Rocken für die Völkerverständigung
Eine halbe Millionen Menschen besuchte das Festival "Haltestelle Woodstock" in Kostrzyn an der deutsch-polnischen Grenze. Und weil das Festival bislang nahezu unbekannt war in Deutschland, setzten die Veranstalter in diesem Jahr besonders auf die Zugkraft von deutschen Bands. Doch ob auch im nächsten Jahr wieder für die Völkerverständigung gerockt werden, kann ist derzeit noch ungewiss.
Als Campino heute in den frühen Morgenstunden mit den Toten Hosen die große Bühne betrat, da hatten sich nach Angaben der Veranstalter schon am ersten Tag rund 300.000 Besucher auf dem ehemaligen Militärgelände in einem Waldstück eingefunden, beim "the biggest in Europe Open Air Festival", wie groß über der hippiefarbenen und bannerbehängten Hauptbühne stand.
"Das war eigentlich mehr oder weniger ein Joke gewesen, und zwar hatten Knorkator, als sie die Festivalzusage bekommen haben, auf ihre Homepage geschrieben, sie spielen auf dem "the biggest in europe festival" … Und das hat denen von der Stiftung so gefallen - die Haltestelle heißt natürlich wirklich immer noch Przystanek Woodstock - aber ganz groß steht drauf: the biggest in europe festival."
Jens Lawrenz von der Kindervereinigung Frizz e.V. aus dem brandenburgischen Seelow. Er und andere hatten sich dieses Jahr noch mehr reingehängt, um das Festival auf deutscher Seite bekannter zu machen. Sie schlugen der Stiftung deutsche Bands vor und das Frizz erstellte erstmals eine deutsche Homepage.
Zum Dank durften sie mit hunderten polnischen Helfern zur Eröffnung auf die Bühne - und ihre Arbeit scheint sich ausgezahlt zu haben: Waren es letztes Jahr rund 1000 deutsche Gäste, kamen dieses Jahr ein paar Tausend mehr über die Grenze. Viele aus Brandenburg und Berlin, aber auch aus Freiburg, Heidelberg oder Köln:
"Ich kenne einen, der kommt aus Berlin und der war letztes Jahr dort, der hat es uns erzählt. Kriterium war auch, dass wir eh nach Polen wollten und das es eigentlich gerade auf dem Weg lag. Das ist das coolste Festival, was ich jemals gesehen habe, auf jeden Fall! Die Leute sind total genial, total verrückt. Vielleicht auch, weil es umsonst ist, dass halt alle Leute kommen können, egal ob sie jetzt Geld haben haben oder nicht und das sieht man den Leuten auch an, dass es halt irgendwie lässiger ist. Also, ich finde es cool, dass irgendwelche Heavy Metal-Leute neben Hare Krishnas laufen, dazu sieht man noch irgendwelche Nonnen oder Hippies, Punks. Das ist auch, glaube ich, so das Geheimnis von dem Festival. "
Und so gibt es extra aufgestellte Sprenkleranlagen neben der Bühne, die das Woodstock-adäquate Schlammbad und entsprechende Bilder ermöglichen. Das Festival ist ein auch großer bunter Spielplatz und Zirkus:
"Das ist ja 'ne Charity-Veranstaltung, und ich glaube schon, dass sich das Fernsehen da mit eingeklinkt hat. Ja, es ist halt 'ne Fernsehproduktion! Es ist sieht so aus, es ist eine und es wird eine bleiben. "
Glaubt Gero von Knorkator. Dennoch sind er und die Band wie alle anderen gerne und freiwillig gekommen: Ihr Lohn sind die Aussicht auf Eigenwerbung, eine große Kulisse und 100 Zloty, etwa 25 Euro pro Nase.
Für den nach einem Tag schon heiseren Veranstalter Jerzy Owsiak, der am liebsten Rammstein verpflichtet hätte, sind sie gute alternative Zugpferde, um seine Idee europaweit bekannter zu machen.
Diese steht groß im Untertitel: Liebe - Freundschaft - Musik - Rock’n’Roll. Und keine Gewalt - keine Drogen. Owsiak ist Chef einer nicht-kommerziellen Stiftung, die streng übersetzt "großes Orchester der weihnachtlichen Hilfe" heißt. Seit 1993 sammelt die Stiftung in der Adventszeit Geld vor allem für medizinische Geräte zur Versorgung krebskranker Kinder. Dazu gibt es im Januar polen- und mittlerweile auch europaweit weitere Benefiz-Konzerte. Das Festival selbst ist ein überdimensionales Dankeschönfest für die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Allein im letzten Jahr sammelte die Stiftung über neun Millionen US-Dollar, die unter anderem auch Opfer der Tsunami-Katastrophe als auch an irakische Krankenhäuser gespendet wurden.
