Robin Ticciati und das DSO Berlin

Toteninsel und Feuervogel

Der Chefdirigent des DSO Berlin, Robin Ticciati
Der Chefdirigent des DSO Berlin, Robin Ticciati © Kai Bienert/DSO Berlin
Moderation: Volker Michael · 21.02.2020
Russisch-polnisch ist das Programm. Chefdirigent Robin Ticciati und sein DSO Berlin spielen Strawinskys "Feuervogel", Rachmaninows "Toteninsel" oder Chopins f-Moll-Konzert mit Jan Lisiecki am Klavier.
Farbenprächtig und kontrastreich gestaltet sich der Abend, der den Abschluss einer Europatournee des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin mit seinem Chefdirigenten Robin Ticciati und dem kanadisch-polnischen Solisten Jan Lisiecki bildet. Düster-melancholisch klingt die sinfonische Dichtung Sergej Rachmaninows, die dieser auf das Gemälde "Die Toteninsel" von Arnold Böcklin verfasst hat. Das Bildwerk existiert in mehreren helleren und dunkleren Varianten in verschiedenen Galerien, unter anderem auch in der Alten Nationalgalerie Berlin.
Die Toteninsel, Zeichnung von Max Klinger nach Arnold Böcklin
Die Toteninsel, Zeichnung von Max Klinger nach Arnold Böcklin© imago images / Artokoloro
Dass Adolf Hitler dieses Schlüsselkwerk des Symbolismus geliebt und gekauft hat, dafür können weder Maler noch Komponist etwas. Bereits 1909 hat Rachmaninow das Bild im wahrsten Sinne "vertont", sowohl die Ruderschläge als auch die "unerreichbare" Insellage. Ebenso scheinen die musikalische Todes-Tradition in Form des Dies-Irae-Motivs in dem Meisterwerk des Mannes durch, der vor allem als Klaviervirtuose (in seinen eigenen schwer spielbaren Klavierkonzerten) bekannt geworden ist.

Aufs Klavier fixiert

Nicht weniger auf das Klavier fixiert war Fryderyk Chopin, der Exilkünstler, der zum Synonym der polnischen Musikkultur geworden ist und wie kaum ein anderer Musiker für einen unerreichbar subjektiven Klavierstil steht. In seiner Jugend, noch bevor er Warschau für immer verlassen hat, komponierte er seine beiden Klavierkonzerte in e-Moll und f-Moll.
Sie werden bis heute regelmäßig aufgeführt und gerade auch wieder von jungen Pianisten (häufig mit polnischem Hintergrund) neu entdeckt und für ein dem seichten Romantizismus gegenüber kritisch eingestellten Publikum attraktiv gemacht. Im Wochenabstand präsentieren wir zwei Beispiele dafür. An diesem Abend Jan Lisiecki mit dem f-Moll-Konzert und dem DSO Berlin, eine Woche darauf: Rafał Blechacz mit der Filharmonia Poznańska in einer Aufnahme aus dem Konzerthaus Berlin.
Der Pianist Jan Lisiecki
Der Pianist Jan Lisiecki© Christoph Köstlin/DSO Berlin
Der zweite Teil des Konzerts gehört voll und ganz der kompletten Ballettmusik von Igor Strawinskys Märchenerzählung "Der Feuervogel". Sie gehört zu Trias der drei revolutionären Pariser Tanzstücke, die der russische Komponist für die Ballets Russes von Sergej Diaghilew komponiert und damit der Musikgeschichte eine denkbar andere Richtung gegeben hat. Eine gehörige Portion Exotismus trifft hier auf Lust an Provokation, große Professionalität und Fantasie.
Kostümentwurf von Leo Bakst für die Erstaufführung des Balletts "Der Feuervogel" von Igor Strawinsky und Sergej Diaghilew 1910.
Kostümentwurf von Leo Bakst für die Erstaufführung des Balletts "Der Feuervogel" von Igor Strawinsky und Sergej Diaghilew 1910.© imago images / United Archives International
Neben Petruschka und Le Sacre du Printemps wirkt die Geschichte um den segenspendenden Großvogel zwar regelrecht kindgerecht, doch Erotik und Grausamkeit spielen auch in diesem Märchentanztheater eine Rolle, wenn es darum geht, dass der junge Zarewitsch die dreizehn Jungfrauen aus der Gefangenschaft des bösen Zauberers zu befreien versucht.
Das gesamte Pausengespräch mit Jan Lisiecki und Robin Ticciati können Sie hier nachhören:
Live aus der Philharmonie Berlin
Sergej Rachmaninow
"Die Toteninsel" für Orchester
Frédéric Chopin
Konzert für Klavier und Orchester f-Moll op. 21
ca. 20.55 Uhr Konzertpause, darin: Gespräche mit dem Solisten Jan Lisiecki und Chefdirigent Robin Ticciati
Igor Strawinsky
"Der Feuervogel" (vollständige Ballettmusik)

Jan Lisiecki, Klavier
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Robin Ticciati

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