Rückgabeforderung Welfenschatz: Stiftung Preußischer Kulturbesitz reagiert zurückhaltend

06.05.2009
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat äußerst zurückhaltend auf den Vorwurf reagiert, beim Welfenschatz handle es sich um NS-Raubgut. Die Wochenzeitung "Die Zeit" hatte vorab berichtet, Erben von vier jüdischen Kunsthändlern verlangten wesentliche Stücke der im Berliner Kunstgewerbemuseum ausgestellten Sammlung zurück, da sie ihren Vorfahren 1935 abgepresst worden seien.
Dies sei ein "ungewöhnlich komplexer Fall", sagte Norbert Zimmermann, der Vizepräsident der Stiftung. Dabei warnte er vor voreiligen Schlüssen. Die Faktenlage erfordere "noch weitere Recherchen". So müsse noch geklärt werden, ob die jüdischen Kunsthändler 1935 tatsächlich von den Nazis zum Verkauf der Sammlung gezwungen worden seien. Denn zu diesem Zeitpunkt seien die Händler und das Kunstgut im europäischen Ausland gewesen. "Sie hätten, wenn es denn andere Käufer gegeben hätte, (…) natürlich auch an andere verkaufen können", so Zimmermann.

Der Vizepräsident äußerte auch Zweifel an dem Vorwurf, der Welfenschatz habe unter Wert verkauft werden müssen. Zimmermann zufolge bemühten sich die vier Händler nicht erst nach 1933 um einen Verkauf, sondern schon seit Ende der zwanziger Jahre. Wenn es keinen "willigen und zahlungsfähigen Käufer gab", dann habe das "natürlich auf die Preisbildung Einfluss", sagte Zimmermann. "Das wäre heute im Prinzip nicht anders."

Wenn es allerdings zuträfe, dass der NS-Staat den Händlern den Schatz nicht nur abgepresst habe, sondern dass die Verkäufer zudem nicht einmal über den Erlös frei verfügen konnten, dann "wäre das sicher ein Aspekt, der die Restitution (…) nahezu erzwingen würde", sagte Zimmermann.

Das vollständige Gespräch mit Norbert Zimmermann können Sie bis zum 6.9.2009 als
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