Rundfunk-Sinfonieorchester live unter Chefdirigenten Vladimir Jurowski

In der Natur erfunden

Ein Wanderer durchquert einen dichten Wald
Einsame Wanderungen - den Kopf für die Musik öffnen. © EyeEm / Johannes Hulsch
Moderation: Stefan Lang · 31.03.2019
Brahms und Mahler: Für beide war die Natur wichtige Inspirationsquelle. Sie liebten Spaziergänge, bei denen Manches reifte. Nicolas Angelich spielt Brahms 2. Klavierkonzert, Vladimir Jurowsky dirigiert danach Mahlers Erste mit dem anziehenden Blumine-Satz.
Deutschlandfunk Kultur ist wieder live dabei, wenn das spätromantische Programm des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin unter der Leitung von Vladimir Jurowksi im Konzerthaus zu hören sein wird.
Zuerst wird der bekennende Brahms-Fan Nicholas Angelich das zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms spielen. Bei seinem ersten Konzert fiel Brahms beim Publikum durch. Damals war er ein junger Mann und das Publikum an attraktiv-virtuose "Klavier-Shows" gewöhnt. 22 Jahre später hatte sich das gewandelt. Brahms war inzwischen ein berühmter Mann und das Publikum gierte nach jeder Neuerscheinung des Komponisten.
Der Pianist sitzt am Instrument.
Der Pianist Nicholas Angelich ist bekennender Brahms-Liebhaber.© Warner-Classics / Marc-Ribes
Und so konnte Brahms dieses Mal mit seiner Art, Klavierkonzerte zu schreiben, begeistern. Das Soloinstrument ist, wenn auch hervorstechender, Bestandteil des großen Sinfonischen und muss auch mal zurücktreten.
So ist es zum Beispiel eine betörende Cello-Kantilene zu Beginn des langsamen Satzes, die alle Aufmerksamkeit der Hörer bannt - und erst danach steigt das Klavier ein. Zwanzig Jahre zuvor konnte das noch Gegenstand eines Skandals sein, hier wurde es Grund für großen Erfolg. Und dieser war das Ergebnis vieler Stunden strammer Wanderungen, die er im Sommer durch Wald und Flur unternahm.

Mehr Sinfonische Dichtung als Sinfonie

Ein anderer Naturversessener war Gustav Mahler. Er sollte sich später im Leben eigene Komponierhäuser mitten in die Natur bauen. Auch Mahler war Romantiker durch und durch und las, was alle jungen Leute seiner Generation lasen: die Werke von Jean Paul. Er zog Generationen in seinen Bann. Was er schrieb, wurde von Vielen gelesen, verschlungen, verarbeitet.
Das war auch bei Gustav Mahler so, der seine erste Sinfonie nach Pauls vierbändigem Roman "Titan" benannte. Mahler arbeitete dieses Werk vielmals um. Am Anfang hatte er es eher als "Sinfonische Dichtung" gedacht. Sie bestand aus fünf Sätzen, an zweiter Stelle jener Satz, den Mahler nach Jean Paul "Blumine" benannte.
Warum der Dirigent des Abends sich für die Wieder-Einbindung des Satzes entschied, wird er im Gespräch in der Pause erläutern. Denn Mahler konzipierte das Werk letzten Endes als viersätzige Sinfonie und koppelte den Andante-Satz aus.
(cdr)

Live aus dem Konzerthaus Berlin
Porträt des Dirigenten
Vladimir Jurowski, Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin.© Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin / Simon Pauly
Johannes Brahms
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83
Zugabe:
Robert Schumann:
Kinderszenen, op. 15
Nr. 1. Von fremden Ländern und Menschen
Pause
darin:
Dirigent Vladimir Jurowski spricht über die fünfsätzige Fassung von Mahlers erster Sinfonie.
Gespräch mit Musikern des Orchester zur vergangenen Japan-Tournee.
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 1 D-Dur (Fassung in fünf Sätzen, mit "Blumine")
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