Rückbau West

Von Michael Frantzen · 08.12.2009
In der Arbeitersiedlung Bruckhausen in Duisburg stehen viele Häuser schon länger leer - nun soll es dem Viertel an den Kragen gehen. Die Besitzer - die Stadt und Thyssen-Krupp - wollen etwas tun, was man bislang nur aus dem Osten kennt: Sie wollen die Siedlung abreißen.
Cara: "Richtig auf Deutsch gesagt: Wie in 'nem Dreckstall is datt hier momentan."

In Bruckhausen. Soll sich aber ändern.

Klabuhn: "Aktuell jetzt: Das Thema Duisburg Grüngürtel Nord."

Ein Park soll hier hin.

Sucato: "Das Thema demografischer Wandel und auch Rückbau von Städten, das gibt es in Westdeutschland auch. Und insbesondere in Nordrhein-Westfalen."

Sie schrumpft nämlich, die Bevölkerung. "Tief im Westen".

Yarar: "Der Zahn der Zeit nagt an allem, auch an unseren Nerven."

Besonders an denen von Lale Yarar. Die Deutsch-Türkin ist Vorsitzende des Sanierungsbeirats in Bruckhausen und eine der Expertinnen in Sachen "Rückbau":

"So wie es der Ratsbeschluss jetzt vorsieht, soll ein großer Teil Bruckhausens rückgebaut werden, das heißt abgerissen werden. Das betrifft ein Gebiet: Vorne die Kaiser-Wilhelm-Straße bis ausschließlich der Reinerstraße. Von der Tiefe her. Und da sind circa 171, 172 Häuser von betroffen."

Lale Yarars Haus ist eines davon. Seit 28 Jahren lebt sie jetzt schon in dem Gründerzeitgebäude. Sie hat es geerbt. Von ihrem türkischen Vater. Der betrieb hier in den 60ern und 70ern einen Fleischgroßhandel. Bruckhausen brummte damals noch: 26 Kneipen gab es, ein Kino, ein Theater.

Als Lale Yarar einzog, war das meiste schon weg. Wohlgefühlt habe sie sich trotzdem von Anfang an, sagt die Frau mit den braunen Augen und der leisen Stimme. Altbau. Viel Platz, viel Licht. Sie war eigentlich ganz zufrieden, bis im August 2006 "die Bombe platzte".

"Ich hab gedacht, dass darf nicht wahr sein. Denn: Stellen Sie sich vor: Sie kriegen plötzlich gesagt, ihr Haus wird abgerissen. (lächelnd gesagt) Sie müssen hier raus, nä?! Das ist ein unhaltbarer Zustand. Ich hatte mich darauf eingerichtet, dort alt zu werden."

Krohn: "Wenn man so 'ne Sache erst mal direkt aus der Zeitung erfahren muss, mit allem, was dazugehört, das heißt mit Zeichnungen, was im Prinzip abgerissen werden soll. Und das war schon wirklich 'nen Hammer. Und im Nachhinein hat man das ja erfahren, dass selbst da zu dem Zeitpunkt, wo es erschienen ist, eigentlich gar nicht hätte erscheinen sollen."

Udo-Dieter Krohn kann sich immer noch aufregen über die "Unverfrorenheit der Duisburger Stadtväter". Der Dekorateur war einer der ersten in Bruckhausen, der gegen den Abriss mobil machte. Gleich im September 2006 gründete er mit einigen Mitstreitern eine Bürgerinitiative.

Von seinem verwinkelten Wohnzimmer unterm Dach aus kann man sie sehen: Die Schornsteine des Thyssen-Krupp-Stahlwerks, deren rote Stichflammen Bruckhausen nachts in ein psychedelisches Licht hüllen und die ansonsten hauptsächlich zweierlei produzieren: Viel Lärm und viel Feinstaub.

Bruckhausen und das zweitgrößte Stahlwerk der Welt, das war immer schon eine Symbiose. Hier lebten die Arbeiter, die auf der anderen Seite der Kaiser-Wilhelm-Straße malochen gingen. Kurze Wege, günstiger Wohnraum, das zog die Leute hierher. In den 60er-Jahren, als den deutschen Arbeitern die Knochenarbeit im Stahlwerk langsam, aber sicher zu sehr auf die Knochen ging, kamen die Gastarbeiter. Erst Spanier und Portugiesen, dann Türken.

Nernins Caras Vater war einer von ihnen. Eine klassische Gastarbeitergeschichte: Der anatolische Bauer kam erst einmal alleine, nach ein paar Jahren holte er Frau und Kinder nach. Nernin Cara ist in Bruckhausen aufgewachsen. Hier hat sie ihren Mann kennen gelernt.

Waren noch andere Zeiten. Die blonde 35-Jährige seufzt. Bessere Zeiten. Als Thyssen noch händeringend nach Arbeitern suchte; und die nach Schichtende erst einmal in die "Reinerstuben" gingen, um sich ein "Gedeck" zu gönnen: Ein Bier plus einen Kurzen.

"Gedecke" serviert Nernin Cara nur noch selten. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie seit ein paar Jahren die "Reinerstuben". Noch. Ende des Jahres hören sie auf. Lohnt sich nicht mehr. Haben ja alle kein Geld mehr, in Bruckhausen:

"Seit zwei, drei Jahren ist datt noch schlimmer geworden. Die Hausbesitzer, die Eigentümer – die investieren gar nix dafür. Aber so in 'ne Bruchbude zum Beispiel wie da vorne – da würde ich keine 400 Euro Miete bezahlen. Verschimmelt alles, ist ja Altbau."

Tatsächlich kein schöner Anblick, die Reinerstraße. Ein paar Häuser sind zwar renoviert und bewohnt, ansonsten aber viel Leerstand. Egal ob die "Spielhalle Piek 7" oder um die Ecke die "Fleischerei Brücken": alles dicht gemacht. Weiter oben, bei den blauen "Fünf-Cent-Telefonzellen", stapeln sich kaputte Fernseher und Kühlschränke, direkt neben zwei Mülleimern mit der Aufschrift: "Behandel deinen Müll nicht wie den letzten Dreck".

Es gibt ja auch Ausnahmen. In Bruckhausen. Nernin Caras Haus zum Beispiel in der Bayreuther. Frisch gestrichen ist es, ganz in gelb.

"Wir haben ja auch viel rein gesteckt. Aber wenn ich vor meiner Tür 'ne Blume pflanze, ist de Blume weg. So schlimm is' das. Mach ich auch nix mehr. In meiner Generation – die möchten gar nicht mehr hier wohnen. Die möchten in Grüne gehen. In Innenhafen, nach Duisburg. Nach Oberhausen. Wo grün ist. Wo die Leute mal raus können. Wo nicht so richtig auf die Straße Penners, Bulgaren. Oder Rumänen ... die so richtig mal auf die Straße schlafen. Ehrlich auf Deutsch gesagt: Ich möchte nicht mehr hier wohnen. Ich hab auch vor, datt Haus zu verkaufen."

Evelyn Sucato von der "Entwicklungsgesellschaft Duisburg" – kurz Eg-Du - dürfte damit kein Problem haben, im Gegenteil: Die Mittdreißigerin leitet das Projekt "Grüngürtel Duisburg-Nord". In ihren Augen ist Bruckhausen vor allem eines: ein städtebaulicher Missstand.

"Das Novum ist tatsächlich, dass sich der Abriß hier in einem Stadtteil befindet, der zumindest zu überwiegendem Teil von Privateigentum geprägt ist. In dem Bereich, der abgerissen werden soll, bewegt sich das ungefähr zwei Drittel Privateigentum, ein Drittel ehemals Thyssen-Krupp. Die Wohnungsbestände sind ja an die Stadt übergegangen. Es wär natürlich wesentlich einfacher, wenn man für dieses Projekt einen einzigen Ansprechpartner hätte."

Wie viele Gespräche sie schon mit wie vielen Eigentümern geführt hat – Stadtteilmanagerin Edeltraud Klabuhn hebt die Hände. Keine Ahnung. Es müssen aber eine Menge gewesen sein. Ihr wuseliges Büro in der Reinerstraße ist in einem rosafarbenen Altbau untergekommen, gleich neben der Polizei. Alles saniert.

