Rückgabe-Streit um Berliner Sphinx
Die Sphinx ist eine von zwei Sphingenfiguren aus einem Stadttor von Hattuscha, die zwischen 1915 und 1917 zur Restaurierung nach Berlin gebracht wurden. Nur eine Figur gaben die Deutschen anschließend zurück, die andere ist bis heute im Pergamon-Museum ausgestellt.
Eine prächtige Stadt erhob sich vor dreieinhalbtausend Jahren im Herzen von Anatolien: Hattuscha, die Hauptstadt der Hethiter. Das hethitische Reich war eine Weltmacht im zweiten Jahrtausend vor Christus und konkurrierte nur mit Ägypten und Assyrien. Seine Hauptstadt Hattuscha war eine der größten Städte der Bronzezeit. Acht Meter hohe Stadtmauern umschlossen eine Metropole mit Königspalast, großen Häusern und vielen Tempeln. Jahrtausendelang von der Erde verschluckt, wurde Hattuscha erst im 19. Jahrhundert wieder entdeckt. Seit 1906 graben deutsche Archäologen diese legendäre Stadt wieder aus – aber vielleicht nicht mehr lange. Die Türkei erwägt, dem Deutschen Archäologischen Institut die Grabung zu entziehen – und zwar schon bald, wie Kulturminister Ertugrul Günay jetzt ankündigte:
"Aus Hattuscha wurde ein wichtiges Fundstück zur Restaurierung weggebracht und nie wieder zurückgegeben, obwohl wir das seit vielen Jahren fordern. Und dazu kommt, dass es noch andere Probleme gibt mit dieser Grabung. Da habe ich seit Jahren keine großen Fortschritte gesehen, keine Restaurierungen, nicht einmal die einfachsten Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Anlagen sind da ergriffen worden. Wenn dann außerdem noch ein von dort fortgeschafftes Fundstück nicht zurückkommt, warum soll ich diese Grabung dann weiterhin vom deutschen Institut weitermachen lassen? Ich habe den deutschen Behörden mitgeteilt, dass ich mit den Arbeiten in Hattuscha nicht zufrieden bin und dass ich die Absicht habe, die Grabungslizenz für Hattuscha zu annullieren, wenn die Sphinx nicht zurückgegeben wird."
Die Sphinx, das ist eine von zwei steinernen Sphingenfiguren aus einem Stadttor von Hattuscha, die zwischen 1915 und 1917 von deutschen Forschern zur Restaurierung nach Berlin gebracht wurden. Nur eine Figur gaben die Deutschen anschließend zurück, die andere behielten sie in Berlin zurück, wo sie bis heute im Pergamon-Museum ausgestellt ist. Seit Jahren fordert die Türkei die Rückgabe dieser Sphinx, für deren Ausfuhr es - anders als etwa beim Pergamon-Altar – keine osmanische Genehmigung gab. Lange antwortete Berlin einfach gar nicht auf die türkischen Forderungen. Nun macht Ankara offenbar ernst. Der Verlust der Grabung in Hattuscha wäre ein harter Schlag für die deutsche Archäologie. Eine leere Drohung ist das offensichtlich nicht: Eine andere Grabung hat Günay den Deutschen bereits entzogen - und zwar die römische Stadt Aizanoi in Westanatolien:
"Ja, in Aizanoi gab es auch so ein Problem. Dort kam der Grabungsleiter in den letzten Jahren höchstens mal 15 Tage im Jahr vorbei oder gleich gar nicht - gerade so, als gebe es da nichts mehr zu tun. Dabei ist Aizanoi eine der wichtigsten Handelsstädte der antiken Welt gewesen. Die örtliche Universität dort hat angeboten, das selbst zu übernehmen. Jetzt wird das mit einer neuen, türkischen Grabungsleitung weitergehen."
Der deutsche Archäologe Ralf von den Hoff, der die Grabungen in Aizanoi bisher leitete, bestreitet die Vorwürfe. Erst vor wenigen Wochen erfuhr der Freiburger Wissenschaftler, dass er die Grabung aufgeben muss, die das Deutsche Archäologische Institut schon 1926 begonnen hatte. Möglicherweise bleibt Aizanoi auch nicht die einzige Grabung in Anatolien, die den Deutschen entzogen wird. Die Türkei sei unzufrieden mit der Arbeit auf einigen deutschen Grabungen, sagte Günay:
"Ich muss mit Bedauern sagen: Außer einem Turm in Pergamon ist in den deutschen Grabungen im letzten Jahr keine einzige bedeutende Restauration gemacht worden. Obwohl unsere Abkommen ausdrücklich vorsehen, dass neben den Grabungen auch Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen und Restaurierungen vorgenommen werden müssen. In der Türkei gibt es inzwischen sehr viele Wissenschaftler, die auf diesem Gebiet arbeiten wollen. Die Türkei hat neue Universitäten, neue archäologische Institute, und wir haben engagierte und erfolgreiche Archäologen. Wenn wir also auf diesem Gebiet nicht die erhoffte Kooperation sehen, dann werden wir nicht zögern, diese Grabungen an unsere eigenen Universitäten zu übertragen."
Deutsche graben an rund einem Dutzend Stätten in der Türkei, sie sind die führende Nation unter den ausländischen Gräbern dort und blicken auf eine lange Tradition zurück. Doch die Türkei hat ihre Ausgaben für archäologische Grabungen in den letzten zehn Jahren verhundertfacht – von 150.000 auf 15 Millionen Euro im Jahr. Türkische Teams graben inzwischen an mehr als 110 Stätten in Anatolien. Die besten und bedeutendsten Stätten haben aber noch immer die Deutschen, erinnert Günay:
"Die Deutschen arbeiten auf den wichtigsten Grabungen der Türkei: in Hattuscha, das immerhin UNESCO-Welterbe ist, in Troja, in Pergamon und an vielen anderen Stätten. Davon lernt natürlich die türkische Archäologie einiges, aber die deutschen Archäologen haben hier auch wichtige Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse machen können. Wir sollten eine Partnerschaft haben, die auf gutem Willen und Vertrauen aufbaut. Es ist doch ein völlig legitimer Wunsch der Türkei, eine vor hundert Jahren mitgenommene Sphinx zurück zu wollen."
"Aus Hattuscha wurde ein wichtiges Fundstück zur Restaurierung weggebracht und nie wieder zurückgegeben, obwohl wir das seit vielen Jahren fordern. Und dazu kommt, dass es noch andere Probleme gibt mit dieser Grabung. Da habe ich seit Jahren keine großen Fortschritte gesehen, keine Restaurierungen, nicht einmal die einfachsten Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Anlagen sind da ergriffen worden. Wenn dann außerdem noch ein von dort fortgeschafftes Fundstück nicht zurückkommt, warum soll ich diese Grabung dann weiterhin vom deutschen Institut weitermachen lassen? Ich habe den deutschen Behörden mitgeteilt, dass ich mit den Arbeiten in Hattuscha nicht zufrieden bin und dass ich die Absicht habe, die Grabungslizenz für Hattuscha zu annullieren, wenn die Sphinx nicht zurückgegeben wird."
Die Sphinx, das ist eine von zwei steinernen Sphingenfiguren aus einem Stadttor von Hattuscha, die zwischen 1915 und 1917 von deutschen Forschern zur Restaurierung nach Berlin gebracht wurden. Nur eine Figur gaben die Deutschen anschließend zurück, die andere behielten sie in Berlin zurück, wo sie bis heute im Pergamon-Museum ausgestellt ist. Seit Jahren fordert die Türkei die Rückgabe dieser Sphinx, für deren Ausfuhr es - anders als etwa beim Pergamon-Altar – keine osmanische Genehmigung gab. Lange antwortete Berlin einfach gar nicht auf die türkischen Forderungen. Nun macht Ankara offenbar ernst. Der Verlust der Grabung in Hattuscha wäre ein harter Schlag für die deutsche Archäologie. Eine leere Drohung ist das offensichtlich nicht: Eine andere Grabung hat Günay den Deutschen bereits entzogen - und zwar die römische Stadt Aizanoi in Westanatolien:
"Ja, in Aizanoi gab es auch so ein Problem. Dort kam der Grabungsleiter in den letzten Jahren höchstens mal 15 Tage im Jahr vorbei oder gleich gar nicht - gerade so, als gebe es da nichts mehr zu tun. Dabei ist Aizanoi eine der wichtigsten Handelsstädte der antiken Welt gewesen. Die örtliche Universität dort hat angeboten, das selbst zu übernehmen. Jetzt wird das mit einer neuen, türkischen Grabungsleitung weitergehen."
Der deutsche Archäologe Ralf von den Hoff, der die Grabungen in Aizanoi bisher leitete, bestreitet die Vorwürfe. Erst vor wenigen Wochen erfuhr der Freiburger Wissenschaftler, dass er die Grabung aufgeben muss, die das Deutsche Archäologische Institut schon 1926 begonnen hatte. Möglicherweise bleibt Aizanoi auch nicht die einzige Grabung in Anatolien, die den Deutschen entzogen wird. Die Türkei sei unzufrieden mit der Arbeit auf einigen deutschen Grabungen, sagte Günay:
"Ich muss mit Bedauern sagen: Außer einem Turm in Pergamon ist in den deutschen Grabungen im letzten Jahr keine einzige bedeutende Restauration gemacht worden. Obwohl unsere Abkommen ausdrücklich vorsehen, dass neben den Grabungen auch Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen und Restaurierungen vorgenommen werden müssen. In der Türkei gibt es inzwischen sehr viele Wissenschaftler, die auf diesem Gebiet arbeiten wollen. Die Türkei hat neue Universitäten, neue archäologische Institute, und wir haben engagierte und erfolgreiche Archäologen. Wenn wir also auf diesem Gebiet nicht die erhoffte Kooperation sehen, dann werden wir nicht zögern, diese Grabungen an unsere eigenen Universitäten zu übertragen."
Deutsche graben an rund einem Dutzend Stätten in der Türkei, sie sind die führende Nation unter den ausländischen Gräbern dort und blicken auf eine lange Tradition zurück. Doch die Türkei hat ihre Ausgaben für archäologische Grabungen in den letzten zehn Jahren verhundertfacht – von 150.000 auf 15 Millionen Euro im Jahr. Türkische Teams graben inzwischen an mehr als 110 Stätten in Anatolien. Die besten und bedeutendsten Stätten haben aber noch immer die Deutschen, erinnert Günay:
"Die Deutschen arbeiten auf den wichtigsten Grabungen der Türkei: in Hattuscha, das immerhin UNESCO-Welterbe ist, in Troja, in Pergamon und an vielen anderen Stätten. Davon lernt natürlich die türkische Archäologie einiges, aber die deutschen Archäologen haben hier auch wichtige Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse machen können. Wir sollten eine Partnerschaft haben, die auf gutem Willen und Vertrauen aufbaut. Es ist doch ein völlig legitimer Wunsch der Türkei, eine vor hundert Jahren mitgenommene Sphinx zurück zu wollen."