entwicklungen zu sehen.“
Bis zu diesem Bruch konzentrierte sich die Förderung der russischen Zivilgesellschaft darauf, in den direkten Dialog mit gesellschaftlichen Gruppen zu treten, „um eben diese Entfremdung, die wir jetzt leider beobachten, nicht zuzulassen“, wie Teschendorf berichtet. Dabei habe es seit seinem Amtsantritt 2018 durchaus positive Entwicklungen gegeben.

Sicherheit der russischen Ortskräfte

Die russischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung hätten jedenfalls mit der Schließung der Büros keine persönliche Verfolgung in Russland zu befürchten, sagt Teschendorf. Natürlich arbeite man trotzdem daran, für einige, deren Situation nun schwieriger geworden ist, Alternativen auch außerhalb des Landes zu ermöglichen.
(ckr)

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