Roderick Cox dirigiert das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Rhythmus als treibende Kraft

113:12 Minuten
Die Musiker des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin bei der Aufnahme zu "100 Jahre Radio – 100 Jahre RSB" im Konzerthaus Berlin
100 Jahre Radio – 100 Jahre RSB: Aufnahme im Konzerthaus Berlin © Peter Meisel
Moderation: Volker Michael |
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin spielte mit Gästen aus Nordamerika, dem Dirigenten Roderick Cox und der Geigerin Leila Josefowicz, Werke von Tschaikowsky, Strawinsky und Salonen. Der Rhythmus, so der Dirigent, sei hier immer die besonders treibende Kraft.
Das RSB begrüßt im Konzerthaus Berlin zwei Gäste aus Nordamerika. Der Dirigent Roderick Cox aus Georgia ist seit sieben Jahren Berliner. Die Geigerin Leila Josefowicz stammt aus Kanada und ist in Kalifornien aufgewachsen.
Das Musikprogramm ist äußerst facettenreich. Neben der vierten Sinfonie Peter Tschaikowskys, der zu Cox‘ Lieblingskomponisten gehört, gibt es das Violinkonzert von Igor Strawinsky und ein kurzes sehr ereignisreiches Werk von Esa-Pekka Salonen mit dem Titel „Helix“. In allen drei Stücken spielt der Rhythmus eine wichtige Rolle, auch in der Tschaikowsky-Sinfonie. Darauf legt Roderick Cox besonderen Wert.

Uraufführungsstück kommt "zurück"

Obwohl Leila Josefowicz das einzige Violinkonzert Igor Strawinskys schon häufig gespielt hat, war sie vor dem Konzert etwas aufgeregt. Denn zur 100-jährigen Geschichte des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin gehört die Uraufführung dieses Musikstücks am 23. Oktober 1931. Strawinsky dirigierte damals selbst das Orchester der Berliner Funkstunde, das Vorläuferensemble des RSB.
Die Geige beginnt Strawinskys Violinkonzert mit einem weitausgespannten Doppelgriffakkord. Den soll der Komponist auf einer Serviette in einem Pariser Café skizziert haben. Das Konzert stammt aus einer Zeit, als der ewig neugierige und suchende Strawinsky schon wieder musikalisches Neuland erschlossen hatte. Nach seiner revolutionären Phase mit den drei Balletten Feuervogel, Petruschka und Frühlingsopfer und einigen anderen bahnbrechenden Werken blickte er nun zurück auf Formen und Klänge der Vergangenheit.
Die vierte Sinfonie Peter Tschaikowskys trägt den inoffiziellen Untertitel Schicksalssinfonie, weil ein prägnantes Thema des ersten Satzes, das auch im Finale wiederkehrt, von Tschaikowsky selbst den Namen „Fatum“ bekommen hat. Die Musik wirkt direkt und ergreifend. Aber auch verstörend, undurchschaubar und verschachtelt.
Die Aufgabe eines Dirigenten ist immer wieder, neben den Gefühlen dieser Musik noch mehr ihre Strukturen, ihren Anspruch an musikalische Kunst und Komplexität offen zu legen.
In die Gegenwart bringen uns Roderick Cox und das Orchester mit dem Eröffnungswerk "Helix" von Esa-Pekka Salonen. Eine Helix ist eine spiralartige Figur, die um einen Zylinder gewickelt ist. Ein komplexes Orchesterwerk, das sich immer mehr beschleunigt sich zunehmend, aber gefühlt auf der Stelle stehen bleibt. Ein verwirrender Eindruck.
Live aus dem Konzerthaus Berlin

Esa-Pekka Salonen
"Helix" für Orchester

Igor Strawinsky
Concerto en Ré für Violine und Orchester

Peter Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36

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