Diese Idee, als auch die Begegnung zwischen Deutschen und Polen hat auch das Deutsch-Polnische Jugendwerk bewogen, sich dieses Jahr vor Ort zu präsentieren und die Deutsch-Polnische Infomeile finanziell zu unterstützen, so Anke Papenbrock.
"Es ist schon 'ne große Ausnahme unserer Arbeit und es ist auch wirklich nicht so typisch, für das was wir machen, aber in dem Moment, wo es halt dieses deutsch-polnische Engagement gibt, haben wir gesagt, wir unterstützen das. "
Die DLRG aus Frankfurt (Oder) ist mit 35 Mitarbeitern erneut vor Ort tätig, die Sicherheit wird von 6000 polnischen Jugendlichen der so genannten Peace Patrol gewährleistet und oben auf dem Hügel in dem Waldstück steht das Hare-Krishna-Zelt und lädt zu Meditation und vegetarischem Essen ein.
Dennoch ist die Zukunft des polnischen Woodstock in der knapp 20.000 Einwohner umfassenden Kleinstadt Kostrzyn nicht auf Dauer sicher, denn das Festival ist konservativen katholischen Kreisen ein Dorn im Auge, so Aleksandra Pawelczak, die Pressesprecherin der Stadt, die das Festival mit organisiert:
"Ich hoffe, und ich glaube, dass ist auch die gleiche Hoffnung, die die Stiftung teilt, wir treffen uns in Kostrzyn im nächsten Jahr wieder. Was natürlich in zwei Jahren passiert, kann man schlecht sagen, weil wir im nächsten Jahr Wahlen haben werden hier in Polen, und es kann sein, dass sich nach den Wahlen die politische Situation in Kostrzyn ein bisschen verändern wird. "
Hand in Hand für eine gute Sache und grenzenlose Völkerverständigung auf einem Festival, das in Deutschland so sicher nie stattfinden könnte, noch genehmigt würde, aber deshalb seinen speziellen Reiz hat. Und weil sie so gute Taten verbringen, so die Veranstalter, schien auch die meiste Zeit die Sonne, blieb der erwartete Regen aus. So gesehen, also ein weiterer Grund, im nächsten Jahr zur Haltestelle Woodstock zu fahren.
"Das war eigentlich mehr oder weniger ein Joke gewesen, und zwar hatten Knorkator, als sie die Festivalzusage bekommen haben, auf ihre Homepage geschrieben, sie spielen auf dem "the biggest in europe festival" … Und das hat denen von der Stiftung so gefallen - die Haltestelle heißt natürlich wirklich immer noch Przystanek Woodstock - aber ganz groß steht drauf: the biggest in europe festival."
Jens Lawrenz von der Kindervereinigung Frizz e.V. aus dem brandenburgischen Seelow. Er und andere hatten sich dieses Jahr noch mehr reingehängt, um das Festival auf deutscher Seite bekannter zu machen. Sie schlugen der Stiftung deutsche Bands vor und das Frizz erstellte erstmals eine deutsche Homepage.
