Robert Schumanns Klavierquintett

Musik voller Kraft und Frische

Porträt von Clara Schumann
Mehr als nur Muse: Clara Schumann, die Frau hinter dem Klavierquintett ihres Mannes Robert Schumann © imago/United Archives
Moderation: Mascha Drost · 22.07.2018
Virtuos und intim, romantisch durch und durch: Als Robert Schumann sein Klavierquartett 1842 komponierte, legte er den Grundstein für eine Gattung. Um den ersten darin entstandenen Satz gleich mit "Allegro brillante" zu überschreiben.
Nachdem seine drei Streichquartette op. 41 im Leipziger Gewandhaus einen großen Erfolg verbuchen konnten, nahm Robert Schumann direkt eine Fortsetzung in Angriff. Weil auch seine Frau – die Klaviervirtuosin und Komponistin Clara Schumann – herausgefordert werden sollte, kombinierte er die soeben erschlossene Gattung des Streichquartetts kurzerhand mit dem Instrument seiner Frau. Das am 23. September 1842 begonnene Klavierquintett Es-Dur op. 44 bezeichnete Schumann bereits fünf Tage danach als "ziemlich fertig", um nur einen Monat danach in ähnlich kurzer Zeit das ebenfalls in Es-Dur stehende Klavierquartett op. 47 nachzureichen.

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Brillant und effektvoll

Der Schaffensrausch, dem Schumann in diesen Tagen verfallen war, drückt sich im schwungvollen Charakter des Quintetts direkt aus. Clara Schumann jedenfalls fand im Opus 44 ihres Mannes "Kraft und Frische", nannte es "äußerst brillant und effektvoll". Ein reines Jubelfest in Es-Dur allerdings ist das Klavierquintett nicht, zu oft neigt sich die Grundtonart ihrer Mollparallele zu, wenngleich das imposante, mit einem Septimsprung anhebende Hauptthema zunächst die Oberhand behält. Doch der zweite Satz – "in der Art eines Marsches" – kehrt die Schattenseiten hervor: Das kleine Instrumental-Drama bringt einen Trauerzug auf die Bühne, der durch den ätherischen C-Dur-Schluss allerdings eine versöhnliche Wendung nimmt.

Duldsam und ergeben

Peter Tschaikowsky, der Schumanns Klavierquintett 1875 eine Besprechung gewidmet hat, sah hier "stille Ergebenheit in die Vorsehung" am Werk, spürte "Bereitschaft zum selbstlosen Erdulden der unabwendbaren Schläge des Schicksals". Das Scherzo kann dies nicht vergessen machen, und auch das Finale knüpft zunächst an die Moll-Stimmung des zweiten Satzes an. Doch in seinem Anspruch, Resümee des gesamten Werks zu sein, werden in einem Fugato die Hauptthemen der beiden Ecksätze übereinander getürmt: Kompositorische Meisterschaft bündelt die widerstreitenden Gemütslagen der vorangegangenen Sätze zu einem strahlenden Ausklang. Für Tschaikowsky gehörte dies "zu den unerklärlichen Offenbarungen genialen Schöpfertums, vor denen sich der Musiker nur ehrfurchtsvoll verneigen kann." Ein anderer Verehrer des Werks – und seiner Widmungsträgerin Clara Schumann – war Johannes Brahms, der das Quintett 1854 für Klavier zu vier Händen bearbeitete.