Rudolf-Steiner-Schriften kommen nicht auf den Index

Moderation: Vladimir Balzer · 06.09.2007
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat die Bücher des Begründers der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik, Rudolf Steiner, nicht auf den Index jugendgefährdeter Schriften gesetzt. Die stellvertretende Vorsitzende der Prüfstelle, Petra Meier, begründete die Entscheidung damit, dass der Verlag zugesagt habe, den Bedenken Rechnung zu tragen und in einer Neuauflage die rassistischen Passagen zu kommentieren.
Vladimir Balzer: Rudolf Steiner, der Urvater der Waldorfschulen, soll nach einigen Recherchen auch rassistisches Gedankengut verbreitet haben, vor allen in seiner "Geisteswissenschaftlichen Menschenkunde". Dort ist etwa zu lesen von einer "passiven Negerseele", die völlig ihrer äußeren Umgebung hingegeben sei, und die "kaukasische Rasse" dagegen soll den "Weg machen durch die Sinne zum Geistigen, denn sie ist auf die Sinne hin organisiert". Nun gab es einen Antrag des Bundesfamilienministeriums, diese Schrift von Rudolf Steiner auf den Index zu setzten, zu indizieren bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien und die stellvertretende Vorsitzende der Bundesprüfstelle begrüße ich jetzt am Telefon. Schönen guten Abend Frau Meier. Frau Meier, Sie lehnen die Indizierung nun also ab. Warum?

Petra Meier: Das Gremium hat durchaus wie das Bundesfamilienministerium in den vorgelegten zwei Schriften Textstellen festgestellt, die nach Einschätzung des Gremiums heute als rassistisch einzustufen sind. Also die bereits von Ihnen genannten Passagen, in denen bestimmte Menschengruppen als minderwertig dargestellt werden. … Das Gremium hat dies als durchaus rassistisch eingestuft. Der Verlag hat an der Sitzung teilgenommen und zugesichert, dass er eine Neuauflage in kurzer Zeit herausgeben will. Und zwar mit einer kritischen Kommentierung und wohl auch einer Distanzierung.

Balzer: Und wie soll so eine kritische Kommentierung genau aussehen?

Meier: Die Bundesprüfstelle hat keine Wortwahl diktiert, aber es wäre sicherlich erforderlich, dass deutlich gemacht wird, dass aus heutiger Sicht bestimmte Textzeilen als bedenklich von Seiten der Herausgeber eingestuft werden. ...

Das gesamte Gespräch mit Petra Meier können Sie bis zum 6.2.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio