Wegen Nacktszene vor 55 Jahren

"Romeo und Julia" verklagen Filmstudio

06:18 Minuten
Ein leidenschaftlicher Kuss von Romeo and Julia aus dem Film von 1968. Regie: Franco Zeffirelli. OLIVIA HUSSEY spielt Julia und LEONARD WHITING Romeo.
Szene aus dem Film "Romeo and Julia" von 1968. Die beiden Hauptdarsteller Olivia Hussey und Leonard Whiting verklagen nun den Filmverleih. © imago / United Archives
Anna Wollner im Gespräch mit Gesa Ufer · 04.01.2023
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Olivia Hussey und Leonard Whiting fordern 500 Millionen Dollar Schadensersatz vom Filmstudio Paramount – wegen einer Nacktszene in "Romeo und Julia" aus dem Jahr 1968. An einen Erfolg der Klage glaubt unsere Filmkritikerin nicht.
Franco Zeffirellis preisgekrönter Film "Romeo und Julia" aus dem Jahr 1968 galt lange Zeit als die definitive Adaption von Shakespeares Bühnenklassiker. In den Titelrollen: Leonard Whiting und Olivia Hussey. "Romeo und Julia" war ihr großer Durchbruch. Für ihre Leistungen erhielten sie den Golden Globe als beste Nachwuchsdarsteller. Whiting war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 17, Hussey 15 Jahre alt.
Jetzt verklagen Whiting und Hussey die Produktionsfirma Paramount Pictures auf mehr als 500 Millionen Dollar Schadensersatz – wegen einer Nacktszene.

Worum geht es?

"Es gibt eine Bettszene mit den beiden, in der sein nackter Hintern und ihre nackten Brüste zu sehen sind", erklärt die Filmkritikerin Anna Wollner: Über ihren Brüsten liegt halb die Bettdecke, halb ihr langes braunes Haar. Anrüchig findet sie die Szene allerdings nicht: "Ich habe sie mir mehrfach angesehen und keinen Nippel oder Ähnliches gesehen, aus heutiger Sicht ist das sehr harmlos", sagt Wollner.

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Der Knackpunkt ist ein anderer: "Hussey und Whiting waren minderjährig und nach ihren Aussagen hat der 2019 verstorbene Regisseur Zeffirelli sich nicht an Absprachen gehalten. Er soll beiden zugesichert haben, dass sie eben nicht nackt zu sehen sein werden, sondern fleischfarbene Unterwäsche tragen und hat ihnen genau gezeigt, wo die Kamera steht und was gefilmt wird", so Wollner. An diese Absprache habe sich der Regisseur nicht gehalten.

Schauspielkarriere "negativ beeinflusst"

"Damals, das ist ein Argument nun für die Klage, gab es noch keine MeToo-Bewegung. Und mit 15 beziehungsweise 17 wussten die beiden sich nicht zu wehren." So habe die Szene ihre Schauspielkarriere nachhaltig negativ beeinflusst, so Anna Wollner über die Argumentation der Kläger.
Wollner glaubt allerdings nicht an einen Erfolg der Klage. Dass diese dennoch eingereicht wurde, erklärt sie mit neuen rechtlichen Rahmenbedingungen: "Es gibt in Kalifornien ein neues Gesetz, das die Verjährungsfrist sexuellen Missbrauchs vorübergehend aussetzt. Bis zum Jahreswechsel gab es eine Flut von Klagen."
Die Paramount Studios haben sich zu den Vorwürfen noch nicht geäußert.
(nho)
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