Roter Teppich für den neuen Chef

Von Blanka Weber · 23.01.2012
Der rote Teppich für den neuen ersten Mann am Weimarer Theater könnte nicht breiter sein: Einstimmig sprach sich der Aufsichtsrat dafür aus, den gebürtigen Dresdner Hasko Weber zum Intendanten des Thüringer Dreispartenhauses ab 2013 zu machen.
"Ich freue mich, dass es gelungen ist, mit Hasko Weber einen sehr renommierten Theatermann hier nach Weimar zu holen."

Christoph Matschie – Thüringes Minister für Kultur – wirkt sichtlich erfreut. Der rote Teppich für den neuen ersten Mann im Deutschen Nationaltheater könnte nicht breiter sein,.

"Wir haben gestern mehrere Stunden im Aufsichtsrat mit verschiedenen in Frage kommenden Kandidatinnen und Kandidaten gesprochen am Ende hat sich der Aufsichtsrat einstimmig für Hasko Weber ausgesprochen."

Er hatte bereits vor einem Jahrs einen Rückzug vom Intendantenposten in Stuttgart bekannt gegeben. 2013 wollte er sich neuen Aufgaben widmen. Die warten nun in Weimar:

"Man verliert dann unter Umständen auch ein bisschen aus dem Auge, was normal, was gut und was sehr gut ist und diese Erdung zu behalten, war mein Entschluss, das hatte vor einem Jahr mit Weimar noch nichts zu tun. Das ist dann jetzt zusammen gekommen."

Hasko Weber, geboren in Dresden, 48 Jahre alt. Chemnitz, Dresden, Stuttgart – so lauten die beruflichen Stationen. Seit 2005 ist er Intendant am Staatsschauspiel. Derzeit bereitet er die Wiedereröffnung des Hauses vor. Er inszeniert "Don Karlos" von Friedrich Schiller:

"In Weimar ist alles neu. Auch die Situation, ein Dreispartennhaus verantwortlich zu leiten ist für mich neu."

Er freue sich auf die Aufgabe, so Hasko Weber. Der Vertrag werde derzeit verhandelt, so der zuständige Minister. Man werde sich schon einig.
Stephan Märki, der jetzige Intendant, wechselt im Sommer nach Bern. Dort ist er bereits Direktor des Konzert-Theaters. Bern ist seine Geburtsstadt und die Schweiz wohl nun auch für ihn eine neue künstlerische Herausforderung. Weimar war nicht durchweg eine glückliche Zeit. Juristischen Ärger gilt es noch vor dem Landgericht Mühlhausen zu klären. Ein Cateringvertrag war der Auslöser dafür. Es ist eine Privatangelegenheit des noch-Intendanten. Hinzu kam der Ärger mit der vorherigen CDU-Landesregierung und den stringenten Fusionsplänen für Weimar und Erfurt. Die Landeshauptstadt streckte beide Hände nach der alten Dame DNT aus, doch Märki, die Staatskapelle und sein Ensemble dachten nicht an den Zusammenschluss – es entstand das "Weimarer Modell" ein Haustarifvertrag für die Künstler. Finanzieller Adlerlass für Eigenständigkeit. Nicht alle Schauspieler blieben. Das war vor zehn Jahren - nun kommen finanziell bessere Zeiten. Es gibt wieder mehr Geld vom Land für das DNT. Im kommenden Jahr sollen es 18 Millionen sein, fest zugesagt. Die Politik habe sich deutlich gewandelt, so Stephan Märki:

"Es hat ein wirklicher Paradigmenwechsel stattgefunden. Die jetzige Regierung erkennt in der Kultur nicht mehr eine lästige Kostenstelle, sondern sie erkennen eben die gesellschaftliche Relevanz."

Doch eines fehlt kontinuierlich auf der Bühne in Weimar: Die Klassiker, offenbar gerade in Weimar zu wenig im Repertoire – so lautet zumindest seit Jahren die Kritik. Auch die Handschrift der Regisseure - wie kürzlich beim Tankred Dorst Stück, findet mit all’ dem bluttriefendem Gemetzel nicht unbedingt ein Publikum - weder das eines Stadttheaters noch das einer überregional namhaften Bühne mit einer Handschrift. Auch hier wünscht die Politik eine neue Richtung - vorsichtig formuliert klingt das so vom Minister:

"Wir sind jetzt dabei mit der Entscheidung für den neuen Intendanten hier in Weimar auch das DNT neu auszurichten."

Mehr Kooperationen, mehr Öffnung, vielleicht sogar den Austausch mit dem Theater Erfurt - aber dann bitte auf Augenhöhe. Das Theater hat Standing. Hasko Weber auch. Er sucht einen neuen Weg, seinen Weg für das Haus. Konkretes mochte er heute nicht präsentieren. Doch ein Wort fällt besonders oft, wenn er über eine Stadt, ein Ensemble und die Verantwortung von Theater spricht: Das Wort Haltung.

"Überhaupt aufeinander zuzugehen. Insofern hat Haltung überhaupt gar keinen ideologischen Hintergrund, sondern das ist eine Positionierung, eine gesellschaftliche Formation wie jede Stadt ist, ob sie groß oder klein ist – ganz egal und daran ist man dann auch messbar."
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