Zum Dank durften sie mit hunderten polnischen Helfern zur Eröffnung auf die Bühne - und ihre Arbeit scheint sich ausgezahlt zu haben: Waren es letztes Jahr rund 1000 deutsche Gäste, kamen dieses Jahr ein paar Tausend mehr über die Grenze. Viele aus Brandenburg und Berlin, aber auch aus Freiburg, Heidelberg oder Köln:
"Ich kenne einen, der kommt aus Berlin und der war letztes Jahr dort, der hat es uns erzählt. Kriterium war auch, dass wir eh nach Polen wollten und das es eigentlich gerade auf dem Weg lag. Das ist das coolste Festival, was ich jemals gesehen habe, auf jeden Fall! Die Leute sind total genial, total verrückt. Vielleicht auch, weil es umsonst ist, dass halt alle Leute kommen können, egal ob sie jetzt Geld haben haben oder nicht und das sieht man den Leuten auch an, dass es halt irgendwie lässiger ist. Also, ich finde es cool, dass irgendwelche Heavy Metal-Leute neben Hare Krishnas laufen, dazu sieht man noch irgendwelche Nonnen oder Hippies, Punks. Das ist auch, glaube ich, so das Geheimnis von dem Festival. "
Und so gibt es extra aufgestellte Sprenkleranlagen neben der Bühne, die das Woodstock-adäquate Schlammbad und entsprechende Bilder ermöglichen. Das Festival ist ein auch großer bunter Spielplatz und Zirkus:
"Das ist ja 'ne Charity-Veranstaltung, und ich glaube schon, dass sich das Fernsehen da mit eingeklinkt hat. Ja, es ist halt 'ne Fernsehproduktion! Es ist sieht so aus, es ist eine und es wird eine bleiben. "
Glaubt Gero von Knorkator. Dennoch sind er und die Band wie alle anderen gerne und freiwillig gekommen: Ihr Lohn sind die Aussicht auf Eigenwerbung, eine große Kulisse und 100 Zloty, etwa 25 Euro pro Nase.
Für den nach einem Tag schon heiseren Veranstalter Jerzy Owsiak, der am liebsten Rammstein verpflichtet hätte, sind sie gute alternative Zugpferde, um seine Idee europaweit bekannter zu machen.
Diese steht groß im Untertitel: Liebe - Freundschaft - Musik - Rock’n’Roll. Und keine Gewalt - keine Drogen. Owsiak ist Chef einer nicht-kommerziellen Stiftung, die streng übersetzt "großes Orchester der weihnachtlichen Hilfe" heißt. Seit 1993 sammelt die Stiftung in der Adventszeit Geld vor allem für medizinische Geräte zur Versorgung krebskranker Kinder. Dazu gibt es im Januar polen- und mittlerweile auch europaweit weitere Benefiz-Konzerte. Das Festival selbst ist ein überdimensionales Dankeschönfest für die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Allein im letzten Jahr sammelte die Stiftung über neun Millionen US-Dollar, die unter anderem auch Opfer der Tsunami-Katastrophe als auch an irakische Krankenhäuser gespendet wurden.
Diese Idee, als auch die Begegnung zwischen Deutschen und Polen hat auch das Deutsch-Polnische Jugendwerk bewogen, sich dieses Jahr vor Ort zu präsentieren und die Deutsch-Polnische Infomeile finanziell zu unterstützen, so Anke Papenbrock.
"Es ist schon 'ne große Ausnahme unserer Arbeit und es ist auch wirklich nicht so typisch, für das was wir machen, aber in dem Moment, wo es halt dieses deutsch-polnische Engagement gibt, haben wir gesagt, wir unterstützen das. "
Die DLRG aus Frankfurt (Oder) ist mit 35 Mitarbeitern erneut vor Ort tätig, die Sicherheit wird von 6000 polnischen Jugendlichen der so genannten Peace Patrol gewährleistet und oben auf dem Hügel in dem Waldstück steht das Hare-Krishna-Zelt und lädt zu Meditation und vegetarischem Essen ein.
Dennoch ist die Zukunft des polnischen Woodstock in der knapp 20.000 Einwohner umfassenden Kleinstadt Kostrzyn nicht auf Dauer sicher, denn das Festival ist konservativen katholischen Kreisen ein Dorn im Auge, so Aleksandra Pawelczak, die Pressesprecherin der Stadt, die das Festival mit organisiert:
"Ich hoffe, und ich glaube, dass ist auch die gleiche Hoffnung, die die Stiftung teilt, wir treffen uns in Kostrzyn im nächsten Jahr wieder. Was natürlich in zwei Jahren passiert, kann man schlecht sagen, weil wir im nächsten Jahr Wahlen haben werden hier in Polen, und es kann sein, dass sich nach den Wahlen die politische Situation in Kostrzyn ein bisschen verändern wird. "
Hand in Hand für eine gute Sache und grenzenlose Völkerverständigung auf einem Festival, das in Deutschland so sicher nie stattfinden könnte, noch genehmigt würde, aber deshalb seinen speziellen Reiz hat. Und weil sie so gute Taten verbringen, so die Veranstalter, schien auch die meiste Zeit die Sonne, blieb der erwartete Regen aus. So gesehen, also ein weiterer Grund, im nächsten Jahr zur Haltestelle Woodstock zu fahren.