Rückkehreragentur

Heimweh nach Meckpomm

Zwei Jungstörche sitzen in Veelböken im Landkreis Nordmecklenburg in ihrem Nest.
Oh, wie schön ist Mecklenburg: Immer mehr Menschen zieht es zurück in die alte Heimat. © dpa / Klaus-Dietmar Gabbert
Von Peter Podjavorsek · 01.12.2014
Zehntausende verließen einst Mecklenburg-Vorpommern, auf der Suche nach Arbeit oder Studienplätzen. Doch inzwischen hat viele von ihnen das Heimweh gepackt und sie wollen zurück. Hilfe bekommen sie nun von einer speziellen Agentur.
Im Zentrum von Schwerin, mit Blick auf das prächtige, auf einer Insel gelegene Schloss liegt Deutschlands älteste Rückkehragentur: mv4you. Im Jahr 2001 gegründet, sollte die Agentur ein Zeichen setzen gegen die Abwanderung vor allem junger Menschen. Zu Zehntausenden verließen sie Mecklenburg-Vorpommern, auf der Suche nach Arbeit, Lehrstellen oder Studienplätzen. Doch seit kurzem weht im Nordosten ein neuer Wind: Immer mehr Menschen wollen zurück und wenden sich an die Agentur.
"Bei der Anmeldung gibt es eine Maske, die man ausfüllen muss. Und da steht sehr oft: Heimweh. Oder Familie, oder Ostsee, nach Hause kommen. Aber bei 50 Prozent steht Heimweh."
Christina Kralisch kann diese Menschen gut verstehen. Auch sie ist vor einem Jahr in ihre Heimatregion zurückgekehrt – und heute Leiterin von mv4you. Damit hat sie alle Hände voll zu tun. Über 7300 Personen sind bei der Agentur registriert. Nicht alle sind Rückkehrwillige, viele wollen auch neu zuwandern oder im Land bleiben. Mv4you unterstützt sie dabei.
"Wir geben Tipps rund ums Rückkehren. Wir sind auch damit beschäftigt, Kindergartenplätze zu suchen. Oder Wohnungen zu vermitteln, indem wir Immobilienmakler mit zu Rate ziehen. Wir halten aber nicht nur Kontakt zu den Rückkehrern oder Zuwanderern. Sondern wir bewirtschaften auch ein Onlineportal. Dort können Unternehmen ihre Stellenangebote online stellen."
Rund 450 Stellenanzeigen kamen im letzten Jahr zusammen, in diesem sind es bereits 550, Tendenz steigend. Denn die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern erholt sich zunehmend. Die Arbeitslosenquote ist von über 20 Prozent im Jahr 2004 auf 9,9 gesunken – und damit zum ersten Mal seit dem Fall der Mauer unter 10 Prozent.
Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften
Es steigt also nicht nur die Zahl der Rückkehrwilligen, sondern auch die Zahl der Unternehmen, die händeringend Arbeitskräfte suchen. Vor allem Ingenieure, IT-Spezialisten und Handwerker sind gefragt. Christina Kralisch und ein Kollege sind deshalb ständig unterwegs, um Netzwerke mit Unternehmen, Politik, Kultureinrichtungen und gemeinnützigen Initiativen zu knüpfen. Sie besuchen Jobmessen inner- und außerhalb des Bundeslandes. Dabei haben sie nicht nur aktuelle Stellenangebote im Gepäck, sondern sie rühren auch kräftig die Werbetrommel für ihr Bundesland.
"Es gibt tolle Gegenden, wo man sich super erholen kann. Mit der Mecklenburgischen Seenplatte: Wasser, Wassersport. Die Ostsee zu besuchen. Frische Luft zu atmen. Mecklenburg hat sich ja auch als Fahrradland entwickelt. Es gibt überall Fahrradwege. Wanderwege."
Während die Unternehmen für die Vermittlungsaktivitäten der Agentur einen finanziellen Beitrag leisten müssen, ist der Service für die Rückzugwilligen und Arbeitssuchenden kostenlos. Einmal in der Woche bekommen sie die neuesten Stellenanzeigen zugemailt. Darüber hinaus gibt es einen monatlichen Newsletter mit Informationen aus dem regionalen Wirtschaftsleben. Auch die persönliche Unterstützung bei der Suche nach einem Kitaplatz oder einer Wohnung ist umsonst, da die Agentur mit Landesmitteln gefördert wird.
"Wir brauchen diese Agentur. Wir brauchen sie auch in den nächsten Jahren. Denn der demografische Wandel kommt. Und wir wissen ganz genau, in zehn Jahren sieht es auf dem Markt für Fach- und Führungskräfte ganz anders aus. Also müssen wir auch sehen, dass wir Leute hier halten. Und dass wir Zuwanderer bekommen, die sagen: Ja, in Mecklenburg kann man leben und arbeiten."
Christina Kralisch freut sich über jeden, der zurückkommt. Wie viele Rückkehrer oder Zuzügler mv4you erfolgreich vermittelt, lässt sich nicht exakt sagen. In diesem Jahr haben sich aber knapp 250 Personen abgemeldet. Christina Kralisch geht davon aus, dass sie Arbeit gefunden haben. So wie diese junge Frau, die ihr geschrieben hat:
"Liebe Frau Kralisch. Ich bedanke mich ganz herzlich. Ich möchte mich abmelden, denn ab dem 1. Dezember bin ich in Arbeit. Und das ist doch toll."