Russenkind

Wer ist meine Mutter?

66:03 Minuten
Zwei erwachsene Frauen, Mutter und Tochter stehen Arm in Arm am Meer.
Nach 55 Jahren findet Dagmar ihre leibliche Mutter wieder. (Symbolbild) © Getty Images / Digital Vision / Thomas Tolstrup
Moderation: Caro Korneli · 04.12.2020
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Im Krieg wurde Dagmar von ihrer Mutter getrennt. Seitdem fragt sie sich, wer ihre Eltern sind. Tänzerin Johanna macht ihre Mutterrolle zum Tanz ihres Lebens. Und Sonja Eismann findet, Kinder sollten eine gendergerechte Sprache kennenlernen.
Dagmar wächst in Bitterfeld auf. Durch einen Zufall erfährt sie als Kind, dass ihre Eltern gar nicht ihre leiblichen Eltern sind, sondern dass sie adoptiert wurde. Ihre leibliche Mutter musste während des Zweiten Weltkriegs als russische Zwangsarbeiterin in Deutschland arbeiten. Mutter und Tochter wurden im Krieg getrennt. Niemand weiß, wer ihre Mutter ist und wo sie heute lebt. Ihre Suche in der DDR bleibt erfolglos.
Nach dem Mauerfall beginnt Dagmar erneut mit der Suche. Mithilfe des Roten Kreuzes und des Internationalen Suchdienstes führt sie die Recherche in die russische Stadt Belgorod, 700 Kilometer südlich von Moskau. Dort hatte ihre Mutter einen Antrag auf Anerkennung als Zwangsarbeiterin gestellt.
Auch sie hatte nach dem Krieg in Deutschland nach ihrer Tochter gesucht. Erfolglos. So musste sie ohne ihr Kind das Land verlassen und zurück nach Russland gehen. Nach 55 Jahren sehen sich Mutter und Tochter in Belgorod schließlich wieder.
Caro Kornelis Lieblingsgast in dieser Folge ist die Tänzerin und dreifache Mutter Johanna Lemke. Ihre Rolle als Mutter hat sie in einem Tanzprojekt verarbeitet, das für sie sehr wichtig war, wie sie verrät. Doch ihr offener Umgang mit diesem Thema bereitet ihr auch Sorgen. Die Makellosigkeit des Körpers ist in der Tanzszene wichtig. Schwangerschaft und Geburt bringen körperliche Veränderungen mit sich. Ihre Sorge ist es, einen Job nicht zu bekommen, gerade weil sie Mutter ist.
In Kinderbüchern sollte viel häufiger auch von Feuerwehrfrauen oder Polizistinnen gesprochen werden, findet die Journalistin und Kulturwissenschaftlerin Sonja Eismann. Sie sagt, Kinder sollten ruhig eine gendergerechte Sprache kennenlernen.
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