Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Die Messe

Andrea Marcon
Andrea Marcon leitet die Aufführung der h-Moll-Messe © Harald Hoffmann
09.12.2014
Der bekennende Lutheraner Johann Sebastian Bach schreibt eine lateinische Messe. Ist das eine verspätete Bewerbung für eine Stelle am Dresdner Hof - oder einfach große Musik, die entsteht, weil sich der Meister mit einer uralten Tradition beschäftigt? "Ergreifende Erhabenheit" strahle dieses Werk aus, befand Albert Schweitzer.
„Das Wesen der h-Moll-Messe ist ergreifende Erhabenheit. Gleich bei dem ersten Akkord des Kyrie wird man in die Welt der großen und tiefen Gefühle entrückt und verlässt sie nicht wieder bis zur Schlusskadenz des Dona nobis pacem. ... Das Großartige und das Innige durchdringen sich nicht, sie gehen nebeneinander her; sie lösen sich ab wie das Objektive und das Subjektive in der Frömmigkeit Bachs; darum ist die h-Moll-Messse katholisch und protestantisch zugleich und dabei so rätselhaft und unergründlich tief wie das religiöse Gemüt des Meisters." - Auf Albert Schweitzer hat Bachs Messe ein Leben lang Faszination ausgeübt.
Dem Thomaskantor gelingt es in seiner lateinischen Messe, in kantatenhafter Abfolge Teile von unterschiedlicher stilistischer Grundsubstanz so zu koppeln, dass die Geschlossenheit des Ganzen nie gefährdet wird. Bach durchschreitet den ganzen Kosmos des barocken Komponierens und zersprengt den liturgischen Rahmen, den er sonst in seinen Werken immer mitdenkt.
Die h-Moll-Messe ist sein Opus magnum - er wählt eine wahrhaft monumentale musikalische Gestik. Für das gesamte 18. Jahrhundert ist keine Aufführung des Werkes belegt - erst im 19. Jahrhundert wurde Bachs Messmusik zugänglich und öffentlich aufgeführt. Da galt seine Musik längst als autonome Kunst, die nicht mehr die Bindung an den kirchlichen Rahmen und konfessionelle Bedingungen benötigte, um gespielt, gesungen und verstanden zu werden. So konnte fortan Bachs "große catholische Messe" als "Hohe Messe" gelten.
Der italienische Dirigent Andrea Marcon kehrt nach seinem hochgelobten Engagement bei den Schlüterhofkonzerten des Rundfunk-Sinfonieorchesters zu Pfingsten 2014 mit diesem Opus summum der zeitlos gültigen Barockmusik zum Orchester zurück. Mit dem RIAS Kammerchor und fünf hervorragenden Solisten stehen ihm die bestmöglichen Kräfte zur Verfügung, um bereits in der zweiten Adventswoche erhabene Lobgesänge auf den Schöpfer anzustimmen.
Live aus dem Konzerthaus Berlin
Johann Sebastian Bach
Messe für Soli, Chor und Orchester h-Moll BWV 232
In der Konzertpause ca. 21.20 Uhr:
"Wir sitzen alle an einem Tisch" - Ruth Jarre im Gespräch mit Andrea Marcon
Robin Johannsen, Sopran
Roberta Invernizzi, Sopran
Sophie Harmsen, Alt
Julian Prégardien, Tenor
Luca Tittoto, Bass
RIAS Kammerchor
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Andrea Marcon