Ruhe!
Autos, Eisenbahnen, Flugzeuge - vor allem der Verkehr verursacht Lärm, dem wir kaum entgehen können. Und obwohl längst Klarheit über die Gesundheitsgefährdungen durch Krach herrscht, wird bislang wenig für den Lärmschutz getan. Dabei gäbe es durchaus Möglichkeiten, die Belastungen zu reduzieren.
"Es ist wie im Krieg! Ich halte das nicht aus!" So am 1. April im Kulturhaus Sonne ein älterer Herr aus Schkeuditz über die Nacht zuvor. Die Post-Tochter DHL verlagerte gerade ihr europäisches Luftfrachtdrehkreuz von Brüssel nach Schkeuditz. Hier – auf dem Flughafen Leipzig-Halle - darf in der Nacht ungehindert geflogen werden. Für die einen ein wirtschaftlicher Erfolg, für die andern ein Skandal im Umwelt- und Lärmschutz. Bürger beschweren sich bei den Behörden. Betroffene gehen auf die Straße. Am Tag des Lärms gehörte auch Annette Goik aus Schkeuditz zu dem Demonstrationszug, der sich in Leipzig von der Nikolaikirche zum Rathaus bewegte.
"Ich glaube, es ist noch zu leise gegen den Lärm. Weil ich sehr wichtig finde, dass nach wie vor nachts Ruhe herrscht und nicht wie bei uns in Modelwitz alle zehn Minuten mächtiger Krach auftaucht."
Christoph Knappe aus der Gemeinde Jesewitz aus dem Nordosten von Leipzig.
"Ödes Land, wie die Flughafenbetreiber sagen. Und da wohnen auch Menschen. Jede Nacht stehen wir Gewehr bei Fuß und sind um unseren Schlaf gebracht."
Sabine Richter aus Lindenthal gehört zu den Bürgerinnen und Bürgern, die ein Nachtflugverbot fordern.
"Wenn ich ständig Lärm um mich herum habe, werde ich krank. Dann werde ich nervös. Dann kann ich nicht in Ruhe arbeiten. Das mag ich nicht."
Wird ein Luftfrachtdrehkreuz mitten in ein Ballungsgebiet hineingestellt, ist der Konflikt vorprogrammiert. Im Umweltbundesamt in Dessau ist Matthias Hintzsche im Fachgebiet Lärmminderung tätig. Den Physiker beunruhigt der Konflikt zwischen den Logistik-Unternehmen und der von Lärm betroffenen Bevölkerung im Umkreis von Flughäfen. Matthias Hintzsche hält es über den technischen Lärmschutz hinaus für richtig, wenn Bürgerinitiativen - jetzt auch für den Flughafen Leipzig-Halle - ein Nachtflugverbot fordern.
"Also aus Sicht des Umweltschutzes ist ein Nachtflugverbot ganz klar zu unterstützen. Es gibt Studien, die eindeutig die Schädlichkeit insbesondere im Nachzeitraum von Fluglärm nachgewiesen haben. Wir haben zum Beispiel im vergangenen Jahr eine Studie im Umfeld des Flughafens Köln/Bonn durchgeführt, wo es darum ging, die Abhängigkeit von Nachfluglärm und Arzneimittelverbrauch zu belegen."
In der Studie hat sich gezeigt, dass bei zunehmendem Nachtfluglärm immer mehr Beruhigungsmittel gekauft werden. – Der Verkehrslärm hat viele Gesichter: Nicht nur alte Transportflugzeuge sind laut, sondern auch Güterzüge mit rauen Rädern auf rauen Schienen sind beträchtliche Lärmerzeuger.
Im Lärmlabor des Umweltbundesamtes. Michael Jäcker-Cüppers – er leitet den Bereich Verkehrslärm – führt das Tonbeispiel eines normalen Güterzuges vor. Dann spielt er das Beispiel von einem anderen Zug ein, den es auch gibt, den man aber fast gar nicht mehr hört.
Wie ist eine derartige Lärminderung möglich? Michael Jäcker-Cüppers:
"Man schleift Gleis. Man ersetzt die Graugussklotzbremsen durch andere Bremssysteme. Graugussklotzbremsen haben die Eigenschaft, die Radoberfläche aufzurauen. Denn raues Rad auf rauer Schiene erzeugt maximal den Lärm. Und ich muss beides glatt machen, um Lärmminderung zu erreichen."
Die technischen Möglichkeiten der Lärmminderung sind enorm. Das Problem sind jedoch die Kosten und die wirtschaftliche Umsetzung. In der großen Bestandsflotte der Bahn herrschen noch die lauten Güterwagen vor. Die Umrüstung weg von den gewohnten Krachmachern wird bis zum Jahr 2014 andauern. Ist es um den Lärmschutz im Lande bereits laut genug?! Michael Jäcker-Cüppers gesteht nüchtern ein:
"Zu leise. Viel zu leise. Jedenfalls in der offiziellen Politik. Die Bürger beschweren sich in wachsendem Maße über den Lärm. Im Rheintal gibt es so etwas wie eine Rebellion gegen den Schienenverkehr aus Lärmgründen. Das wird zum Teil auch inzwischen in der Politik reflektiert, aber insgesamt kann man sagen, der Lärm hat eine politisch geringe Priorität in Deutschland."
