Roboter für Jedermann

Von Michael Engel |
Auf der CeBIT zeigen Unternehmen erste Roboter, die für Otto Normalverbraucher entwickelt wurden - beispielsweise auf Basis der Spielzeug-Roboter von Lego. Noch sind sie zu teuer, aber in den kommenden Jahren sollen sie in Serie gehen. Bis dahin leisten sie ihre Dienste vor allem in wissenschaftlichen Laboren.
Linda: "Hallo, wer hat Lust auf ein kleines Spielchen?"

Das ist Linda. Eine Roboterin. Genauer gesagt: Nur ihre Stimme, die nicht vom Roboter selbst, sondern von einem externen Lautsprecher zu hören ist.
Und das ist der zweite - der körperliche Teil von Linda. Die Roboterdame besteht aus Legosteinen, misst 30 Zentimeter und trägt - wie die berühmte Käsedame aus Holland - eine rotweiß-karierte Bluse, weißes Häubchen und Schürze.

Fliedner: "War so 'ne Idee. Wir haben es zwischendurch auch so gemacht, dass wir die mit holländischer Sprachausgabe betrieben haben, dann klingt’s also richtig holländisch."

Roboter sind groß im Kommen, dachte sich Gerhard Fliedner, und so entwickelte der pfiffige Informatiker ein Sprachprogrammierungssystem, um preiswerte Lego-Roboter aus dem Baukasten mit Leben zu erfüllen.

Linda: "Will sonst noch jemand sein Glück versuchen?"

Während Linda spricht, bewegt sich die Legodame auf Rädern hin und her und fuchtelt mit ihren stabförmigen Armen.

Fliedner: "Lego klingt natürlich nach Kinderspielzeug. Das heißt also, es soll tatsächlich so sein, dass man relativ früh anfangen kann, mit diesem System zu arbeiten, dass auch Kinder – sagen wir mal so ab zehn bis zwölf Jahren – sich tatsächlich über dieses spielerisch rantasten können in den Bereich 'Wie kann ich Roboter programmieren?'"

Das System erzeugt nicht nur Sprache, es reagiert auch – zum Beispiel auf Messebesucher:

Linda: "Würdest Du mir deinen Namen verraten?"
Claudia: "Ja, ich heiße Claudia."
Linda: "Hallo Claudia, schön dich zu sehen. Aus welcher Stadt kommst Du?"
Claudia: "Ich komme aus Saarbrücken."
Linda: "Saarbrücken! Echt jetzt"

Gerade einmal 200 Euro kostet das Spielzeug, Roboter und Sprachprogramm inklusive. Linda "versteht" nur das, was ihr vorher "eingetrichtert" wurde.

Fliedner: "Wir wollen, dass der Benutzer sich sein eigenes Modell, seinen eigenen Roboter baut und diesen mit Sprache steuert. Da sind der Fantasie eigentlich keine Grenzen gesetzt."

Linda:"Wer will noch mal, wer hat noch nicht?"

Man kann Sprachanweisungen aber nicht nur mit einem Legoroboter verknüpfen. Mit dem System lässt sich auch das Licht im Wohnzimmer dimmen. Wer möchte, kann so auch seinem PC Anweisungen geben – zum Beispiel Programme starten.
Das ist "VolksBot". Ebenfalls ein Roboter für Jedermann. VolksBot hat die Größe eines Computer-Gehäuses und rollt auf vier Rädern. Entwickelt wurde das Gerät vom Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme. Entwicklungsingenieur Thomas Wisspeintner:

Fliedner: "Wir hoffen sicherlich, dass die mobile Robotik in naher Zukunft eine größere Verbreitung bekommen wird. Und wir arbeiten auch daran, gerade in der Öffentlichkeit auch ein Bewusstsein zu schaffen und die Möglichkeiten aufzuzeigen, die in solchen Systemen liegen, dass dann auch Produkte kommen werden."

Der Name ist gezielt gewählt. "VolksBot" soll Otto Normalverbraucher darauf einstimmen, dass Roboter schon in naher Zukunft auch in Privathaushalten als Dienstleister zur Verfügung stehen. Erste Produkte gibt es schon: Roboter, die Staub saugen.

Fliedner: "Die Leistungsfähigkeit solcher Systeme ist sicherlich noch begrenzt. Das bedeutet also, wenn man dann Kosten und Nutzen von solchen Systemen gegenüber stellt, dann ist das sicherlich noch keine Rechtfertigung für den Kauf von solchen Systemen. Trotzdem gibt es sicherlich Technikverliebte, die so ein System kaufen."

VolksBot fährt automatisch durch ein Zimmer, ohne anzuecken, und erstellt dabei eine digitale Karte: mit Ortsangaben über Möbel und Wänden. Der Wissenschaftler wollte vorerst nur herauszufinden, wie teuer so ein anspruchsvolles, autonom agierendes System überhaupt ist. Vor allem preiswert sollte VolksBot sein.

Fliedner: "Wir versuchen größtenteils, soweit es geht, uns an industrielle Standards zu halten."

"VolksBot" wurde mit Teilen quasi aus dem Baumarkt um die Ecke zusammengesetzt: Profilschienen, Elektromotor, Reifen – alles von der Stange. Nur das autonom agierende Steuersystem ist eine Eigenentwicklung. Kosten: 5000 Euro. Das ist gut, meint der Wissenschaftler, aber es muss noch billiger werden, damit die stählernen Gesellen – wie einst der Käfer – millionenfach verkauft werden können.

Bisher gibt es den Volksbot in wissenschaftlichen Varianten für Institute.

Fliedner: "Sicherlich muss so ein Roboter über einen guten Manipulator verfügen. Das heißt, er muss natürlich Türen öffnen können, Gegenstände holen und suchen können. Auch finden. Der sollte auch in der Lage sein, den Tagesablauf von bestimmten Personen ein bisschen zu ordnen, also zum Beispiel die Erinnerung geben, die Medizin zu nehmen."

Im Labor funktioniert es schon – im Alltag jedoch noch nicht. Aber in zehn Jahren – so die Prognose des Robotik-Experten – könnten schon viele Volksroboter durch Privathaushalte rollen.