Rosetti-Festtage im Ries

Musikalische Hausgötter

07.06.2015
Einst stand er auf einer Stufe mit Haydn und Mozart - dann war er lange Zeit vergessen, der Komponist Antonio Rosetti. Die Rosetti-Festtage im Ries haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Werk dieses Meisters und das seiner vergessenen Zeitgenossen zu reanimieren.
Im Abschlusskonzert des diesjährigen Festivals wird ein Abend nachgestellt, wie ihn die Wallersteiner Hofkapelle vor vielleicht 230 Jahren gestaltet haben könnte. Man hat einige Programmzettel gefunden, die die Werke nicht genau benennen, die durch Auflistungen wie "Ein KlavierConcert, gesetzt von Herrn Hauptmann Beckè" oder "Ein Fagot Concert von Rosetti, gespielt von Hoppius" doch Rätsel aufgeben. Nicht die genauen Werktitel, sondern stets nur Gattungen sind angegeben.
So versuchen die Initiatoren um den Dirigenten Johannes Moesus also die Annährung an diese Programmfolge, die sich durch eine wechselhafte Besetzung und eine üppige Konzertlänge auszeichnet. Das Programm könnte so im Jahre 1786 gespielt worden sein, die Werke waren Novitäten und konnten als Bestand der ehemaligen Hofbibliothek identifiziert werden.
Georg Feldmayr stand seit 1780 im Dienst des Fürsten Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein, dem Herrschergeschlecht im Ries, der Landschaft im Norden der heutigen Länder Bayern und Baden Württemberg. Feldmayr war Violinist und Tenorist. Nach Rosettis Weggang stieg er zum Kapellleiter auf. Der Wallersteiner Hofintendant Ignaz von Beecke hat insgesamt sechzehn Klavierkonzerte hinterlassen, das Konzert, das wir heute hören, entstand um 1780. Rosetti schrieb das B-Dur Fagottkonzert wohl 1781 – man kann annehmen, dass es am Wallersteiner Hof entstand, denn hier gab es mit Franz Czerwenka einen äußerst fähigen Fagottisten.
Der fünfte Programmpunkt gibt Rätsel auf: "Ein Waldhornkonzert, gesetzt von Fiala!". Dieser Komponist hat aber kein einziges Hornkonzert hinterlassen - oder es ist einfach keines erhalten. So haben sich die Programmmacher für ein Hornkonzert von Antonio Rosetti entschieden, und zwar für das in F-Dur.
Fest steht, dass im Wallersteiner-Liebhaber Konzert vom März 1786 die relativ selten gespielte B-Dur Sinfonie von Joseph Haydn mit der Ordnungszahl 77 zur Aufführung gelangte. Der Klassiker Haydn war der musikalische Hausgott des Fürsten Kraft Ernst, neben seinem eigenen Gott Rosetti selbstverständlich. Johannes Moesus und das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau öffnen bei diesem Abschlusskonzert den reich gefüllten Hausaltar auf Schloss Baldern im Ries.
Rosetti-Festtage im Ries 2015
Schloss Baldern, Festsaal
Aufzeichnung vom 7. Juni 2015
Carl Stamitz
Sinfonie F-Dur
Georg Feldmayr
"Wie schuldlos flohen ... Ihr Leben gleicht dem Silberbach"
Rezitativ und Romance für Tenor und Orchester
Ignaz von Beecke
Konzert für Klavier und Orchester D-Dur
Antonio Rosetti
Konzert für Fagott und Orchester B-Dur
Konzert für Horn und Orchester F-Dur
Joseph Haydn
Sinfonie B-Dur Hob. I: 77
Richard Resch, Tenor
Hanno Dönneweg, Fagott
Christoph Hammer, Hammerflügel
Joachim Bänsch, Horn
Bayerisches Kammerorchester Bad Brückenau
Leitung: Johannes Moesus