Rückgabe kolonialer Raubkunst

"Eine Handreichung zur Aussöhnung"

Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zeigt Bronzen aus Benin.
Sollte auch Deutschland Raubkunst wie die wertvollen Benin-Bronzen zurück nach Afrika geben? © dpa / Kunsthaus Lampertz
Christina Weiss im Gespräch mit Anke Schaefer · 22.11.2018
Alles zurück nach Afrika - das ist der radikale Vorschlag eines Gutachtens zum Umgang mit kolonialer Raubkunst, das Frankreichs Präsident Macron vorstellen wird. Eine "sehr gute Zeitenwende", findet die ehemalige Kulturstaatsministerin Christina Weiss.
In Frankreichs Museen könnten bald einige Vitrinen leer stehen. Denn geht es nach dem Gutachen der beiden Wissenschaftler Felwine Sarr und Bénédicte Savoy, das jetzt an Frankreichs Präsident Emmanuel Macron übergeben wird, dann soll sämtliche koloniale Raubkunst aus afrikanischen Ländern zurückgegeben werden – ausgenommen lediglich jene Objekte, bei denen der rechtmäßige Erwerb zweifelsfrei bewiesen werden kann.

Geraubte Geschichte

Die ehemalige Kulturstaatsministerin Christina Weiss begrüßt den Schritt Frankreichs: "Das ist eine Zeitenwende und das ist eine sehr, sehr gute Zeitenwende." Sie sei froh, dass die Kolonialgeschichte und das Raubkunst-Thema neu debattiert und gedacht werde. Macrons Vorstoß sei eine Handreichung zur Aussöhnung mit Völkern, "denen wir im Grunde ihre Geschichte geraubt haben".

Neuer Austausch kann entstehen

Die Sorge, dass zurückgegebene Kunstobjekte in Afrika nicht gut behandelt werden könnten, sei völlig falsch, so Weiss. Denn die Übergabe würde auf beiden Seiten von Fachleuten organisiert. Das könne langfristig sogar neue Früchte tragen: "Dann ist es ja auch möglich, Austauschprogramme zu gestalten, dann kommt man ins Gespräch." Man könne Kulturen völlig anders verstehen, "wenn dieses Blockade aufhört und die Völker in Afrika sich selbst eben auch wieder anders sehen".
(cmk)
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