Room Escape Game

Gemeinsam gefangen

Ein Zellenschlüssel ist in der neuen Dauerausstellung im ehemaligen Gefängniskomplex am 27.11.2013 in Cottbus (Brandenburg) zu sehen.
Ein Zellenschlüssel steckt in einer Gefängnistür. © picture alliance / dpa / Patrick Pleul
Von Anja Nehls |
Room Escape Game - das ist ein Spiel für Menschen, die nicht gerne allein vor dem Computer sitzen. In einer Gruppe geht es darum, die Welt zu retten, einen Verbrecher zu finden oder sich aus einem Raum zu befreien. Unternehmen nutzen das Spiel, um das Gruppengefühl zu stärken.
"Herzlich willkommen bei Team Escape. Ihr habt gleich 60 Minuten und nur 60 Minuten, um Euch selbst aus dem Raum zu befreien, das heißt es ist ein Rennen gegen die Zeit, gebt richtig Gas im Raum, wenn ihr alle Informationen finden wollt, um das Rätsel zu lösen. Und Teamwork ist ganz entscheidend."
Spielleiter Malte Oberbecke schiebt fünf junge Männer zu einem fensterlosen 20 qm Raum in einem Kreuzberger Souterrain. Die 5 grinsen etwas verlegen. Alle 5 sind Mitarbeiter der Marketingabteilung im Hotel Adlon Kempinski und sollen jetzt als Team besser zusammenwachsen, erklärt Christian Zielinsky im Berufsleben zuständig für das Webmarketing:
"Wir sitzen nicht zusammen in einem Raum, sondern wir sitzen so ein bisschen im Hotel verteilt. Da spielt die Kommunikation natürlich eine ganz wichtige Rolle. Und wenn man tatsächlich in einem Raum eingesperrt ist, macht es natürlich doppelt so viel Spaß, deswegen sind wir ja so gespannt darauf, was jetzt passiert."
Gefangen in der DDR der 70er-Jahre
Die Tür geht auf und gleich wieder zu und die 5 finden sich in der DDR der 70er Jahre wieder. Rautentapete an der Wand. Beige-Braune Original Kunstledersessel und ein gerahmtes Honecker Bild über der Couch. Die Wohnung gehört einem mutmaßlichen Attentäter und die 5 Adlon Mitarbeiter schlüpfen in die Rolle der Stasi:
"Findet heraus, wer ist die Person, wer lebt da, was hat er vor, was für ein Verbrechen möchte er begehen. Wenn ihr alle richtigen Informationen findet, werdet ihr den Schlüssel finden, um Euch selbst aus dem Raum zu befreien. Und denkt dabei immer an suchen, sammeln, kombinieren."
Sofort reißen die 5 alle Schranktüren und Schubladen auf. Auf Bildern an der Wand sehen sie merkwürdige Ziffern, einige Schränke und versteckte Kisten sind mit Zahlenschlössern gesichert, aber in einer lackierten dunkelbraunen Kommode finden sie Flaschen mit einer blauen Flüssigkeit, außen auf den Flaschen kleben Fotos von Politikern mit einem Code – jetzt geht es nur noch um die richtige Reihenfolge:
"Walter Ulbricht war der erste, Friedrich Dickel, Heinz Hoffman, i Don´t know him, Erich Miieke, Mielke, Mielke, Dickel, Honni, das ist das Ende, der Honni ist der erste, da steht Code und Ende, und Ende ist Klaus Gysi und die anderen sind zwischendrin. Wie geil ist das denn. Kennt sich irgendjemand mit der DDR aus."
Nur Christian Zielinsky, als geborener Ossi. Die anderen sind entweder viel zu jung oder stammen nicht aus Deutschland. Kosin Lay, im Adlon der Chef der Truppe, hält sich hier also erstmal zurück. Das Kommando im Spiel übernehmen jetzt andere, z.B Tobias Radinger, der erst ein Jahr im Adlon mit dabei ist:
"Geht ihr bitte rüber, geht ihr bitte rüber ich drück, das sind die drei Lampen, kann das wer aufschreiben? Lang, lang kurz kurz , kurz, zweimal lang, dreimal kurz, sieben, sieben!. Telefonklingeln. Das Telefon, geht ans Telefon! Könnt Ihr nochmal bitte vorlesen."
Jeder übernimmt eine Aufgabe und tatsächlich: der Morsecode wird zum Zahlencode und der passt zu einem der Schlösser:
"Wir ham, wir hams, wir hams."
In einem Umschlag befindet sich dann eine maschinengeschriebene Mitteilung:
"Aufklärung hat ergeben, dass ein hohes Regierungsmitglied er DDR vergiftet werden soll."
Teamwork in einer Stresssituation
Die 5 Adlon Mitarbeiter glühen vor Anspannung und Begeisterung. Jeder versucht, so viel wie möglich herauszufinden, die Verteilung der Aufgaben im Spiel ergibt sich aber eher zufällig. Hierarchien in Job spielen hier keine Rolle. Für Christian Zielinsky und Tobias Radinger ist das eine erfreuliche Erkenntnis:
"Ich fand es dann doch erstaunlich, wie wir dann teilweise doch alle in die gleiche Richtung, ja wir haben doch alle sehr ähnlich gedacht. – Das ist eben Teamwork, jeder kann halt was übernehmen, was de andere auch könnte und da ist eben bei uns im Hotel ganz genau so, Wenn der eine mal ausfällt der anderweitig beschäftigt ist, muss der andere auch übernehmen und das hat sich im Spiel ja wieder bewiesen."
Manche Unternehmen gehen noch einen Schritt weiter. Bei sogenannten Assessment Centern schaut die Personalabteilung von außen zu, um geeignete Mitarbeiter zu finden. Christian Zielinsky kann sich so etwas vorstellen:
"Das ist natürlich eine Stresssituation, da kann man dann schon einige Züge erkennen. Wie reagiert der eine, ist der eher besonnen und überlegt oder ist das einer der sofort sich ranmacht und erst mal mechanisch versucht, alles zu lösen. Da kann man dann schon gewisse Tendenzen erkennen und dann muss man schauen, ob derjenige dann zum Team passt, natürlich. Wenn man schon einen sehr Besonnenen hat, warum soll man dann nicht einen nehmen, der wirklich lebhaft ist und dann versuchen, das Team auf ein schönes Level zu bringen, dass der eine auch den anderen fördert, dass der eine vom anderen lernen kann."
Die 5 vom Hotel Adlon haben den richtigen Umgang mit Morsecodes jetzt jedenfalls dem zu verdanken, der im Berufsleben noch Trainee ist. Eine gute dreiviertel Stunde hat es gedauert, bis der Schlüssel gefunden und das letzte Schloss geknackt ist. Gemeinsam, geschafft, ein gutes Gefühl:
"Juhuu, geschafft."
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