Klabuhn will das Beste für Bruckhausen. Sagt sie. Wenn es nach der brünetten Frau ginge, könnte der Abriss, der bei ihr "Rückbau" heißt, gar nicht schnell genug über die Bühne gehen. Alles eine Frage der Lebensqualität:

"Einmalig eigentlich: Direkt an der Industrie. So! Da zu gucken, den Abstand jetzt zur Industrie zu erweitern. Das eben mit dem Puffer eines Parks zu haben. Der Park dient dazu, den Lärmschutz zu bilden. Der 'ne gewisse Höhe hat, 'nen gewisses Ausmaß hat; der bewaldet ist."

Die Sache mit dem Wall. Da kommt Markus Hagedorn so richtig in Fahrt. Der temperamentvolle Mann aus der Stahlbranche liebt klare Worte. Und klare Einteilungen. Die Guten: Ganz klar, das sind er und die anderen Anwohner, die absolut nicht ausziehen wollen und an ihren Fenstern kundtun: "In meine Wohnung lasse ich nur Schreiner und Maler, aber keine Abrissbagger". Die Bösen: Genauso klar, das sind die Sucato und die Klabuhn und sein Lieblingsgegner - die von Thyssen-Krupp. Ist nämlich alles ein abgekartetes Spiel, das mit dem Umweltschutz:

"Hinter diesem Wall ist natürlich der Lärm und der Feinstaub geringer. Soweit haben se Recht. Aber: Die eigentliche Planung war, genau diesen Wall auf der anderen Seite der Kaiser-Wilhelm-Straße zu haben. Das würde auch bedeuten, dass die Leute hier weniger Lärm und Feinstaub haben. Aber gleichzeitig, dass sie ihre Wohnungen behalten dürfen. Weil das wirklich Perverse an dieser Situation ist doch, dass die Menschen hier seit 30, 40, 50 Jahren unter dem Dreck von Thyssen leiden. Der Dreck war katastrophal noch fünf Jahre, bevor die Kokerei abgerissen ... im Jahre 2004 wurde die abgerissen. Jetzt bessert sich alles. Ja?! Durch die EU-Gesetzgebung dürfen die viel weniger Dreck produzieren. Und jetzt, wo sich alles bessert ... ich mein, Sie stehen ja hier, Sie atmen ja die Luft. Jetzt müssen die Leute weg."

So wie Kaya Nuri. Der muss auch weg, aus seinem Haus. 2002 hat der 45-jährige Kranführer, der schon seit über 30 Jahren in Bruckhausen lebt, es gekauft:

"Ist schon Mieter raus gegangen. Erste Mieter ist 2006/2007 raus gegangen. Ja, sicher: Ich hab weniger Einnahmen. Überleg mal: Zwei Mieter, fast 900 Euro. Deswegen habe ich gesagt: Wenn so weiter geblieben wäre, dann bin auch pleite gewesen."

Kaya Nuri hat sein Haus verkauft - an die Stadt. So wie 70 weitere Bruckhausener, deren Häuser auf der Abrissliste standen. Kann man halt nichts machen. Meint der fünffache Familienvater. Ist halt so.

Ist halt so?! Lale Yarar schüttelt nur den Kopf. Da kann sie auch ein Lied von singen, vom "Mieterschwund". Eine Wohnung hat die Mediengestalterin an ihren Onkel vermietet, die andere steht leer. Die wird sie auch nicht mehr los, seitdem die Gerüchte über den Grüngürtel auftauchten. Aber das ist nicht alles.

"Der Wohnungsleerstand, das muss man natürlich auch so betrachten: Hier gehört ein großer Anteil der Thyssen Immobiliengesellschaft. Und gerade diese Häuser wurden schon vor Jahren entmietet. Also, da wurde einfach, wenn da 'ne Nachfrage war: Können wir da 'ne Wohnung mieten? Da hieß es: Nein! Auf einer Sitzung des Sanierungsbeirats hab ich sogar gehört, dass einer sagte, er habe sich beschwert, dass der Wasserhahn zu erneuern sei. Und da habe man ihm geschrieben: Wenn ihm das nicht passe, dann könne er ja ausziehen. Da provoziert man natürlich den Auszug damit."

… findet die streitbare Vorsitzende des Sanierungsbeirates.

Alles Quatsch, findet die genauso streitbare Stadtteilmanagerin. Thyssen-Krupp – für Edeltraud Klabuhn ist das kein Gegner, sondern ein kooperativer Partner, der die Hälfte der rund 72 Millionen Euro für den Rückbau und die Neugestaltung Bruckhausens hat springen lassen.

So und so lauter Missverständnisse. Bruckhausen sei wie ein Dorf, findet die Frau aus dem Stadteilbüro. Jeder kenne jeden. Was an sich ja positiv sei. Aber genau wie auf dem Dorf würden irgendwelche Gerüchte in Windeseile die Runde machen. Was nicht ganz so positiv sei.

Macht die Arbeit nicht gerade einfacher, zumal, wenn der "Spiegel" auch noch titelt, Bruckhausen werde "zu Tode saniert". Stand so im Blatt März 2008. Passt ihr nicht. Wird ihrem "Anspruch" nicht gerecht.

"Zu gucken: Wie machen wir unseren Stadtteil weiterhin lebenswert? Und: Wie überbrücken wir auch die Zeit zwischen Abriss und Bau des Parks? Denn es soll ja hier keine Geisterlandschaft entstehen."

Darüber hat sich Lale Yarar auch schon so ihre Gedanken gemacht. Wie verkraftet es eine Siedlung, die einmal knapp 6.000 Einwohner hatte, wenn gut 1.500 von ihnen fort müssen?

"Wenn jetzt ein Teil der Bevölkerung weg bricht, dann fallen natürlich Umsätze weg, für die Geschäftsleute. Arztpraxen verlieren auch ihr Klientel. Das führt dann vielleicht in der Folge dazu, dass diese Geschäfte eben schließen, wegziehen. Ärzte wegziehen. Und im Endeffekt haben se dann einen sterbenden Reststadtteil."

"Wie bei Dominosteinen setzt man eine Bewegung in Gang, dass der ganze Stadtteil sich nicht halten kann; verfallen wird. Das sind dieselben Politiker, die dann in vier, fünf Jahren sagen: Ja, tut uns leid. Es sind nur noch so wenige: Wir brauchen die Bahnhaltestelle nicht mehr. Den Kindergarten machen wa zu. Schule ist zu viel."

… befürchtet Markus Hagedorn. Wieder so ein Aufregerthema. Dabei wollte der gebürtige Düsseldorfer vor allem eines, als er vor drei Jahren mit seiner indonesischen Frau nach Bruckhausen zog: seine Ruhe!

"Wir haben früher in einer richtig schönen - wie nennt man das? - mittelständischen Doppelhaushälfte, in so einem echt netten Viertel gelebt. In Neuss. In einer richtigen Spießerecke. Und das war die Hölle! Das war einer der Gründe, warum wir gesagt haben: Also, so was kommt uns nicht mehr in die Tüte. Dieser ewige Nachbarschaftsstreit. Und dieser Kleinkram, über den man sich ärgert. Ob der nun ein neues Auto hat. Und warum der sich jetzt den Zaun leisten kann. Oder wieso hat der einen neuen Rasenmäher? Hatten wir keine Lust mehr drauf. Da haben wir uns überlegt: Ja, wo können wir denn hingehen? Wir wollten einfach einen multikulturellen Stadtteil, wo möglichst viel Leben ist. Und das ist Bruckhausen."

Das hört man häufiger hier. Bruckhausen ist nämlich nicht nur ein "städtebaulicher Missstand", sondern auch ein Stadtteil der Widersprüche. Hinter vielen öden Fassaden verbirgt sich Leben. Wie in der Hinterhof-Moschee, die freitags pickepacke voll ist. Und den Teestuben, wo die türkischen Männer aus der Nachbarschaft Rummikub spielen.

"Ja?! Was macht für mich die Lebensqualität aus?"

… hat sich auch schon häufiger Udo-Dieter Krohn gefragt.

"Wo will man denn hin? Dann kommt natürlich noch hinzu, dass dieses Haus Eigentum ist. Ja gut! Und wenn man da 30 Jahre lang dran gearbeitet hat und das, was man heute sieht, geschaffen hat, dann lässt man so schnell nicht los."

War bei Nernin Cara früher auch so. Das mit dem nicht loslassen können. Doch das sei vorbei, meint die Türkin energisch. Letztens erst hat sie im Stadtteilbüro nachgefragt, ob sie ihr nicht auf die Sprünge helfen könnten, beim Verkauf ihres Hauses.

Sie hat einfach die Nase voll. Da schuften sie und ihr Mann den lieben langen Tag, Jahr ein, Jahr aus, und was kommt dabei raus? Die "Reinerstuben". Müssen sie abgeben, weil die Gäste ausbleiben; der Job ihres Mannes bei Thyssen-Krupp wackelt auch. Noch ist er auf Kurzarbeit. Und dann? Und auch bei ihrem Zweitjob als Serviererin im Bistro "Tor 1" direkt gegenüber von Thyssen-Krupp läuft das Geschäft mehr schlecht als recht.

Cara: "Durch Kurzarbeit ist auch nicht viel los hier."
Alte Frau: "Ja! Aber wie!"
Cara: "Wenn kein Arbeit ist, kommen die Leute auch nicht hier rein. Wir haben auch zwei Leute gekündigt. Vor zwei, drei Jahren war das noch OK. Brechend voll."

Ist nicht mehr ihr Stadtteil, Bruckhausen.

"Am besten is', die reißen hier alles ab! Alles! Alles in grün!"

Gott bewahre! "Das nun wirklich nicht", hat sie schon 100 Mal versucht klar zu stellen, die Frau, die Bruckhausen "managt":

Klabuhn: "Bruckhausen verschwindet nicht. Ganz klar ist es auch geworden: Wir haben den Marktplatz, den Heinrichplatz. Das war eigentlich das letzte städtebauliche Highlight, was in Bruckhausen im Rahmen der sozialen Stadt angedacht war. Und ringsherum gibt’s 'ne Häuserzeile, die Immio gehört, das ist also 'ne Wohnungsbaugesellschaft. Und die haben im letzten Jahr die Fassaden alle saniert. Und das war eigentlich so'n Zeichen für die Bewohner auch: Ja, es stimmt. Bruckhausen bleibt."

Schön wäre es. Lale Yarar traut dem Braten nicht so richtig, dem Duisburger. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass in der Malocherstadt ein Stadtviertel platt gemacht wird. In Alsum lebten einmal über 3.000 Menschen. Bis der Rat der Stadt Duisburg Mitte der 50er beschloss, dass die Alsumer Thyssen (… dem größten Steuerzahler der Stadt …) weichen mussten. Ende der 60er war Alsum nur noch Geschichte.

Lale Yarar will verhindern, dass aus Bruckhausen ein zweites Alsum wird, auch wenn ihr das in letzter Zeit immer schwerer fällt:

"Man ist einfach auch nervlich ... wenn man gegen einen Koloss kämpft, wie die Stadt und Thyssen-Krupp ... man hat schon das Gefühl, dass man gegen einen übermächtigen Apparat kämpft. Und manchmal möchte man alles hinschmeißen."

Allein die Vorstellung, klein beizugeben, so etwas würde Markus Hagedorn gar nicht erst in den Sinn kommen. Er will weiter machen und die Stadt, die Eg-Du und wie sie alle heißen davon überzeugen, dass er die besseren Konzepte hat. Für Bruckhausen.

"Dass wir gesagt haben: Auf der Kaiser-Wilhelm-Straße wieder gewerbliche Nutzung; von mir aus in den Höfen entkernend, um mehr Grün zu haben. Und dann auch die Gründerzeitbebauung zumindest äußerlich renovieren, damit man 'nen schönes Stadtbild hat. Das sind alles Punkte, die die Stadt beiseitegeschoben hat."

Unsanft beiseitegeschoben wurde auch Mitte Mai das erste Abrisshaus in Bruckhausen. Mit dabei: Oberbürgermeister Adolf Sauerland von der CDU. Der "Rückbau" der Duisburger Arbeitersiedlung soll Vorbildcharakter haben für andere Städte im Ruhrgebiet. Die schrumpfen ja auch.

Bislang läuft alles nach Plan, für Sauerland und die Eg-Du. Im Mai nächsten Jahres soll bekannt gegeben werden, wie der Park aussehen wird, 2015 soll der "Rückbau" abgeschlossen sein.

Auf ein, zwei Jahre mehr oder weniger kommt es aber auch nicht an – heißt es bei der Eg-Du. Schließlich sitzt die Stadt am längeren Hebel: Renitente Eigentümer können nämlich im Sinne des Gemeinwohls enteignet werden.

Trübe Aussichten. Für Markus Hagedorn. Doch er will weiterkämpfen.

"Gibt keine andere Lösung. Weil: Unrecht bleibt Unrecht."