Die Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler schätzt in einer ihrer jüngsten Studien ein, dass die Regulierung von Lärmimmissionen lange ein Stiefkind des Umweltschutzes war. Damit das nicht so bleibt, gibt es seit dem Jahr 2002 eine EG-Richtlinie zum Lärmschutz. Sie gibt den Kommunen vor, den Umgebungslärm zu bewerten und zu bekämpfen. Die Aufgabe ist vom Gesetzgeber erkannt worden, aber noch steckt der Kampf gegen Lärm – vor allem im Osten - in den Kinderschuhen. Auch im Umkreis des Flughafens Leipzig-Halle ist Nachtruhe ein Bürgerrecht. Deshalb gingen die Bürgerinnen und Bürger in Leipzig zur Massen-Demo gegen Lärm.
"Hopp, Hopp, Hopp Fluglärm endlich Stopp. Hopp, Hopp, Hopp Fluglärm endlich Stopp."
"Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut. Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut."
"Ich glaube, es ist noch zu leise gegen den Lärm. Weil ich sehr wichtig finde, dass nach wie vor nachts Ruhe herrscht und nicht wie bei uns in Modelwitz alle zehn Minuten mächtiger Krach auftaucht."
Christoph Knappe aus der Gemeinde Jesewitz aus dem Nordosten von Leipzig.
"Ödes Land, wie die Flughafenbetreiber sagen. Und da wohnen auch Menschen. Jede Nacht stehen wir Gewehr bei Fuß und sind um unseren Schlaf gebracht."
Sabine Richter aus Lindenthal gehört zu den Bürgerinnen und Bürgern, die ein Nachtflugverbot fordern.
"Wenn ich ständig Lärm um mich herum habe, werde ich krank. Dann werde ich nervös. Dann kann ich nicht in Ruhe arbeiten. Das mag ich nicht."
Wird ein Luftfrachtdrehkreuz mitten in ein Ballungsgebiet hineingestellt, ist der Konflikt vorprogrammiert. Im Umweltbundesamt in Dessau ist Matthias Hintzsche im Fachgebiet Lärmminderung tätig. Den Physiker beunruhigt der Konflikt zwischen den Logistik-Unternehmen und der von Lärm betroffenen Bevölkerung im Umkreis von Flughäfen. Matthias Hintzsche hält es über den technischen Lärmschutz hinaus für richtig, wenn Bürgerinitiativen - jetzt auch für den Flughafen Leipzig-Halle - ein Nachtflugverbot fordern.
"Also aus Sicht des Umweltschutzes ist ein Nachtflugverbot ganz klar zu unterstützen. Es gibt Studien, die eindeutig die Schädlichkeit insbesondere im Nachzeitraum von Fluglärm nachgewiesen haben. Wir haben zum Beispiel im vergangenen Jahr eine Studie im Umfeld des Flughafens Köln/Bonn durchgeführt, wo es darum ging, die Abhängigkeit von Nachfluglärm und Arzneimittelverbrauch zu belegen."
In der Studie hat sich gezeigt, dass bei zunehmendem Nachtfluglärm immer mehr Beruhigungsmittel gekauft werden. – Der Verkehrslärm hat viele Gesichter: Nicht nur alte Transportflugzeuge sind laut, sondern auch Güterzüge mit rauen Rädern auf rauen Schienen sind beträchtliche Lärmerzeuger.
Im Lärmlabor des Umweltbundesamtes. Michael Jäcker-Cüppers – er leitet den Bereich Verkehrslärm – führt das Tonbeispiel eines normalen Güterzuges vor. Dann spielt er das Beispiel von einem anderen Zug ein, den es auch gibt, den man aber fast gar nicht mehr hört.
Wie ist eine derartige Lärminderung möglich? Michael Jäcker-Cüppers:
"Man schleift Gleis. Man ersetzt die Graugussklotzbremsen durch andere Bremssysteme. Graugussklotzbremsen haben die Eigenschaft, die Radoberfläche aufzurauen. Denn raues Rad auf rauer Schiene erzeugt maximal den Lärm. Und ich muss beides glatt machen, um Lärmminderung zu erreichen."
Die technischen Möglichkeiten der Lärmminderung sind enorm. Das Problem sind jedoch die Kosten und die wirtschaftliche Umsetzung. In der großen Bestandsflotte der Bahn herrschen noch die lauten Güterwagen vor. Die Umrüstung weg von den gewohnten Krachmachern wird bis zum Jahr 2014 andauern. Ist es um den Lärmschutz im Lande bereits laut genug?! Michael Jäcker-Cüppers gesteht nüchtern ein:
"Zu leise. Viel zu leise. Jedenfalls in der offiziellen Politik. Die Bürger beschweren sich in wachsendem Maße über den Lärm. Im Rheintal gibt es so etwas wie eine Rebellion gegen den Schienenverkehr aus Lärmgründen. Das wird zum Teil auch inzwischen in der Politik reflektiert, aber insgesamt kann man sagen, der Lärm hat eine politisch geringe Priorität in Deutschland."
Die Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler schätzt in einer ihrer jüngsten Studien ein, dass die Regulierung von Lärmimmissionen lange ein Stiefkind des Umweltschutzes war. Damit das nicht so bleibt, gibt es seit dem Jahr 2002 eine EG-Richtlinie zum Lärmschutz. Sie gibt den Kommunen vor, den Umgebungslärm zu bewerten und zu bekämpfen. Die Aufgabe ist vom Gesetzgeber erkannt worden, aber noch steckt der Kampf gegen Lärm – vor allem im Osten - in den Kinderschuhen. Auch im Umkreis des Flughafens Leipzig-Halle ist Nachtruhe ein Bürgerrecht. Deshalb gingen die Bürgerinnen und Bürger in Leipzig zur Massen-Demo gegen Lärm.
"Hopp, Hopp, Hopp Fluglärm endlich Stopp. Hopp, Hopp, Hopp Fluglärm endlich Stopp."
"Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut. Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut."