Ruck-Redner und Bürger-King
Zunächst war Roman Herzog nur eine Verlegenheitslösung, denn der von Bundeskanzler Helmut Kohl favorisierte Steffen Heitmann hatte sich durch Aussagen über Ausländer und Frauen selbst ins Abseits bugsiert. Während seiner Amtszeit warb Herzog beständig für Reformen und eine neue Rolle Deutschlands. Berühmt wurde er durch seine "Ruck-Rede", beliebt war er bei den Bürgern für seine klaren Aussagen.
Zunächst war er nur ein Verlegenheitskandidat.
Roman Herzog: "Ich sage es bewusst auch an diejenigen, die mir ihre Stimme aus guten Gründen nicht geben konnten: Ich werde mich bemühen, das Amt so zu führen, dass Sie es am Ende bereuen werden, mich nicht gewählt zu haben.""
Doch schon in seiner Antrittsrede gab er die Richtung seiner künftigen Präsidentschaft vor.
"Ich will Deutschland so repräsentieren in den nächsten fünf Jahren, wie dieses Deutschland wirklich ist: friedliebend, freiheitsliebend, leistungsstark, und was mir fast das wichtigste erscheint, meine Damen und Herren: unverkrampft."
Deutschland war irritiert: wie konnte er ein Land "unverkrampft" repräsentieren wollen, dass so viel Unheil angerichtet hatte und seiner Geschichte noch auf Schritt und Tritt begegnete? Roman Herzog konnte. "Ich bitte um Vergebung für das, was Ihnen von Deutschen angetan worden ist", sagte er in Polen anlässlich des 50. Jahrestages des Warschauer Aufstandes am 1. August 1994. Für die deutsch-polnische Versöhnung ein Meilenstein, für Roman Herzogs Präsidentschaft stilbildend. Mit Kurt Tucholsky hatte er es halten wollen: "Hauptsätze, Hauptsätze, Hauptsätze".
Roman Herzog: "Das Ende des Trittbrettfahrens ist erreicht. Deutschland gehört zum Konzert der großen Demokratien, ob es will oder nicht."
In seiner ersten programmatischen Rede zur Außenpolitik im März 1995 forderte er eine neue weltpolitische Rolle Deutschlands. Und den Einsatz der Bundeswehr "im Interesse des internationalen Friedens".
"Die Qualität unseres Engagements muss unserem gewachsenen Gewicht entsprechen, sonst nimmt uns in der Welt auf Dauer niemand mehr ernst."
Roman Herzog wollte ein politischer Präsident sein. Er hielt mehr Reden als jeder seiner Vorgänger, die wie er fünf Jahre im Amt waren. Deutlich und unverkrampft und wenn es ging mit einer Prise Witz und Humor.
"Und schließlich, meine Damen und Herren, Beispiel Steuerreform: da muss ich sagen, dazu fällt mir nach der Entwicklung der letzten Tage überhaupt nichts mehr ein."
Am 26. April 1997 hielt er im wiedereröffneten Hotel Adlon in Berlin seine bekannteste Rede.
"Was ist los mit unserem Land? Im Klartext: der Verlust wirtschaftlicher Dynamik, die Erstarrung der Gesellschaft, eine unglaublich mentale Depression, das sind die Stichworte der Krise. Eine von Ängsten erfüllte Gesellschaft wird unfähig zu Reformen, und sie wird damit unfähig zur Gestaltung von Zukunft."
Der versammelten politischen Elite Deutschlands hielt der Bundespräsident eine Gardinenpredigt. Tenor: mehr Visionen, weniger Reformstau.
"Die Welt ist in Aufbruch, sie wartet nicht auf Deutschland, aber ich füge hinzu: Es ist auch noch nicht zu spät. Durch Deutschland muss ein Ruck gehen, wir müssen jetzt an die Arbeit gehen. Glauben wir doch endlich wieder an uns selbst. Dann liegen die besten Jahre noch vor uns. Danke."
Mit seiner Ruck-Rede wurde Roman Herzog zur Leitfigur für den lang ersehnten Aufbruch Deutschlands ins 21. Jahrhundert. Die "Bild"-Zeitung schwärmte: Herzog sei "das Staatsoberhaupt zum Anfassen, das eine Resopalküche hat, einfache Wahrheiten schätzt und auf Äußerlichkeiten keinen Wert legt".
"Ein Präsident zum Anfassen wollte ich nie sein, wohl aber ein Präsident zum Ansprechen und zum Verstehen, und ich hoffe, das ist mir einigermaßen geglückt."
Roman Herzog war zum Bürgerpräsidenten geworden oder wie der "Spiegel" schrieb: zum "Bürger-King". Zwei Drittel aller Deutschen hätten ihn gern weitere fünf Jahre im Amt gesehen, Herzog selbst war es der Lobeshymnen irgendwann genug. Denn erstens hatte er ja nur seine Pflicht getan,
"... und zweitens scheide ich, wie ich schon wiederholt gesagt habe, heute ja nur aus dem Amt und nicht aus dem Leben."
Roman Herzog: "Ich sage es bewusst auch an diejenigen, die mir ihre Stimme aus guten Gründen nicht geben konnten: Ich werde mich bemühen, das Amt so zu führen, dass Sie es am Ende bereuen werden, mich nicht gewählt zu haben.""
Doch schon in seiner Antrittsrede gab er die Richtung seiner künftigen Präsidentschaft vor.
"Ich will Deutschland so repräsentieren in den nächsten fünf Jahren, wie dieses Deutschland wirklich ist: friedliebend, freiheitsliebend, leistungsstark, und was mir fast das wichtigste erscheint, meine Damen und Herren: unverkrampft."
Deutschland war irritiert: wie konnte er ein Land "unverkrampft" repräsentieren wollen, dass so viel Unheil angerichtet hatte und seiner Geschichte noch auf Schritt und Tritt begegnete? Roman Herzog konnte. "Ich bitte um Vergebung für das, was Ihnen von Deutschen angetan worden ist", sagte er in Polen anlässlich des 50. Jahrestages des Warschauer Aufstandes am 1. August 1994. Für die deutsch-polnische Versöhnung ein Meilenstein, für Roman Herzogs Präsidentschaft stilbildend. Mit Kurt Tucholsky hatte er es halten wollen: "Hauptsätze, Hauptsätze, Hauptsätze".
Roman Herzog: "Das Ende des Trittbrettfahrens ist erreicht. Deutschland gehört zum Konzert der großen Demokratien, ob es will oder nicht."
In seiner ersten programmatischen Rede zur Außenpolitik im März 1995 forderte er eine neue weltpolitische Rolle Deutschlands. Und den Einsatz der Bundeswehr "im Interesse des internationalen Friedens".
"Die Qualität unseres Engagements muss unserem gewachsenen Gewicht entsprechen, sonst nimmt uns in der Welt auf Dauer niemand mehr ernst."
Roman Herzog wollte ein politischer Präsident sein. Er hielt mehr Reden als jeder seiner Vorgänger, die wie er fünf Jahre im Amt waren. Deutlich und unverkrampft und wenn es ging mit einer Prise Witz und Humor.
"Und schließlich, meine Damen und Herren, Beispiel Steuerreform: da muss ich sagen, dazu fällt mir nach der Entwicklung der letzten Tage überhaupt nichts mehr ein."
Am 26. April 1997 hielt er im wiedereröffneten Hotel Adlon in Berlin seine bekannteste Rede.
"Was ist los mit unserem Land? Im Klartext: der Verlust wirtschaftlicher Dynamik, die Erstarrung der Gesellschaft, eine unglaublich mentale Depression, das sind die Stichworte der Krise. Eine von Ängsten erfüllte Gesellschaft wird unfähig zu Reformen, und sie wird damit unfähig zur Gestaltung von Zukunft."
Der versammelten politischen Elite Deutschlands hielt der Bundespräsident eine Gardinenpredigt. Tenor: mehr Visionen, weniger Reformstau.
"Die Welt ist in Aufbruch, sie wartet nicht auf Deutschland, aber ich füge hinzu: Es ist auch noch nicht zu spät. Durch Deutschland muss ein Ruck gehen, wir müssen jetzt an die Arbeit gehen. Glauben wir doch endlich wieder an uns selbst. Dann liegen die besten Jahre noch vor uns. Danke."
Mit seiner Ruck-Rede wurde Roman Herzog zur Leitfigur für den lang ersehnten Aufbruch Deutschlands ins 21. Jahrhundert. Die "Bild"-Zeitung schwärmte: Herzog sei "das Staatsoberhaupt zum Anfassen, das eine Resopalküche hat, einfache Wahrheiten schätzt und auf Äußerlichkeiten keinen Wert legt".
"Ein Präsident zum Anfassen wollte ich nie sein, wohl aber ein Präsident zum Ansprechen und zum Verstehen, und ich hoffe, das ist mir einigermaßen geglückt."
Roman Herzog war zum Bürgerpräsidenten geworden oder wie der "Spiegel" schrieb: zum "Bürger-King". Zwei Drittel aller Deutschen hätten ihn gern weitere fünf Jahre im Amt gesehen, Herzog selbst war es der Lobeshymnen irgendwann genug. Denn erstens hatte er ja nur seine Pflicht getan,
"... und zweitens scheide ich, wie ich schon wiederholt gesagt habe, heute ja nur aus dem Amt und nicht aus dem Leben."