Russische Avantgarde

Das "Bauhaus" der jungen Sowjetunion

Außenansicht des Martin-Gropius-Baus in Berlin.
Außenansicht des Martin-Gropius-Baus in Berlin. © Jansch / Berliner Festspiele
Gereon Sievernich im Gespräch mit Timo Grampes · 04.12.2014
Avantgardistische Architektur der jungen Sowjetunion ist ab Freitag in der Berliner Ausstellung "WChUTEMAS - ein russisches Labor der Moderne" zu sehen. Diese hätte unter anderem Verbindungen zum deutschen "Bauhaus" gehabt, sagt Gereon Sievernich, Direktor des Martin-Gropius-Baus, wo die Exponate gezeigt werden.
1920 in Moskau gegründet, waren die Kunst- und Technikwerkstätten "WchUTEMAS" eine Art Kreativitätslabor für die Avantgarde in der jungen Sowjetunion. Mit Hilfe von Kunst und Architektur sollte der ‚Neue Mensch' geformt und das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft neu definiert werden. Was dabei in der Architektur herausgekommen ist, zeigt ab Freitag die Ausstellung "WChUTEMAS - ein russisches Labor der Moderne" im Berliner Martin-Gropius-Bau.
Hochhäuser, die am Himmel hängen
Die Ausstellung zeige Arbeiten von Lehrern und Schülern der WchUTEMAS, darunter viele Diplomarbeiten, sagte der Direktor des Martin-Gropius-Baus, Gereon Sievernich. Diese Abschlussarbeiten seien oft mit einem konkreten Auftrag verbunden gewesen: "Eine U-Bahnstation, ein Hochhaus oder ein Palast der Völkerverständigung". Einige der Arbeiten seien "irrwitzige Studien" und zeigten Fantasiegebilde wie Hochhäuser, die an Ballons im Himmel hingen.
"Aber man hat natürlich auch Druck ausgeübt, praktische Dinge zu tun."
Sicher umgesetzt worden sei von den in der Ausstellung gezeigten Entwürfen jedoch nur der einer U-Bahn-Station, da die Schule 1930 geschlossen worden sei und man fortan nur noch im Zuckerbäckerstil habe bauen dürfen.
Die Platte ist nicht in der DDR erfunden worden
Die russische Avantgardekunst dieser Zeit sei keineswegs isoliert gewesen, sondern sei in ganz Europa vernetzt gewesen, betonte Sievernich. Zum Beispiel mit dem deutschen "Bauhaus", zu dem es zahlreiche intellektuelle und künstlerische Verbindungen gegeben habe. So wisse man, dass etwa Ilja Ehrenburg und der sowjetische Kulturminister in Weimar gewesen seien, um sich dort über Fertigteilebau beraten zu lassen.
"Also, die Platte ist nicht in der DDR erfunden worden, sondern sie ist ja schon im Bauhaus gedacht worden."

Die Ausstellung "WChUTEMAS - ein russisches Labor der Moderne" ist vom 5. Dezember 2014 bis 6. April 2015 im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen.

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